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Die Zarentochter

Die Zarentochter

Titel: Die Zarentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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Ein tiefer Frieden erfüllte ihr Herz und ließ sie von innen heraus strahlen.
    Ein paar Tage vor Jahresende erreichte eine weitere Depesche die Villa Olivuzza. Sie kam aus Wien.
    Ollys Herz pochte vor lauter Aufregung so heftig, dass es fast weh tat. Gefolgt von Anna und ihrer Mutter rannte sie zum Sekretär, griff mit zittrigen Händen nach dem Brieföffner.
    Die Nachricht war äußerst knapp. Ollys Blick blieb an jedem Wort eine Ewigkeit lang kleben. Ihre Augen weiteten sich, die Pupillen wurden dunkler, tiefer … Ihr Oberkörper schwankte ein wenig, sie musste sich mit einer Hand am Sekretär festhalten. Einen Moment lang schien die Welt sich zu bewegen, dann wurde es ganz still. Ollys Gedanken lösten sich auf.
    Anna und die Zarin hielten sich an den Händen, kicherten wie aufgeregte Schulmädchen ob Ollys Ergriffenheit.
    Schmunzelnd sagte die Zarin: »Was meinst du, soll die Schneiderin deines Brautkleides heute kommen oder doch erst morgen?«
    Ein Lachen ertönte. Vielleicht war es auch ein Schrei. Ein Schluchzer. Ein Geräusch aus den Tiefen von Ollys Seele. Sie schaute auf.
    »Es ist alles aus! Vater schreibt, es ist aus und vorbei. Keine Hochzeit. Nichts. Er hat den Wienern die Freundschaft gekündigt.«
    Eigentlich war für die Silvesternacht ein fröhliches Fest geplant gewesen. Die Zarin und Olly, die mitgereisten Hofdamen, Nikolaus’ Gefolge, auch ein paar befreundete russische Adlige, die ebenfalls im Süden Siziliens überwinterten, waren eingeladen worden. Der Jahreswechsel und die Verkündung von Ollys Verlobung waren zwei gewichtige Gründe, um die Gläser zu heben. Doch nun saß das Zarenpaar allein im Salon der Villa Olivuzza. Auf einer Anrichte standein silbernes Tablett mit feinsten Häppchen, daneben eine Reihe ungeöffneter Champagnerflaschen. Das Eis in den Kühlern war zu einer trüben Brühe geschmolzen.
    Nikolaus’ Blick war düster wie selten.
    »So habe ich mir den Jahreswechsel gewiss nicht vorgestellt. Da sitzen wir hier in einem fremden Land … All meine Anstrengungen, die vielen Reisen – für nichts und wieder nichts.« Er versetzte einer kleinen Kommode einen Fußtritt.
    Alexandra zuckte zusammen. »Könnte es nicht sein, dass du in Wien zu … heftig reagiert hast, mein Lieber? Vielleicht –«
    Der Zar unterbrach seine Frau barsch. »Zu heftig? Viel früher hätte ich dem ganzen Theater ein Ende setzen sollen. Man stelle sich vor, der russische Zar kriecht vor dem österreichischen Kanzler zu Kreuze! Wie saures Bier habe ich Olly angeboten. Was glaubst du wohl, wie ich mich dabei fühlte? Aber damit ist Schluss, mit Wien bin ich fertig.«
    Olly presste eine Hand auf ihren Mund, bevor ein Schluchzer sie verraten hätte.
    »Komm jetzt endlich da weg«, zischte Anna und legte ihr eine Hand auf die Schulter. »Warum tust du dir das an?«
    Olly schüttelte Annas Hand ab, drängte wieder ans Schlüsselloch der Salontür.
    »Ich hatte wirklich geglaubt, den Wienern ginge es um die Reli gionsfrage«, sagte ihr Vater und klang ratlos. »Als ich Metternich erklärte, dass Papst Gregor seine Einwilligung gegeben hat, hat er nur gelacht. Und von vorn angefangen und erneut seine Vorbehalte gegen diese Verbindung vorgetragen. Ich dachte, ich höre nicht richtig! Ob er Angst habe, dass Russland im Falle dieser Heirat in Ungarn zu viel Einfluss gewinnen würde, wollte ich von ihm wissen. Aber statt mir eine ehrliche Antwort auf eine ehrliche Frage zu geben, hat er erneut nur herumlaviert. Da ist es doch kein Wunder, dass mir der Kragen platzte. ›Schluss, aus, vorbei!‹, habe ich zu ihm gesagt.«
    Zarin Alexandra nickte gequält.
    »Was für ein armseliger Wicht dieser Metternich ist«, spuckte Nikolaus voller Abscheu aus. »Ich wüsste, was ich mit so einem ma chenwürde. Nicht nur eine Methode, ihn zum Schweigen zu bringen, würde mir dazu einfallen, sondern gleich ein ganzer Haufen. Aber in Wien wimmelt es leider von Schlappschwänzen ohne Mumm in den Knochen. Kaiser Ferdinand, Erzherzog Ludwig, Graf Lützow und nicht zuletzt dieses Bürschelchen Stephan selbst. Alle sind sie Wachs in den Händen Metternichs. Widerlich! Die einzig wahren Männer, die ich angetroffen habe, waren brave Soldaten, die vor dem Schloss Wache hielten. Ich sage dir, deren Gesellschaft wäre mir zehnmal lieber gewesen als die dieser intriganten Würdenträger.«
    Stumme Tränen rannen über Ollys Gesicht, ihre Nase schwoll zu, und sie hatte Mühe, Luft zu bekommen. Sie hasste sich dafür, wie ein einfaches

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