Die Zaehmung
Tisch auf. »Wenn ihr mich entschuldigen wollt — ich muß jetzt baden. Sagt meinem Mann, ich . . .«
»Baden?« rief Zared. Er hörte sich so an, als hätte Liana angekündigt, daß sie sich vom Turm herunterstürzen wollte.
»Das ist eine angenehme Beschäftigung. Du solltest es einmal versuchen«, sagte Liana, zumal Severn und Zared nun die schmutzigsten Objekte in diesem Raum waren.
Zared lehnte sich in seinem Stuhl zurück. »Ich denke, ich werde darauf verzichten. Hast du tatsächlich den Wochentagen befohlen, in Zukunft zu Hause zu übernachten?«
Liana lächelte. »Ja, das sagte ich ihnen. Gute Nacht, Severn — gute Nacht, Zared.« Sie stieg die Treppe zum
Söller hinauf, blieb aber auf halben Weg stehen, als sie die Stimmen der beiden vernahm.
»Die Frau hat Mut«, hörte sie Zared sagen.
»Oder sie ist eine komplette Närrin«, gab Severn zur Antwort.
Liana setzte ihren Weg nach oben fort, und eine Stunde später saß sie in ihrem Schlafgemach in einem hölzernen Zuber voll duftendem heißem Wasser und beobachtete das Spiel der Flammen auf den Scheiten im Kamin.
Zu ihrer rechten wurde die Tür aufgestoßen, und Rogan kam ins Zimmer wie ein unerwarteter Gewittersturm nach einem heiteren Tag. »Du bist zu weitgegangen, Weib!« brüllte er. »Du hattest keine Erlaubnis von mir, meine Frauen zu entlassen!«
Liana drehte den Kopf zur Seite, um ihn zu betrachten. Er trug nur sein großes weißes Hemd, das ihm bis zu den Oberschenkeln ging, einen breiten Ledergürtel um die Taille und seine Strickhose. Die Ärmel waren bis zu den Ellenbogen hochgerollt und legten seine muskulösen, narbenbedeckten Unterarme frei.
Liana spürte, wie ihr der Schweiß auf die Stirn trat. Er brüllte sie noch immer an; aber sie hörte nicht, was er sagte. Sie erhob sich aus dem Wasser und stand jetzt im Zuber, ihr schlanker, fester Körper mit den vollen Brüsten rosig und warm vom Bad. »Würdest du mir bitte das Tuch zum Abtrocknen reichen?« sagte sie sanft in die Stille hinein; denn Rogan hatte plötzlich aufgehört zu brüllen.
Rogan konnte sie nur mit offenem Mund anstarren. Denn trotz all der vielen Frauen, die er bisher gehabt hatte, hatte er doch nie Muße gefunden, sie anzusehen — eine Frau wirklich anzusehen —, und nun meinte er noch nie etwas so Hübsches gesehen zu haben wie diese rosenhäutige Schönheit mit diesem Vorhang blonder Haare, die ihr fast bis zu den Knien hinunterhingen.
Ich werde nicht zulassen, daß sie ihren Körper dazu benützt, mich vergessen zu lassen, was sie mir heute angetan hat, dachte er; aber seine Füße brachten ihn einen Schritt näher an sie heran, und eine seiner Hände bewegte sich nach vorn, um die Rundung einer ihrer Brüste nachzuzeichnen.
Du darfst jetzt nicht den Kopf verlieren, dachte Liana. Sie begehrte diesen Mann — o ja, sie begehrte ihn so sehr, aber sie verlangte mehr als ein paar Minuten Gerammel. Sie streckte die Hand nach seinem Hals aus und löste dort die Schnüre an seinem Hemd, fuhr dann mit den Fingerspitzen über die bloßgelegte Haut. »Das Wasser ist noch heiß«, sagte sie leise. »Vielleicht erlaubst du mir, dich zu waschen.«
Ein Bad war eine große Verschwendung in Rogans Augen; aber der Gedanke, von einer nackten Frau gewaschen zu werden . . .
Binnen Sekunden war er seiner Kleider ledig, und als er nackt vor ihr stand — alles an ihm aufrecht stand —, griff er mit beiden Armen nach ihr. Doch sie wich ihm lachend aus.
»Euer Bad, Sir«, sagte sie, und Rogan sah sich zu seinem Erstaunen in den Zuber steigen.
Das heiße Wasser fühlte sich gut an auf seiner schmutzigen Haut, und die Kräuter, die auf dem Wasser schwammen, verbreiteten Wohlgerüche; aber am besten war diese Frau, seine Frau, diese schöne . . . »Leah?« fragte er, sie betrachtend, als sie sich am Fußende des Zubers niederkniete und ihre prächtigen, mit rosigen Spitzen versehenen Brüste über den Rand des Zubers streiften.
»Liana«, antwortete sie, ihn anlächelnd.
Sie fing an ihn zu waschen, strich mit ihren seifigen Händen über seine Arme, seine Brust, seinen Rücken, sein Gesicht. Er lehnte sich im Zuber zurück und schloß
die Augen. »Liana«, sagte er leise. Er schien sich vage daran zu erinnern, daß diese Frau ihm heute Unannehmlichkeiten bereitet hatte; doch er konnte sich im Augenblick nicht daran erinnern, welcher Art und wo. Sie war so zierlich und engelgleich, so rosig und weiß, daß er ihr unmöglich etwas Zutrauen konnte, was er mißbilligte.
Er
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