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Die Würfel Gottes

Titel: Die Würfel Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Alpert
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flüssiges Helium um die Windungen, um dafür zu sorgen, dass die Magnete kalt bleiben.«
    Simon wurde allmählich unbehaglich zumute. Er musste an die Tanks mit dem komprimierten Helium denken, die er
gesehen hatte, als sie an dem Strahlentunnel vorbeifuhren. »Was kann denn da noch schiefgehen?«
    »Jeder Teilchenstrahl hat zehn Millionen Joule Energie. Wenn wir ihn in die falsche Richtung lenken, wird er ein Loch in das Strahlrohr reißen. Selbst wenn wir einen sehr kleinen Fehler machen, können die Teilchen einen der Magneten besprühen und das flüssige Helium darin erhitzen. Wenn die Temperatur zu hoch wird, nimmt das Helium einen gasförmigen Aggregatzustand an und bricht aus. Dann verliert der Magnet seine supraleitende Eigenschaft, und der elektrische Widerstand bringt die Windungen zum Schmelzen.«
    Simons Unbehagen wuchs. »Können Sie das wieder in Ordnung bringen?«
    »Schon möglich. Aber das würde ein paar Stunden dauern. Und noch ein paar Stunden, um den Strahl neu zu kalibrieren.«
    Verdammter Mist, dachte Simon. Er hätte sich denken können, dass mit dieser Operation mehr Risiken verbunden waren, als der Professor hatte durchblicken lassen. »Das hätten Sie mir früher sagen sollen. Falls die Regierung rausfindet, dass wir hier sind, wird sie Sturmtruppen hierherschicken. Ich kann sie eine Zeit lang aufhalten, aber nicht mehrere Stunden!«
    Einige der Studenten hatten sich umgedreht und sahen ihn nervös an. Aber Gupta legte Simon beruhigend eine Hand auf die Schulter. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass wir vorsichtig sein werden. Alle meine Studenten haben Erfahrung mit dem Betrieb von Teilchenbeschleunigern, und wir haben Dutzende von Simulationen auf dem Computer laufen lassen.«
    »Und was ist mit den Richtungsangaben für die Neutrinos? Wann werden Sie die Koordinaten für die Explosion eingeben?«

    »Das machen wir bei der Injektion der Antiprotonen-Haufen. Die Flugbahn der Neutrinos wird von dem exakten Timing der …« Er brach mitten im Satz ab und starrte ausdruckslos in den Raum. Er machte den Mund auf, und einen Moment lang fürchtete Simon, der alte Mann hätte einen Schlaganfall bekommen. Aber kurz darauf lächelte er wieder. »Hören Sie das?«, flüsterte er. »Können Sie es hören?«
    Simon lauschte. Er hörte einen tiefen, schnellen Pfeifton.
    »Das bedeutet, dass die Protonen in dem Strahlrohr kreisen!«, rief Gupta. »Das Signal ist am Anfang tief, und die Tonhöhe steigt, wenn der Strahl schneller wird!« Aus den Augenwinkeln des Professors traten Tränen hervor. »Was für ein herrlicher Ton! Ist es nicht wundervoll?«
    Simon nickte. Es klang wie ein ungewöhnlich schneller Herzschlag. Ein großer Muskel, der unmittelbar vor dem Ende noch einmal hektisch klopfte.
     
    Die Schnur schnitt tief in Davids Handgelenke. Er unternahm einen letzten, verzweifelten Versuch, seine Hände loszureißen, und verdrehte fieberhaft die Arme hinter dem Rücken, als Brock auf Karen und Jonah zuging. Die ganzen Stunden, die er im Laderaum des Lieferwagens damit verbracht hatte, gegen seine Fesseln zu kämpfen, hatten die Schnur ein paar Millimeter gelockert, aber es war nicht genug. Er schrie vor Frustration auf, als der Agent sich Karen näherte, die sich eng zusammenkrümmte, um mit ihrem Körper Jonah abzudecken. Brock beugte sich nach vorn und packte Karen im Nacken. Er wollte sie von dem Jungen wegreißen, als David aufstand und sich in ihre Richtung stürzte.
    Seine einzige Hoffnung war der Schwung. Er senkte die rechte Schulter und warf sich, mit dem Oberkörper parallel zum Boden, wie ein Rammbock auf den Agenten. Aber Brock sah ihn kommen. Im letzten Moment machte er einen Schritt zur Seite und streckte den Fuß aus, sodass David darüber
stolpern musste. Einen Augenblick lang hing David schwerelos in der Luft. Dann landete er auf dem Gesicht, weil er seinen Sturz nicht mit den Händen abfangen konnte. Seine Stirn knallte auf den Beton. Blut floss ihm aus den Nasenlöchern in den Mund.
    Brock lachte. »Kein schlechter Sprung für einen Trottel.«
    Der Raum wurde dunkel und wirbelte um ihn herum. David verlor ein paar Sekunden lang das Bewusstsein, und als er wieder zu sich kam, sah er, wie Monique auf den Agenten zurannte. Ihr Versuch erwies sich als ebenso fruchtlos. Sobald sie in seine Reichweite kam, rammte Brock ihr seine Faust in die Brust. Sie taumelte nach hinten, und der Agent lachte wieder. Sein Gesicht hatte um die blauen Flecken herum einen hellen Rosaton angenommen, und

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