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Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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auch gleich in den trübsten Farben aus: »Hier in Karlsbad ist es so lustig wie in einem Gefängnis. Die Berge sind so hoch, daß ich kaum die Sonne sehe, und das Bier, wenn ich denn welches finde, ist schlecht und ohne Schaum. Am schlimmsten aber ist, daß sie mich wie ein Pferd mit diesem faden Wasser tränken.«
    Aus diesen Briefen erfuhr ich auch von Alexejs Trauung in Torgau an der Elbe: Peter hatte seinen Sohn an den Haaren in das Schloß der Königin von Polen, der Tante seiner Braut, ziehen müssen. Noch am Abend vor der Trauung hatte sich der Prinz an seinen Beichtvater Iwan Slonski geklammert und Peter mit schriller Stimme angeschrien: »Nie! Nie werde ich eine fremde Hexe, eine Ketzerin, heiraten! Mein Blut soll nicht durch das ihre verunreinigt sein! Ich, der ich als Zar unseren Glauben verteidigen will! Mit einer Lutheranerin an meiner Seite – das ist doch Gotteslästerung!«
    Der Beichtvater nickte eifrig und suchte den Kronprinzen mit seinem Körper zu decken. Peter schleifte den Popen kurzerhand an seinem Kittel aus dem Raum und versetzte Alexej einen Faustschlag zwischen die Augen. Am nächsten Morgen wurde auf dem Schloß von Torgau Hochzeit gehalten.
     
    Ich wandte meine Aufmerksamkeit wieder Sophie Charlotte zu. »Aber dafür hatte Seine Majestät ja die Gnade, bei uns zu sein!« sagte sie gerade etwas atemlos. »Es war so ein herrlicher Tag! Ich habe geweint wie eine Quelle, als mich mein allergnädigster Herr Vater dem Zarewitsch zuführte! Er und mein Vater waren so zufrieden, sie haben das eine um das andere Mal auf unser Wohl angestoßen!«
    Auf ihrer Wange zeigten sich einige rote Flecke, die grell in der Blässe ihres Gesichtes brannten. Sophie Charlotte ist nicht anders an einen Mann verkauft worden als ich damals an Wassili, dachte ich. Sie fuhr fort: »Am Morgen nach der Hochzeit wartete der Zar uns auch gleich auf und saß an meinem Bettrand, um allergütigst mit uns zu plaudern.«
    Das arme Mädchen. Alexej war wohl trunken und grob über sie hergefallen, und am Morgen schon mußte sie dem Zaren über den Vollzug der Ehe Rede und Antwort stehen!
    Meine Augen glitten flüchtig über ihre schmal geschnürte Leibesmitte und sie errötete wieder unter meinem Blick: »Ich hoffe, dem Russischen Reich einen Erben schenken zu können, sobald seine Hoheit mich wieder beehrt …«, fügte sie so leise hinzu, daß nur ich sie hören konnte. Ich nickte und strich ihr noch einmal tröstend über die Hand. Ihre Haut war heiß und trocken. Ich sah mich in dem kleinen Thronsaal um. Überall standen Gruppen von Menschen, die scheinbar in eigene Gespräche vertieft waren. Ich wußte genau, daß sie uns beobachteten, und winkte nach Marie Hamilton, einer meiner gofdamy . Marie stammte aus einer schottischen Familie, die seit einigen Jahrzehnten in der Nemezkaja Sloboda von Moskau ansässig war.
    »Meine liebe Sophie Charlotte, dies ist Marie Hamilton, eine treue Hofdame. Ich werde sie dir zur Seite stellen. Marie kann dir helfen, deinen eigenen Hofstaat hier zu bilden, wie es der Frau des Zarewitsch zusteht.«
    Sophie Charlotte küßte dankbar meine Hand und Marie Hamilton versank in einen Knicks. Ihre Brosche mit Diamanten, die die Anfangsbuchstaben meines Namens bildeten, funkelte im Sonnenlicht, das schräg durch die bunten Scheiben des kleinen Thronsaales fiel. Als sie sich wieder aufrichtete, trafen ihre großen braunen Augen fragend die meinen. Ich wußte, sie würde jeden meiner Befehle so widerspruchslos erfüllen, wie sie bereits die Wünsche des Zaren in vielen Nächten erfüllt hatte. Ich nickte rasch: Ich wollte über alle Vorgänge im Haus und im Bett des Zarewitsch auf das genaueste in Kenntnis gesetzt werden.
     
     
     
     
     
     
     
    Menschikow lehnte noch immer am Fenster und sah grübelnd hinaus auf den weiten Platz. Ich seufzte und wollte ihn gerade besänftigen, als es wie ein Blitzschlag durch einen trockenen Ast durch seinen Körper fuhr. Er trat näher an die Scheibe und wischte die von unserem Atem dunstig beschlagene Oberfläche mit der Handfläche frei. »Katharina Alexejewna!« rief er und zog mich neben sich. »Sieh nur!«
    Ich trat rasch neben ihn und wischte noch eine zweite Scheibe frei. Durch das Eingangstor des Schloßplatzes vor dem Winterpalast stoben mit funkenden Hufen Reiter. Sie trugen die Hüte fest in das Gesicht gedrückt und die mit Fell besetzten Kragen ihrer Mäntel hochgeschlagen. Es war unmöglich zu erkennen, um wen es sich dabei handelte. Gerade als

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