Die Zaehmung
gesprochen. Du hast allen das Leben schwergemacht. Selbst in Zareds Zimmer hausen jetzt wieder Ratten. Und ich habe so viel Gewicht verloren aus Mangel an genießbarer Nahrung, daß mein eigenes Pferd mich nicht mehr wiedererkennt. Mein Leben war besser, als keine Frau zu mir sagte, daß sie mich lieben würde.« Seine Bemerkung stand im Widerspruch zu der Festigkeit, mit der er sie umarmte.
»Severn hat mir eine Lehre erteilt«, sagte sie. »Ich schwöre dir, daß ich dich nie mehr alleinlassen werde.
Wenn du mich verletzt — und ich habe keinen Zweifel, daß du das oft tun wirst —, verspreche ich dir, daß ich dir sagen werde, warum ich wütend bin. Ich werde mich niemals mehr vor dir verschließen.«
»Nicht ich bin es, der zählt; sondern meine Leute brauchen etwas Vernünftiges zu essen und . . .«
Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und küßte ihn. »Du bist es, der mir wichtig ist. Rogan, ich werde dich niemals verraten, wie Jeanne das einmal getan hat. Selbst wenn die Howards mich gefangennähmen, würde ich dich noch immer lieben.«
»Die Howards werden nie mehr eine Peregrine gefangennehmen«, sagte er heftig.
»Und ich bin jetzt eine Peregrine?« fragte sie lächelnd.
»Wenn auch eine eigenartige Peregrine — aber nichtsdestoweniger eine Peregrine«, sagte er zögernd.
Sie drückte ihn an sich und sah nicht, wie Rogan in ihre Haare hinein lächelte und die Augen schloß, als sie ihn wieder mit beiden Armen umfing.
Er dachte nicht gern daran, wie sehr sie ihm in den letzten paar Tagen gefehlt oder wie sehr er das ihm so oberflächlich erscheinende Geplauder mit ihr vermißt hatte. Er hatte ein Leben ohne sie geführt und sich darin recht gut behauptet; aber sie war auf leisen Sohlen in sein Leben getreten und hatte ihn dann buchstäblich in Brand gesteckt. Nichts war seitdem mehr so, wie es einmal gewesen war. Vergnügen, Muße, Zärtlichkeiten hatte er in seinem bisherigen Leben nie gekannt. Doch diese kleine Portion von einem Mädchen hatte das alles in seinem Leben eingeführt, und es war erstaunlich, wie rasch er sich dem angepaßt hatte.
Er zog sich ein wenig von ihr zurück, hielt ihr Gesicht in seinen großen Händen. »Ich glaube, mein stupider Bruder hat uns hier eingesperrt, um dich wieder dazu zu bringen, daß du sein Zimmer saubermachst und mit den Bäckern sprichst.«
»So? Und wer soll mich dazu überreden, daß ich tue, was er verlangt?«
»Vielleicht kann ich das«, meinte Rogan vieldeutig und hob sie auf seine Arme. »Du hast jedem erzählt, wir hätten einmal einen ganzen Tag miteinander im Bett verbracht. Nun sollst du mir deine Lüge wahrmachen.«
Sie liebten sich lange und gemächlich, da sie ihre erste drangvolle Leidenschaft schon gestillt hatten. Sie erforschten wechselseitig ihre Körper mit Händen und Zungen, und als sie schließlich zum Höhepunkt kamen, geschah das mit genußreicher und zärtlicher Muße. Liana ahnte ja nicht, wie genau sie Rogan dabei beobachtete — wie sehr es ihn danach verlangte, ihr Freude zu bereiten, und wie sehr er sich wünschte, daß sie ihren Liebesakt genoß.
Danach lagen sie sich wieder in den Armen und hielten einander fest.
»Hängen wir nun deinen Bruder oder küssen wir ihm die Füße?« flüsterte Liana.
»Wir hängen ihn«, sagte Rogan fest. »Wenn es jetzt einen Angriff gäbe . . .«
Liana rieb ihren Schenkel an dem seinen. »Wenn jetzt ein Angriff käme, wärest du zu schwach zum Kämpfen; also spielt es keine Rolle, ob du hier eingesperrt bist oder nicht.«
»Du bist ein respektloses Frauenzimmer. Dafür sollte man dich prügeln.«
»Wer sollte das denn tun?« fragte sie frech. »Doch wohl nicht der ausgelaugte älteste Peregrine?«
»ich werde dir zeigen, wer hier ausgelaugt ist«, sagte er, rollte sich über sie und brachte sie zum Kichern.
Doch ein dumpfes Geräusch auf dem Boden neben ihnen lenkte Rogans Aufmerksamkeit auf sich. Im Nu deckte er ihren Körper mit dem seinen zu, während er sich rasch nach der Ursache dieses Geräusches umsah. »Endlich hat mein zur Hölle verdammter Bruder uns etwas zu essen geschickt.«
Er sprang von Liana und dem Bett herunter und ging zu dem Paket, das Severn durch den engen Mauerschlitz zu ihnen heruntergelassen hatte.
»Du bist mehr am Essen interessiert als an mir?« fragte sie.
»Im Augenblick ja.« Er brachte das Eßpaket zum Bett, und dort verspeisten sie gemeinsam dessen Inhalt. Als Brotkrumen auf Lianas bloße Brüste fielen, leckte Rogan sie fort.
Sie blieben
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