Die Wolkenreiter Bd 2 - Kriegerin der Lüfte
Geheimnis in der Hoffnung für sich, dass ihnen dieses Wissen eine Art Macht über Wilhelm verschaffte. Doch der Fürst hatte Lark niemals vergeben, dass es ihr gelungen war, Tup vor seinem Zugriff zu beschützen.
Selbst jetzt, wo sie in der sicheren Halle stand, jagte ihr die Erinnerung an Fürst Wilhelms eiskalten, düsteren Blick einen Schauer über den Rücken. Sie hoffte, dass Meisterin Winter, ihre Beschützerin, bald zurückkehren würde.
Kapitel 4
F rans, Sie haben für Pferde wirklich das beste Auge von ganz Isamar.«
Frans Fleckham, der zweite Sohn von Fürst Friedrich von Oc, verbeugte sich knapp vor dem Prinzen. »Ich glaube, Sie übertreiben, Hoheit«, sagte er freundlich. »Aber es war unmöglich, unter der Anleitung meines verstorbenen Vaters aufzuwachsen, ohne etwas über Pferde zu lernen, seien es nun geflügelte oder nicht.«
Nicolas, der Prinz von Isamar, schenkte dem jüngeren Mann ein schwaches Lächeln. »Mein Vater hat sich nicht sehr für sie interessiert, bis auf den Status, den sie ihm verschafft haben.« Wie alle Gelmonds hatte Nicolas braune Augen und Haare. Isamars Königsfamilie ähnelte mehr den Kleehs als den Isamarianern, was auf die Zeit zurückzuführen war, in der Kleeh und Isamar ein einziges, wenn auch gespaltenes Reich gewesen waren.
»In diesem Fall, Prinz Nicolas«, Frans deutete mit dem Kopf auf den großen Hengst auf der Koppel, »würde ich aufgrund der Farbe, des langen Rückgrats und der tiefen Brust annehmen, dass Ihr Zuchttier Kämpferblut in den Adern hat.«
Nicolas musterte das Pferd. »Eine Schande, dass er keine geflügelten Pferde zeugt.«
»Mir war nicht klar«, erwiderte Frans, »dass Sie geflügelte Pferde züchten wollen.« Er sprach die Worte nur leise
aus, aber ein kalter Schauer lief ihm dabei über den Rücken. Die geflügelten Pferde gehörten Oc allein. Sein Vater hatte sein Leben lang dafür gekämpft, dass das so blieb.
Nicolas lachte kurz und unverbindlich auf. »Ich bin kein Züchter«, erklärte er. »Ich reite ja kaum.«
Nicolas war ein recht korpulenter Mann, und lediglich ein Pferd von der Größe des Hengstes auf der Koppel war in der Lage, sein Gewicht zu tragen. Frans war kein Diplomat, doch dem Prinzen das offen ins Gesicht zu sagen, wäre ein schwerer politischer Fauxpas gewesen. Obwohl Frans Bücher und Mathematik der Politik vorzog, hatte er wahrhaftig nicht die Absicht, den Prinzen zu beleidigen.
Nicolas winkte dem Stallburschen mit einer beringten Hand zu. »Wir reiten heute nicht mehr aus. Ich bin zu müde.«
Der Stallbursche verbeugte sich und führte das Pferd weg. Es war ein kühler Morgen, und das kalte Leder des Sattels knarrte, als der Hengst sich aufbäumte und an der Leine zog. Der Stallbursche stemmte die Hacken in den Boden, um nicht umgerissen zu werden. Frans vermutete, dass der Prinz ganz einfach zu träge war, um es mit so viel Energie auf vier Beinen aufzunehmen.
»Kommen Sie, Frans, Kaffee und Frühstück warten auf uns.« Prinz Nicolas schlenderte ohne stehen zu bleiben an den offenen Stalltüren vorbei, und Frans blieb nichts anderes übrig, als ihm zu folgen. Er wäre lieber wieder in den Stall gegangen und hätte den vertrauten Geruch von Pferd und Sägemehl, Sattelseife und Getreide eingeatmet. Diese starken Gerüche erinnerten ihn an seinen Vater, auch wenn sie sich nicht besonders nahegestanden hatten. Soweit Frans wusste, hatte es eigentlich nur zwei Menschen gegeben,
die Friedrich wirklich etwas bedeutet hatten, und das waren Frauen gewesen. Dennoch hatte Frans seinen Vater stets bewundert und respektiert. Die Welt ist, dachte er, seit dem Tod des alten Fürsten ärmer geworden.
Als sie an den Stallungen vorbeigingen, warf er einen Blick hinein. Am anderen Ende standen in den größten Boxen die sechs geflügelten Pferde von Oc, die man Isamar großzügig für festliche Angelegenheiten zur Verfügung gestellt hatte. Frans stand häufig am Fenster der Bibliothek und beobachtete die Pferdemeisterinnen, die am Himmel über dem Palast trainierten. Auch das erinnerte ihn an zu Hause.
Doch an diesem kühlen Morgen waren keine Pferdemeisterinnen unterwegs. Im Stall arbeiteten nur ein paar Stallburschen sowie das einzige Stallmädchen, das sich um die geflügelten Pferde kümmerte. Letzte Nacht hatte im Palast ein rauschendes Fest stattgefunden, das die roten Augen des Prinzen sowie seinen Geruch nach Wein und Rauch erklärte. Frans hatte aus Gründen der Repräsenta – tion daran teilnehmen müssen,
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