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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hanks
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der Vorstellung, er könne in die Nähe der Adeligen gerückt werden. „Ich wäre Eurer Hoheit zu jedem Dank verpflichtet ...“
       „Schon gut, mein Lieber. Schon gut. Noch seid Ihr’s ja nicht! Schickt mir jetzt erst mal den Rotwein aufs Schloss und was Ihr sonst noch so entbehren könnt, dann sehen wir weiter! Im Übrigen wäre dann noch zu klären, was Ihr bereit seid für die Hebung Eures Standes abzutreten. Wie ich aber bereits sagte, hängt das alles nicht alleine von mir ab. Wenn ich meiner Frau über Euer Verhalten den Mündel gegenüber berichtet habe, und sie zufrieden ist, können wir weiterreden.“
       „Selbstverständlich, Euer Ehren! Selbstverständlich! Und glaubt mir nur, dass Euer Gnaden, im Falle einer Erhebung, sehr zufrieden mit meinen Abgaben sein werden!“
       „Wo Er das, was Er verspricht nur alles her hat!“ wunderte sich Boos ärgerlich, ahnte er doch schon immer, dass dieser Bacher ihn betrügen würde.
       „Alter Familienbesitz und zudem vom Munde abgespart!“ versicherte Bacher treuherzig.
       „Vom Munde abgespart?“ wurde Boos jetzt richtig ärgerlich. „So seht Ihr mir allerdings nicht aus, mein Lieber! Wollt Ihr mich an der Nase herum führen?“
       „Na ja“, fing der erwischte Lügner eine halbherzige Erklärung an, „ich werde von den umliegenden Kleinbauern oft um Hilfe gebeten und als Dank werden mir oft Einladungen ausgesprochen ...“
       „Spart Euch die Worte, Mann!“ unterbrach ihn der Graf. „Ich gönne Euch Euren Bauch, nur gönnt mir auch den Meinen! Ich verlange von euch in Zukunft höhere Abgaben, ob mit oder ohne neuen Titel! Auf die Bälger kann ich natürlich nicht warten. Schickt sie mir mit meinem Wein auf das Schloss und zwar binnen dreier Tage, sonst ist’s Essig mit Eurem Titel!“
     
       Bei den Kuhlen war die Stimmung indes prächtig. Die erkrankten Salzmänner hatten sich bestens erholt und Anselm, der Theosoph war gerne, auf Einladung der Männer noch einige Tage geblieben, was Randolf die Möglichkeit gab ihm Löcher in den Bauch zu fragen. Sie machten Streifzüge in die Natur und Randolf lernte die Welt mit neuen Augen zu sehen. Bei ihren Wanderungen über die Hänge und Hochebenen zwischen Bregenzer Wald und Allgäuer Alpen war viel zu entdecken: Weideröschen, die mit ihren hundertfachen, pinkfarbenen Blütenbällchen in der Sonne prahlten, ultrablaue Preiselbeerbüsche oder schwarz-gelbe und eilig dahinflitzende Feuersalamander nach einem Sonnebad auf grau-weiß geädertem Fels. All das war ein beeindruckendes Naturschauspiel, aber im Vordergrund musste das Erlernen der geheimen Kräfte der Natur stehen. Anselm erklärte, dass man aus Kamille und Fett eine Salbe rühren kann, die Nasenbluten stillt, dass man gegen Gicht ein Elixier aus Bärlapp braucht oder, dass man den Wasserdost gegen die Bisse giftiger Schlangen einsetzen konnte.
       Es waren schöne Tage. Das Sonnenlicht brachte die klare Bergluft über den saftigen Bergwiesen zum flirren, schneeweiße Wolken standen wie Wattebällchen am tiefblauen Himmelszelt, aus der Ferne hörte man Glockengeläut und ein Hirtenhund bellte seine kleine Herde Ziegen zusammen.
       Anselm und Randolf legten auf einer warmen Felsplatte eine Pause ein und ließen sich von einer leichten Brise, die am Hang in die Höhe aufstieg, die schwere, würzige Luft um die Nase wehen. Das Bellen des Hirtenhundes kam näher und kurz darauf zog auch schon eine kleine Meute von meckernden Ziegen über den Saumpfad, der vor ihrer Felsplatte verlief. Ein Hirte mit langem Krummstab und überdimensionalem Schlapphut grüßte freundlich und blieb auf ein Schwätzchen stehen: „Der Winter wird hart werden!“ sann er auf seinen Stab gestützt vor sich hin.
       „Wie kommt Ihr zu dieser Meinung, guter Mann?“ fragte Randolf.
       „Nun, junger Freund, lass es mich erklären: Die Winter werden immer streng, wenn die Büsche so voll Beeren hängen und schaut nur, wie früh sich die ersten Vogelschwärme gen Süden aufmachen!“
       Richtig, jetzt wo ihn der alte Hirte darauf aufmerksam gemacht hatte, fielen ihm auch die sich bereits sammelnden Vögel auf.
       „In den Höhen hat es bereits den ersten Schnee gegeben!“ fuhr der Hirte fort. „Wer noch in diesem Jahr nach Süden will, sollte sich bald über die Pässe machen, bevor er später im Eissturm erfriert!“
       Der alte Mann, mit seinem eben so alten, verzausten aber quietschvergnügten Hund machte sich wieder auf den

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