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Die Wolkenkinder

Die Wolkenkinder

Titel: Die Wolkenkinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Hanks
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Ruhe geben, bis ihr geschliffen vor meinen Füßen liegt! Ich hoffe, das war deutlich genug!“
       „Kann man nicht anders sagen!“ bestätigte Randolf sehr zufrieden und insgeheim schon neue Vorteile sehend, denn offensichtlich brauchte dieser Mensch ihre wohlwollenden Äußerungen dem Graf gegenüber.
       „Also abgemacht!“ war es dem Bauern jetzt eilig. „Ihr bekommt, was ihr wollt und dafür empfehlt ihr mich bei unserem Grafen!“
       „Abgemacht!“ waren die Jungs zufrieden.
     
       Neu ausstaffiert und auf richtigen Rössern trabten die Jungs nun, in gehobenem Selbstbewusstsein, über holprige Feldwege Richtung Stadt, im Schlepptau einen pferdegezogenen Leiterwagen mit jeder Menge freiwilliger Gaben an den Herrn Grafen, auf dem der Bauer seinen Sohn als Lenker platziert hatte.
       Randolf, der die Stadt immer nur von außen gesehen hatte, war überwältigt: gepflasterte Straßen, frisch getünchte Herrenhäuser mit richtigen Glasfenstern, Verkaufsstände und ein quirliges Leben mit spielenden Kinder, bellenden Hunden und schreienden Fuhrleuten – sagenhaft! Quer durch die Stadt zog der kleine Tross auf das Schloss zu. An der weit vor dem Schloss liegenden barock verschnörkelten Portal kreuzten zwei Wachsoldaten in italienischer Prunkrüstung mit Spitzhaube die Hellebarden: „Wer seid Ihr? Was führt euch zu uns?“
       Dietbert, der vorne ritt und sich in seinen neuen Klamotten diesen Soldaten mindestens ebenbürtig fühlte, antwortete in gelassenem, fast überheblichem Ton: „Wir sind Abgesandte vom Trombacher Hof, der Graf erwartet uns!“
       „So, so? Ach ja!“ klang es herablassend von hinter dem Tor her. Und es dauerte nicht lange und ein kleiner, dicker, noch prunkvoller gekleideter Soldat – sein riesiger Helmbusch schillerte rot, gelb und blau – betrat stolzierend die Bühne. „Ihr seid die Bälger, die uns der Kuhbauer da draußen auf den Hals geschickt hat!“
       Dietbert lies sich nicht lange ärgern und antwortete: „Und was macht Ihr hier für eine klägliche Figur, so klein und fett wie Ihr seid!“
       Die Hellebardenträger sahen finster zu ihrem Vorgesetzten, um den Befehl zum Handeln zu erhalten. Dieser aber wusste ganz genau, dass diese Kerle da bei Hofe auf unerklärliche Weise hoch angesehen waren und war kaum in der Lage zu erwidern.
       „Ich lass dir dein freches Maul noch mal durchgehen, Bursche! Fehlte noch, dass ich, als der erste Generalwachtmeister, mich mit einem Bauernlümmel rumplage! Last die Bagage passieren, sodass sie mir möglichst schnell aus den Augen kommen, bevor ich die Geduld verliere!“
       „Sehr gnädig, Euer Hochwohlgeboren!“ stichelte Dietbert noch einmal nach und ritt durch das weit geöffnete, hochaufragende, schmiedeeiserne Tor.
       Zunächst ritten sie durch einen weitläufigen Garten, der mit seltsamen Büschen und Bäumen bepflanzt war. Sie erreichten den Durchlass einer niedrigen Umfassungsmauer, hinter der sich ein prachtvoller, geometrisch angelegter Barockgarten befand. Die Jungs staunten nicht schlecht über die verschwenderisch mit Buchs und Rosen reichlich verzierte Anlage. Gerade voraus war nun das Torhaus zu sehen, das auf den eigentlichen Schlosshof führte. Die einzelnen Bauabschnitte der Schlossanlage stammten zwar aus verschiedenen älteren Stilepochen, waren aber kürzlich erst barockisiert und einheitlich gelb gestrichen worden. Dohlen umkreisten das mächtige Gebäude und einige Wachhunde gaben Laut, als sie das Geschepper des Leiterwagens auf dem Kopfsteinpflaster des Hauptweges hörten.
       Im Innenhof teilte sich der gepflasterte Weg und beschrieb einen Kreis, in dessen Mitte ein Zierbrunnen mit Wasserspielen lustig vor sich hin spritze und plätscherte. An den Seitengebäuden vorbei gelangten sie letztlich vor den Haupteingang des Schlosses. Ein breites Podest aus fünf Sandsteinstufen führte zu einer vorgelagerten Säulenhalle, wo sie bereits von einem Bediensteten in blauer Schmuckuniform mit großen schillernden Goldknöpfen an der Brust und Kniehosen aus blauem Atlas empfangen wurden.
       Der perückenbestückte Diener auf der obersten Stufe der Treppe wandte sich naserümpfend an Emmerich: „Der Knecht mit dem Wagen da fahre bitte durch das Seitentor hinaus, dort wird man ihm weitere Anweisungen geben, wo Er seine Ware absetzen kann.
       Emmerich schaute reichlich verdutzt und wollte gar nicht glauben, das diese bunt geschmückte Puppe da oben eben so mit ihm geredet hatte.

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