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Die Zahl

Die Zahl

Titel: Die Zahl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Larcher
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Schubert. Eigentlich waren es nur Besuchsversuche, da an Capelli ein perfekter Türsteher verlorengegangen war. Im Gegensatz zu Bender schaffte die Gerichtsmedizinerin es jedes Mal, die liebestolle Küsterin abzuwimmeln, die mit Weihnachts- und Genesungsgeschenken vor der Tür stand und Einlass verlangte. Und auch jetzt klingelte es wieder an der Tür.
    »Du darfst nie wieder von hier weggehen«, seufzte Morell, der gerade in einem Kochbuch blätterte, als Capelli wieder mit einem neuen, farbenfrohen Päckchen in der Hand bei ihm im Zimmer auftauchte. »Niemand schafft es so gut wie du, diese Furie von mir fernzuhalten.«
    »Was hast du denn jetzt wieder Schönes bekommen?«, fragte Capelli zwinkernd und gab Morell das Päckchen. Dann schielte sie auf den Papierkorb unter dem Tisch, in dem sich mittlerweile ein selbst gestrickter Schal, eine Schachtel Pralinen und ein Buch mit dem Titel »Jeder Mann braucht eine Frau – Über die Wichtigkeit von Beziehungen« befanden.
    »Um ehrlich zu sein, will ich es gar nicht wissen«, sagte Morell und gab Capelli das Geschenk zurück.
    Sie begann das bunte Papier aufzureißen und beförderte zwei kleine Porzellanengelchen zutage. »Ach, wie nett«, sagte sie und
stellte die Engel vor Morell auf den Tisch. »Das eine sieht so aus wie du.«
    »Blödsinn«, grummelte Morell und betrachtete die zwei kleinen Figürchen mit großer Abscheu. Dann griff er nach einem Stift und malte den beiden dicke, schwarze Bärte. Er wollte sich gerade wieder seinem Kochbuch zuwenden, als es abermals klingelte. Morell zuckte zusammen und stöhnte. Doch als Capelli wieder ins Wohnzimmer kam, hatte sie Lorentz im Schlepptau, der die beiden besuchen kam und einen Vorschlag machen wollte.
    »Leute«, kam er gleich ohne Umschweife zur Sache, »ich habe eine Idee. Es ist so viel geschehen und wir haben zusammen so viele Dinge erlebt, da können wir doch nicht einfach so sang- und klanglos wieder auseinandergehen. Wir müssen unseren Helden hier doch noch einmal ordentlich hochleben lassen, immerhin fasst man ja nicht alle Tage einen Serienkiller. Ich schlage vor, wir besorgen ein paar Drinks, ein bisschen Deko, laden Freunde ein und geben eine kleine Party.«
    »Und wo soll die, bitte schön, stattfinden?«, warf Morell ein.
    »Äh, ich dachte eigentlich hier bei dir.«
    »Na wunderbar, damit mir volltrunkene Partygäste die ganze Bude in Schutt und Asche legen? So weit kommt’s noch!«
    »Komm, Otto, ich finde die Idee klasse«, sprang Capelli Lorentz bei. »Wir würden uns auch um alles kümmern, einkaufen und so.«
    »Hm, eine kleine Feier wäre schon nicht schlecht«, kam Morell ob Capellis Begeisterung ins Grübeln.
    »Montagabend wäre doch ideal. Bis dahin bist du sicher auch schon wieder wohlauf«, versuchte Lorentz Morell zu überzeugen.
    »Na schön. Einzige Bedingung ist, dass ich mich, außer um das Kochen, um nichts anderes kümmern muss. Ihr geht einkaufen, unterhaltet die Gäste – und was das Wichtigste ist: Ihr räumt danach wieder auf. Ich will, dass mein Haus am Dienstag in der Früh wieder genauso aussieht wie jetzt. Verstanden?«
    »Versprochen«, Lorentz nickte. »Du bist ja noch ein Invalide und hast darum Schonzeit.«
    »Zu gnädig, Lorentz, zu gnädig!«, sagte Morell und legte sich wieder auf die Couch.

»Seine Aufgabe war es, jeden Tag zwölf kleine Blumensträuße zu
binden und sie den zwölf Töchtern des Königs zu überreichen.«
    Die zwölf tanzenden Prinzessinnen, Rumänisches Märchen
    Am Montagmorgen machte sich Lorentz mit einem ewig langen Einkaufszettel, den Morell geschrieben hatte, auf Einkaufstour.
    »Fehlt nur noch der Speck«, murmelte er nach einer Stunde erleichtert und steuerte die Metzgerei an. Fleisch und Wurst musste er ja nicht mehr kaufen, davon war noch genug in Morells Kühltruhe. Wahrscheinlich hatte sich der Chefinspektor darum nicht gegen die Party gewehrt. So kriegte er endlich mal seine Truhe leer.
    »Servus, was kann ich für Sie tun?« Hinter der Theke erschien eine freundliche, gut aussehende Verkäuferin.
    »Ich bin hier, um für die Party zu Ehren von Chefinspektor Morell einzukaufen, und brauche fünfhundert Gramm Schinkenspeck«, sagte Lorentz festlich.
    »Oh wie nett«, lächelte die Frau und griff nach einem Stück Speck. »Der Chefinspektor ist einer unserer Stammkunden. Diesmal geht’s aber aufs Haus, Herr Morell hat von uns allen ja eine große Last genommen.«
    »Vielen Dank, das ist sehr freundlich, ich werd’s weitergeben.«

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