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Die Zaehmung

Titel: Die Zaehmung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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Wette eingegangen, daß keine Frau diesen starrköpfigen, uneinsichtigen und von seinem Haß besessenen Rogan verändern könne; aber die letzten Wochen hatten sie eines Besseren belehrt. Sie und ihre Hofdamen hatten voller Erstaunen zugesehen, wie die Burg gereinigt wurde (Iolanthe und ihre Ladies hatten sich sogar geweigert, die Treppen zu benützen, weil sie so schmutzig waren), und sie hatte stundenlang zugehört, wie sich die Küchenmädchen Geschichten von den Taten der Feuerlady erzählten. Io hatte die Story von Lady Liana, die Rogan und seine Huren mit der Fackel anzündete, besonders gut gefallen. »Das hätte man schon vor Jahren tun sollen«, hatte Iolanthe zu ihren Ladies gesagt.
    Io blickte auf Severn zurück. »Er mag sie also, wie?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist so, als hätte sie ihn verzaubert. Sie nimmt ihm seine Kraft. Heute habe ich ihn bei einem Übungsgefecht sogar auf die Schultern werfen können.«
    »Könnte das nicht damit Zusammenhängen, daß du wütend warst und er nicht?«
    »Ehe sie hierherkam, war Rogan immer wütend. Nun . . . nun lächelt er!«
    Io konnte sich hier selbst ein Lächeln nicht verbeißen. Sie hielt sich, so gut es ging, aus der Fehde zwischen den Peregrines und den Howards heraus. Sie sorgte sich nur um Severn. Natürlich sagte sie ihm nicht, daß sie ihn liebte. Sie hatte schon vor langer Zeit erraten, daß er sofort flüchten würde, wenn sie auch nur das Wort Liebe aussprach. Und jetzt wurde ihre Ahnung bestätigt. Severn kochte vor Wut, weil sein Bruder eine Zuneigung zu seiner Frau hatte.
    Io fragte sich, wie diese Liana es fertiggebracht hatte, Rogan an sich zu binden. Es war sicherlich nicht ihre Schönheit daran schuld; denn sie hatte göttlich aussehende Frauen sich wegen Rogan fast umbringen sehen, und er hatte ihnen nicht einmal einen Blick gegönnt. Und sie hatte auch gehört, daß seine kleine Frau zwar hübsch sei, aber keinesfalls eine Schönheit. Nein, es war nicht Schönheit, was einen Peregrine an eine Frau fesselte; sonst wäre Severn schon längst in Iolanthe verliebt gewesen.
    Als Io Severn betrachtete, dessen hübsches Gesicht rot war vor Wut, dachte sie bei sich, daß sie ihre Seele dafür verkaufen würde, daß dieser Teufel sie liebte. Er schlief zwar mit ihr — richtig —, verbrachte mit ihr einen Teil seiner Zeit, fragte sie sogar hin und wieder um Rat bei auftretenden Problemen; aber sie gab sich nicht der Illusion hin, daß er sie liebte. Also nahm sie sich, was er ihr geben wollte, und ließ ihn niemals wissen, daß sie mehr von ihm verlangte.
    »Wie ist diese Frau?« fragte Io.
    »Aufdringlich«, schnaubte Severn. »Mischt sich immer in die Angelegenheiten anderer ein. Sie will jeden unter ihre Fuchtel nehmen — die Ritter, die Bauern, Rogan, überhaupt alles. Und sie ist naiv. Sie glaubt, wenn sie etwas saubermacht, sind alle Probleme gelöst. Sie ist zweifellos davon überzeugt, daß die Peregrines und die Howards ihren Streit vergeben und vergessen würden, wenn sie zusammen badeten.«
    »Wie sieht sie aus?«
    »Gewöhnlich. Hausbacken. Ich verstehe nicht, was Rogan in ihr sieht.«
    Noch konnte Io das verstehen; aber sie wollte das selbst herausfinden. »Ich komme morgen abend zum Abendessen in die ‘Kammer des Burgherrn’«, verkündete sie.
    Einen Moment lang sah Severn sie überrascht an. Sie wußte, daß Io Rogan nicht leiden konnte, und der Bereich der Burg außerhalb ihrer Gemächer ekelte sie an. »Gut«, sagte er schließlich. »Vielleicht kannst du dieser Frau beibringen, wie sich eine Frau benehmen sollte. Lade sie ein, eine gewisse Zeit bei dir zu verbringen. Halte sie von den Gerichtssitzungen fern, von den Bauern — und von meinem Bruder. Wenn du diese Frau dazu bringen kannst, daß sie sich nur um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern soll, können die Dinge hier vielleicht wieder so werden, wie sie sein sollten.«
    Oder vielleicht kann sie mir beibringen, wie eine Frau sich benehmen sollte, dachte Io bei sich, was sie Severn natürlich nicht sagte.
    Liana blickte wohl schon zum tausendsten Mal aus dem Fenster. Gestern war Rogan vom Übungsfeld zurückgekommen; übellaunig wie in alten Tagen. Seit sie vom Jahrmarkt in die Burg zurückgekehrt waren, hatte er sich so reizend benommen, war so ganz der Mann gewesen, der er, wie sie spürte, seinem Wesen nach sein konnte; aber gestern abend hatte er sich wütend und finstere Blicke um sich werfend in sein Brütezimmer, wie Zared es nannte, zurückgezogen und wollte sie

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