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Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Vergehen zu bitten, hatte keinen Sinn: Das wußte sie.
    Der Zar wollte in jenen Tagen nicht einmal mich sehen.
     
    Der Pesthauch von Haß und der Wahnsinn jener Tage raubten mir den Schlaf und Peter wohl den Verstand: Er war nie wieder derselbe nach diesen Monaten, niemals wieder. Kein Schlaf blieb mehr ohne dunkle Träume, kein Lachen war mehr frei von Zwang, und jeder Rausch diente nur mehr dem Vergessen. Dennoch: In der Nacht des Urteils schlug ich mit den Fäusten an die verschlossene Tür seines Studierzimmers. Ich wußte, daß er noch wach war: Unter dem Spalt der Tür konnte ich das flackernde, unstete Licht der Kerzenflammen wahrnehmen.
    Ich hörte, wie sich seine Schritte der Tür näherten. Fast konnte ich seinen kalten Herzschlag durch das Holz vernehmen. »Was willst du?« fragte er mich barsch durch die geschlossene Tür.
    Ich schöpfte Atem und flüsterte heiser: »Bitte, batjuschka ! Hör’ mich an. Laß uns den Wahnsinn beenden, mein Liebster. Was hast du denn davon, Jewdokija noch weiter zu quälen? Sie hat doch schon genug dafür bezahlt, dir Alexej geschenkt zu haben! Sieh doch, wie glücklich und frei du bist! Du hast mich und unsere Kinder! Du hast die Liebe deines Volkes! Du kannst frei kommen und gehen, wie du möchtest! Hab’ doch Gnade mit ihrer Liebe! Was kann sie dir und uns denn schon antun?«
    Ich spürte, daß er an der anderen Seite der Tür sein Ohr gegen die Tür drückte. Der saure Duft seines kranken Atems und seiner fiebrigen Gedanken stiegen mir in die Nase. Die Tür wurde aufgerissen, und ich wich vor Entsetzen drei Schritte zurück: Der schiere Wahnsinn sprang mich aus den Zügen des Zaren an.
    »Ach? Du bittest für deine Vorgängerin? Nun, wenn dir ihr Los soviel bedeutet, dann teile es doch! Wenn du möchtest, dann lasse ich dich noch heute kahlscheren und ins Kloster stecken. Aber nicht nach Susdal, wo die Luft lieblich und die Sonne warm ist, da sei dir sicher!« schrie er, daß es durch den leeren Marmorgang des Palastes bis hin zum Treppenhaus hallte.
    Von irgendwoher hörte ich Schritte kommen. Sie verharrten, lauschten erschrocken und entfernten sich dann eilig mit klappernden Absätzen.
    Ich drückte mich entsetzt gegen die gegenüberliegende Wand und schüttelte nur stumm den Kopf. Seit Nächten fand ich keinen Schlaf, denn jede Rast, die ich meinen Gedanken gestattete, ließ meinen Kopf zu einem Tollhaus der Angst werden. Ich konnte nur für das Seelenheil derer beten, die mir lieb und teuer waren. Der Zar hatte bereits seine Halbschwester Maria Alexejewna in die Schlüsselburg geschickt, da bei Alexej Briefe von ihrer Hand gefunden worden waren. Es konnte jeden treffen: Auch mich und meine Kinder.
    Ich wich weiter in die mit einem Mal bedrohliche Finsternis des menschenleeren Ganges zurück. Doch Peter trat aus seiner Tür: Er griff mich am Ellenbogen und zog mich ganz nahe an sich.
    »Du bittest um Gnade für den Bock, der es gewagt hat, meine erste Frau zu bespringen? Ich sage dir, und merk’ dir das gut, eine Zariza bleibt für immer und ewig, für jeden Tag und jede Stunde ihres armseligen Lebens, die Frau des Zaren, unantastbar für jeden anderen Mann! Willst du dennoch, daß ich mein Urteil für Glebow noch einmal überdenke?«
    Ich nahm all meinen Mut zusammen und nickte schwach. Peter stank nach seinen durchwachten Nächten und nach dem feuchten Moder der Folterkammer. Aus seinen Kleidern stieg der Dunst von kaltem Rauch und dem starken, billigen Wodka, den er sich mit seinen Kumpanen literweise in den Rachen schüttete. Übelkeit stieg in mir auf. Er packte nun mein Haar und zog rasch meinen Kopf nach oben, so daß ich ihm in die Augen sehen mußte. Ich heulte auf vor Schmerz. Sein Gesicht war ganz nahe, und sein fauler Atem schlug mir entgegen. »Ich habe das Urteil für Glebow noch einmal überdacht, Katerinuschka. Nur dir zu Gefallen, mein Täubchen. Und weißt du was? Ich werde ihn in einen Pelzmantel hüllen lassen! An die Füße bekommt er Socken und auf den Kopf eine Mütze.« Er lachte auf bei dem Gedanken daran.
    »Weshalb das?« fragte ich ängstlich und versuchte vergebens, mich seinem schmerzhaften Griff zu entwinden.
    »Ganz einfach! Je wärmer der Mensch auf dem Pfahl ist, um so länger lebt er, und um so länger leidet er!« Er lachte, als sei er der Teufel selber, und seine Augen rollten in den Höhlen. Dann versuchte er mich zu küssen, doch ich stieß ihn von mir.
    Er rief erstaunt: »Was hast du denn, Katerinuschka, meine kleine

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