Die wundersame Geschichte der Faye Archer: Roman (German Edition)
für die ersten James-Bond -Filme waren ebenfalls von ihm.«
Mica erwiderte nur: »Ah, Barbarella .«
Faye verdrehte die Augen. Männer und ihre Filmplakate!
»Warum fragen Sie danach?«, wollte Mica dann aber doch wissen.
»Ach, unwichtig. Es kam mir nur so in den Sinn.«
»Soll ich Faye also etwas ausrichten?«, fragte Mica noch einmal.
Alex zögerte, überlegte kurz. »Ich weiß nicht, vielleicht ist es besser, wenn Sie ihr nichts sagen.« Er stockte. »Na ja, ich meine, es könnte sein, dass sie … nicht erfreut ist, dass ich hier war. Es ist …«
»Kompliziert?«, half Mica ihm auf die Sprünge.
»Ja«, sagte Alex. »Es ist kompliziert.«
»Das sagen die Menschen immer.«
Der Shaolin ist in seinem Element, dachte Faye und hoffte inständig, dass er nichts Bescheuertes von sich geben würde.
»Doch es ist nie kompliziert«, sagte Mica eindringlich. »Nicht wirklich. Die Dinge sind eigentlich immer ganz einfach. Nur unsere Sicht der Dinge macht die Dinge kompliziert.«
»Ja, könnte sein.«
»Es ist so, glauben Sie mir.«
Verlegene Stille. Männer, die sich anschwiegen.
»Ich muss los«, sagte Alex.
»Kommen Sie einfach wieder vorbei«, schlug Mica vor.
Nein!, dachte Faye. Und dann: Doch, doch, doch.
Sie hörte, wie Alex den Laden verließ. Die Türklingel bimmelte auch dann, wenn jemand nach draußen ging. Das Regenrauschen strömte kurz in den Laden, bald darauf dröhnte der Motor des Rollers.
Jetzt!
Faye stürmte aus ihrem selbst gewählten Versteck und hetzte zum Schaufenster, wo sie sich wieder hinter dem Tom-Wolfe-Pappaufsteller versteckte. Sie sah Alex hinterher. Er trug eine braune Lederjacke, einen schwarzen Helm, eine Umhängetasche.
»War ich gut?«, wollte Mica wissen.
Faye zeigte ihm den erhobenen Daumen. »Perfekt.«
»Deine Nudeln werden kalt«, bemerkte er.
Faye sagte: »Oh!«, dachte aber: Ich habe gar keinen Hunger mehr. »Warum hat er das gemacht?«
»Den Roller genommen? Bei dem miesen Wetter?«
»Blödsinn! Warum wollte er mit mir sprechen?«
»Er wollte mit dir reden, weil die Dinge kompliziert sind«, wiederholte Mica, was Alex gesagt hatte, »und wie jeder Mensch hofft auch er darauf, dass die Dinge weniger kompliziert werden, wenn man darüber redet. So ist das im Leben.«
»Wie weise.«
»Du hast gefragt.« Er stellte ihr Essen neben die Kasse.
Sie nahm die Packung mit den viel zu kalten Nudeln und stocherte mit den beiden Stäbchen verdrossen darin herum. »Ich bin einfach etwas durcheinander, das ist alles.«
»Männer«, sagte Mica nur.
Sie fand zu ihrem Grinsen zurück. »Männer«, bestätigte sie.
»Du musst die Augen öffnen, Faye Archer, dann siehst du alles, was wichtig ist.«
Sie drehte sich zu ihm um. »Hast du jemals daran gedacht, ein Buch zu schreiben? The World according to Mica Sagong , so was in der Art?«
»Nein. Meine Ratschläge erteile ich kostenlos.«
Sie seufzte.
»Das ist Karma-Yoga.«
»Schon klar.«
»Du magst ihn noch immer«, stellte er fest.
»Nein, tu ich nicht.« Sie schüttelte den Kopf. »Ist nur die verletzte Eitelkeit«, sagte sie. »Mehr nicht.«
»Du bist sauer auf ihn.«
»Ja.«
»Weil er gelogen hat?«
»Ja.«
»Oder weil er sich nicht so verhält, wie du es erwartest?«
»Das ist doch das Gleiche.«
Mica sah sie an. »Ist es das?«
Sie hasste es, wenn er ihr Gegenfragen stellte. Sie kam sich dann immer vor wie in einer Therapie. »Ja, ist es.«
»Wenn du das so siehst«, sagte er nur.
Aber er ist in den Buchladen gekommen, um dich zu sehen, dachte sie. Du bedeutest ihm etwas! Warum hätte er sonst kommen sollen.
Sollte sie ihm vielleicht schreiben? Nein, sei konsequent! Bist du nun die Bestimmerin oder nicht?
Sie fragte sich, wohin er jetzt wohl fuhr. Wie sah überhaupt sein Tagesablauf aus? Diese Frage hatte sie sich vorher nie gestellt. Bei Sunset & Mindstorm arbeitete er ja offenkundig nicht mehr. Was also machte er dann?
»Was soll ich tun?«, fragte sie Mica.
»Du möchtest einen Rat?«
Sie nickte.
»Iss deine Nudeln.«
»Die sind schon kalt, und außerdem ist das keine Lösung«, gab sie zu bedenken.
Er sah sie ernst an und entgegnete: »Aber ein Anfang.« Dann ging er zurück zu den Büchern und ließ sie allein mit ihren Gedanken.
Faye setzte sich hinter die Kasse, seufzte und begann schließlich, die Nudeln zu essen, und während sie das tat, dachte sie so viele Gedanken auf einmal, dass sie irgendwann ganz damit aufhörte, ihnen nachzuhängen; es führte einfach zu
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