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Die Zarentochter

Die Zarentochter

Titel: Die Zarentochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Durst-Benning
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heraus.
    »Großfürstin Maria scheint das Parlieren zu liegen«, konstatierte Anna. Ohne weiter auf Mary einzugehen, fuhr sie fort: »Eigentlich hätteNapoleon Coste wie sein Vater eine militärische Laufbahn einschlagen sollen. Aber dann wurde er schwer krank, was den Plänen des Vaters einen Strich durch die Rechnung machte.«
    »Dieser zarte Mann ein Offizier oder General? Schwer vorstellbar.« Olly musste sich zwingen, nicht zu auffällig zu Coste hinüberzustarren.
    »Ihr verehrter Herr Vater hat mir von Napoleon Costes Hintergrund erzählt. Er verstieg sich sogar zu der Aussage, zwischen dem Herrn und mir gewisse Parallelen zu erkennen. Wir müssten beide damit zurechtkommen, dass unser Leben gänzlich anders aussieht als das Leben, das uns eigentlich qua Geburt zugestanden hätte. Ihr Herr Vater meinte, dass er diese Gabe in einem Menschen sehr schätze.« Anna Okulow zwinkerte Olly lächelnd zu. »Er hätte mir nicht schmeicheln müssen, ich wäre auch so heute Abend gekommen.«
    Ihr Vater hatte Anna Okulow eingeladen? Zu Mutters Abend? Das war ja interessant! »Was hätte Ihnen denn von Geburt an zugestanden?«, platzte sie heraus.
    Anna Okulow nahm ein Stück Konfekt und schaute es genießerisch von allen Seiten an.
    »Aufgrund meiner Erziehung und Ausbildung hätte ich eigentlich die perfekte Ehefrau für einen Fürsten abgeben sollen. Aber dann hatte ich diesen Unfall …« Sie zeigte auf ihre Stirnnarbe. »Dann starb mein Vater überraschend, und wir mussten feststellen, dass sich unser gesamtes Vermögen über Nacht in nichts aufgelöst hatte.« In einer kleinen bedauernden Geste, die jeglicher Dramatik entbehrte, hob sie die Hände. »Als Mädchen ohne Mitgift war ich über Nacht uninteressant geworden. Dass mich jemand meiner Schönheit wegen nehmen würde – dieser Hoffnung gab ich mich nicht hin, ein paar Spiegel gibt es selbst in unserem Haus noch. Was blieb mir also anderes übrig, als dafür zu sorgen, dass wenigstens aus meinen Geschwistern etwas wurde. Und dass unser Landgut nicht auch noch verlorenging. Beides ist mir gelungen.« Sie zerbiss ihr Konfekt mit sichtlichem Genuss und bot dann lächelnd Olly die Schale an. »Wollen Sie nicht auch?«
    Ollywar so perplex, dass sie das Erstbeste – eine Honigdattel – nahm, obwohl sie Honigdatteln hasste. Wie konnte die Frau derart offen und klaglos von ihrem schweren Schicksal berichten? Jede andere hätte alles getan, um ihre Notlage zu verschleiern.
    »Jetzt schauen Sie nicht betroffen, liebe Großfürstin«, sagte Anna fröhlich. »Mein Leben ist bei weitem nicht so schlimm, wie es sich anhören mag. Ich habe liebe Freunde wie Madame Pletschjew und andere, die nie zulassen würden, dass meiner Familie größerer Schaden zugefügt wird. Außerdem – der liebe Gott wird schon wissen, was gut für mich ist. Ich nehme das Leben einfach, wie es kommt.«
    Olly nickte heftig. »Das nenne ich wahres Gottvertrauen.«
    Anna Okulow nahm Ollys Hand und drückte sie sanft. »Ich freue mich, dass Sie das ebenfalls so sehen, liebe Großfürstin. Denn wissen Sie, der liebe Gott und Ihr sehr verehrter Herr Vater haben bestimmt, dass Sie und ich, also … Dass wir fortan viel Zeit miteinander verbringen werden.«
    »Sie sollen meine neue Gouvernante werden?« Olly fiel die Honigdattel aus der Hand. »Und was ist mit Madame Doudine?«
    »Soviel ich weiß, wird sie dringend wieder im Waisenhaus gebraucht«, sagte Anna zögerlich.
    Olly nickte. Jetzt war ihr klar, warum sie heute Abend hier sein durfte. Ihre Eltern hatten nur eine Möglichkeit gesucht, ihr eine neue Doudine unterzujubeln!
    Die Freude darüber, mit Anna Okulow einen interessanten Menschen kennengelernt zu haben, erlosch wie ein Strohfeuer. Warum hatte niemand mit ihr gesprochen? Warum griffen ihre Eltern zu solch einem Überrumpelungsmanöver? Warum durfte sie nicht ein Wörtchen mitreden, wenn es um die Wahl ihrer nächsten Gouvernante ging? Sie musste doch mit ihr auskommen!
    Den Gedanken, dass man mit Anna Okulow höchstwahrscheinlich sehr gut auskommen konnte, schob sie hastig von sich. So einfach würde sie es ihnen nicht machen!
    »Meine Eltern werden schon wissen, was richtig ist«, sagte sie lahm. »Dann sind Sie jetzt also meine neue Gouvernante.«
    Anna lächelte. »Dass ich Ihre Gouvernante werden soll, war in derTat das Anliegen Ihres Vaters, als er mich aufsuchte. Ich habe jedoch abgelehnt, in Ihrem Alter brauchen Sie doch gewiss kein Kindermädchen mehr.«
    »Aber … was

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