Die Wolkenkinder
eher von der gemütlichen Sorte.
Ein gutes Stück vor dem Hof begegneten sie einigen Waschweibern, die mit frisch gewaschener Wäsche in triefenden Weidekörben auf dem Weg zurück zum Hof waren. „Einen schönen Tag, die jungen Herren!“ flöteten die ansonsten reichlich frechen Matronen ihnen entgegen, was die Angesprochenen ziemlich verwirrte, sodass sie sich zunächst umsahen, ob nicht noch jemand anders in der Nähe war, der gemeint sein könnte. Da war aber niemand.
„Was war den das eben?“ wunderte sich Randolf, zu den anderen gewand.
„Hab’ ich mich auch schon gefragt!“ antwortete Dietbert, der ebenfalls ziemlich überrascht war.
„Jedenfalls stimmt hier was nicht!“ meinte Lothar.
Etwas später, als sie durch das Tor zum Hof ritten, grüßte die Wache freundlich von seiner Mauer herunter und Randolf musste erneut ziemlich stutzen.
„Irgendwie ist unser Ansehen hier in den letzten Tagen enorm gestiegen!“ stellte er fest.
„Keine Frage!“ bestätigte Dietbert. „Fragt sich bloß, womit das zusammen hängt!“
„Uns kann’s egal sein, Hauptsache wir werden nicht mehr wie dreckige Putzlappen behandelt“, war Lothar zufrieden.
Kaum danach brachten sie ihre staubigen Reittiere vor dem klotzigen Haupthaus aus rotem Buckel-Sandstein zum stehen und banden sie dort an. Aufgrund ihrer augenscheinlichen neuen Wichtigkeit guten Mutes, erklommen sie die drei Stufen zur mächtigen Eingangstür und ließen den Löwenkopfklopfer mehrfach auf sein Anschlagbrett fallen. Eine adrette Magd öffnete und säuselte überfreundlich: „Unser Herr erwartet euch bereits! Tretet ein!“
In der guten Stube hatte Eugen Bacher es sich seit einiger Zeit bequem gemacht und darüber nachgedacht, wie er die Mündel dazu bringen konnte, bei ihrem Besuch auf dem Schloss, dazu beizutragen, das er Hofmarkherr werden würde.
„Ah, meine jungen Freunde!“ überfiel er die verblüfften Ankömmlinge mit einer süßlichen Singsang-Stimme. „Nehmt Platz! Essen und Trinken kommt gleich! Ich habe einige Überraschungen für euch vorbereitet!“
Nachdem eine Magd für sie aufgetragen hatte, fuhr der Großbauer fort: „Wie ihr wisst, war ich euch seit jeher freundlich gesonnen“ - davon wussten die Jungs allerdings nicht viel - „und jetzt ist es mir gelungen, euch am Hof zu empfehlen!“ Den Jungs blieb fast gleichzeitig ihr Getränk im Halse stecken. „Ihr habt die große Ehre, eine Fuhre meiner besten Erzeugnisse als Huldigung an den Hof zu bringen. Dafür habe ich euch extra ausgesucht – ich hätte auch so manch anderen nehmen können - aber nein, ich vertraue euch!“
Da stimmt doch was nicht, dachte Randolf. Freiwillig macht der das doch nie und nimmer.
„Nun, was erwarte ich dafür von euch“, fuhr der Bauer fort. „Ihr macht unserem Hof alle Ehre und lobt eure Behandlung hier! Ihr lobt vor allem mich, der euch so gut behandelt! Ich will euch ja nicht drohen, aber selbstverständlich werde ich über jede eurer Äußerungen informiert sein! Ich hoffe wir verstehen uns!“
Randolf, der langsam ahnte, woher der Wind wehte, wurde keck: „Könnten wir tun. Aber was springt für uns dabei raus?“
Dem Bauern verschlug es die Sprache. Hatte er da eben wirklich richtig gehört, hatte diese kleine Wanze ihm gegenüber Forderungen gestellt? Er war kurz davor hochzuschnellen, sich diesen kleinen Köter zu schnappen und ihm... riss sich jedoch zusammen, schaute tief in seinen Rotweinpokal und fragte durch zusammengebissene Zähne: „Was wollt ihr?“
„Och, da fällt mir so Einiges ein!“ bekam Randolf jetzt Oberwasser. „Neue Kleidung, freien Ausgang, gute Bezahlung, ein schönes Zimmer, angenehme Arbeit ...
„Unterricht durch den Herrn Pastor!“ war Lothar wichtig.
„Und ich will wieder zu den Kuhlen zurück!“ verlangte Dietbert.
„Woher wisst ihr, dass ihr das wert seid?“ fragte der Bauer mit deutlicher Drohung in seiner spitzen Stimme.
„Machen wir es kurz“, setzte Randolf an. „Wenn wir es nicht wert sind, dann lasst uns augenblicklich verprügeln, sind wir es wert, dann reden wir erst gar nicht lange!“
„Du bist ein schlauer Fuchs, Randolf! Ich habe dich anscheinend völlig unterschätzt! Ich sage euch was: Obwohl ihr es nicht wert seid, ich aber meinen guten Tag habe, gewähre ich euch eure Bitten. Sollte mir aber zu Ohren kommen, dass ihr undankbar ward, werde ich erst
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