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Die Zahlen Der Toten

Die Zahlen Der Toten

Titel: Die Zahlen Der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Castillo
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Polizisten, die Ihnen hässliche Fragen über den Verbleib eines vermissten amischen Mannes stellen.«
    Ich trete zurück und mache die Tür ganz auf. »Warum sind Sie hier?«
    Er tritt ein und schließt sie hinter sich. »Ich wollte sichergehen, dass Sie okay sind.«
    Ich blicke auf das Glas in meiner Hand. Es ist leer. Ich will es wieder auffüllen, doch er soll nicht wissen, dass meine seelische Verfassung auf dem Nullpunkt ist. »Sie hätten anrufen können.«
    »Das mit Ihrem Job tut mir leid.«
    »Tun Sie mir einen Gefallen und sehen Sie von Mitleidsbekundungen ab, okay?«
    Er nickt und zieht den Mantel aus, erwartet, dass ich ihn abnehme. Da ich es nicht tue, geht er zum Sofa und wirft ihn über die Armlehne. »Sie wissen, dass Sie sich gegen die Kündigung wehren können. Für so was gibt es Anfechtungsklagen.«
    »Ist es vermutlich nicht wert.«
    Als er Richtung Küche geht, wird mir klar, dass er den Laptop und die Notizen entdeckt hat. Ich folge ihm und wünschte, ich hätte die Sachen weggeräumt, bevor ich ihn hereingelassen habe. Er soll nicht wissen, dass ich noch an dem Fall arbeite.
    Stirnrunzelnd betrachtet er das Szenario auf dem Tisch. »Sie gehören doch nicht etwa zu der Sorte von besessenen Polizistinnen, die nicht loslassen können, oder?«
    »Ich bringe lediglich gern zu Ende, was ich angefangen habe.«
    »Und ich bin ein umgänglicher Mann mittleren Alters.« Tomasetti schüttelt den Kopf, geht zum Hängeschrank und nimmt sich ein Glas heraus.
    »Fühlen Sie sich ganz wie zu Hause«, sage ich.
    Ohne den Blick von mir zu lassen, kommt er auf mich zu und nimmt – indem er mir etwas zu nahe kommt – das Glas aus meiner Hand. Zuerst denke ich, er will es wegstellen, doch er platziert beide Gläser auf dem Tisch, und ich beobachte fasziniert, wie er jeweils ein halbes Glas Wodka einschenkt und mir dann meines zurückgibt. »Und, sind Sie okay?«
    »Es ginge mir besser, wenn Sie mich auf dem Laufenden hielten.«
    »Ich neige sowieso dazu, die Regeln zu brechen.«
    »Es muss ja keiner wissen.«
    »Früher oder später kommt die Wahrheit meist raus.« Er hebt das Glas. »Glauben Sie mir, ich spreche aus Erfahrung.«
    Ich stoße mit ihm an und leere das Glas in einem Zug. Der Wodka brennt bis hinunter in den Magen. In meinem schon leicht benebelten Kopf wird es noch nebliger. Ich sehe Tomasetti an, sehe ihn richtig an, und fühle mich seltsam angezogen. Ob es an dem Fall liegt, zu dem er mein bestes Bindeglied ist, oder aus einem weit komplexeren Grund, kann ich nicht sagen.
    Er ist kein schöner Mann, nicht im klassischen Sinne. Doch insgesamt gesehen ist er auf eine gefährliche, unkonventionelle Weise attraktiv. Denn während die einzelnen Komponenten seines Gesichts durchaus nichtssagend sind, hat es in seiner Gesamtheit nichts Gewöhnliches. Er ist ein Mann voller Schatten und scharfer Kanten, seine Geheimnisse sind genauso tabuisiert wie meine eigenen.
    »Ich hab die markanten Tatdetails durch VICAP laufen lassen«, sagt er, »aber es ist nichts Brauchbares zurückgekommen.«
    » VICAP wurde lange Zeit kaum benutzt, besonders die kleineren Städte haben erst vor kurzem angefangen, ihre Daten einzugeben.«
    »Das weiß ich.«
    »Vielleicht sollten Sie deshalb die Suchkriterien erweitern. Ich würde selber gern sehen, was zurückkommt.«
    »Und ich dachte schon, Sie haben mich reingelassen, weil Sie mich mögen.«
    »Dann wissen Sie jetzt, dass ich eigene Ziele verfolge.«
    Sein tiefes Lachen hat einen musikalischen Klang, und mir wird klar, dass ich ihn zum ersten Mal lachen gehört habe. »Was für ein Glück, dass mein männliches Ego so robust ist.«
    »Und, machen Sie es?«
    »Ich könnte mir vorstellen, dass wir uns da irgendwo treffen.«
    »So eine Antwort kann als sexuelle Belästigung ausgelegt werden.«
    »Kann. Aber Sie stehen nicht mehr auf der Gehaltsliste.«
    Meine Herzfrequenz ist erhöht. Ich fühle mich beschwingt und möchte beides dem Wodka zuschreiben, muss mir aber ehrlicherweise eingestehen, dass es mehr mit dem Mann zu tun hat.
    Er leert sein Glas und kommt auf mich zu. Noch nie hat mich der Blick eines Menschen so irritiert. Erst als ich mit dem Hintern an den Unterschrank stoße, wird mir klar, dass ich zurückweiche. Dass ich von einer beunruhigenden Erwartung erfüllt bin, sowohl geistig als auch körperlich, die ich erst aufhöre zu analysieren, als er vor mir steht und die Hände rechts und links von mir auf den Unterschrank legt. Ich bin eingeschlossen.
    »Was

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