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Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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seine Hand vor den Mund geschlagen, zurück. Als ich sah, was Jakowlewna und die Krankheit ihrer tscherkessischen Kindheit angerichtet hatten, mußte doch auch ich einen Aufschrei des Ekels unterdrücken: Die Blattern hatten ein Fest an der außergewöhnlichen Schönheit der Prinzessin von Moldawien gehabt. Ihr Haar war ihr bis auf wenige, stumpfe Strähnen ausgefallen, die ihr wirr von einer mit Beulen und Krätze übersäten Kopfhaut hingen. Ihre Haut hatte alle rosige Frische und den ihr eigenen Glanz von Gold verloren. Die makellosen Züge ihres Gesichts waren von tiefen, kraterförmigen Narben verdorben worden und hatten eine graue, fahle Farbe angenommen. Ihre Lippen schienen schmal und blutleer und konnten kaum die gelben Zähne verdecken. Selbst vor ihrem Körper hatte die Krankheit nicht haltgemacht: Ihre Brüste hingen flach und welk über den scharf hervortretenden Rippen. Auf ihren Armen waren noch frische Blattern zu erkennen, die aufgekratzt waren und eiterten. Meine Augen ruhten zufrieden auf ihrer Leibesmitte: Sie war flach und eingefallen. Maria Kantemir hatte das Kind, das sie von meinem Gemahl erwartete, verloren. An ihren Beinen spannte sich wundgekratzte und trockene Haut über die langen Knochen ihres Körpers.
    Peter stand wie angewurzelt vor ihr, während sie sich mit einem Mal mit der Kraft einer Wildkatze auf mich werfen wollte. Einer der Soldaten hielt sie gerade noch auf, doch sie spie und biß vor Zorn. Ich sprang auf meine von der Hitze geschwollenen Füße und befahl knapp: »Bringt den Zaren aus dem Haus. Es sind die Blattern hier.«
    Peter verließ den Raum mit seiner Begleitung, ohne mir zu widersprechen. Er drehte sich nur einmal um, sah dabei jedoch mich und nicht Maria Kantemir an. Ich las in seinen Augen ein namenloses Entsetzen. Was sah er, als er mich so anblickte? Eine große, starke Frau mit Haar so kurz wie die Stacheln der Di steln in der Wüste von Derbent. Die Mutter seiner Kinder, die Gefährtin seiner Jahre, die imperatriza seines Reiches. So ging er und überließ mich meinem Tun.
    »Halt sie fest«, befahl ich dem Soldaten. Ich trat ganz nahe an sie heran, und mein Blick wickelte sich um ihre matten Augen wie ein Spinne ihren Faden um ihre Opfer.
    Ich hatte das Spiel, in dem sie sich so sicher gefühlt hatte, gewonnen.
    »Prinzessin«, flüsterte ich schmeichelnd. »Was ist mit deiner Schönheit geschehen? Und der Zarewitsch, auf den wir solche Hoffnungen gesetzt haben? Wie entsetzlich! Wer hätte ahnen können, daß die Blattern gerade hier in Astrachan wüten!«
    Sie keuchte unter dem harten Griff um ihren Hals nach Luft. »Zufall!« Sie spuckte aus, und ich wich dem vergifteten Strahl gerade noch aus. »Teufelin von einer Frau! Ich weiß, daß deine Alte daran schuld ist! Sie hat mir die Krankheit beigebracht! Sie hat mich zur Ader gelassen, und danach bekam ich das Fieber! Sie ist an allem schuld! Aber dafür wirst du bezahlen!« kreischte sie. »Ich wollte alles! Ich wollte Kaiserin sein! Mein Sohn sollte Rußland regieren! Als Entschädigung für mein verlorenes Reich!«
    Ich lachte auf und klatschte in die Hände. »Spar dir deinen Atem, schamloses Weib«, antwortete ich nur. »Du bekommst noch viel weniger ab, als du es eigentlich verdienst. Aber wo ist die Alte denn, wenn es ihre Schuld ist? Wir werden sie der Folter unterziehen, dann wird sie schon gestehen!«
    Maria Kantemir schluchzte auf und wollte wieder nach mir schlagen. Der Soldat packte sie so hart, daß sie vor Schmerz schrie. »Sie ist weg! Weg, wie auch alle anderen! Alle sind weg, als ich krank wurde. Ich habe mein Kind allein verloren. Niemand wollte mir helfen«, weinte sie.
    »Soll ich Mitleid mit dir haben, Hure?« fragte ich sie mitleidslos. All mein Haß auf sie und mein Zorn über die Demütigungen des letzten Jahres fanden ihren Weg durch meinen Mund. »Das ist es doch, was du für mich im Sinn hattest, oder? Allein bist du? So soll es auch bleiben! Der Zar wird dich nicht mehr sehen wollen. Niemand wird dich mehr sehen wollen. Aber das ist mir noch nicht genug Strafe für dich! Du sollst hier in diesem Haus bleiben! Du wirst eine lebendige Tote sein, mit Tagen voll leerer, endloser Zeit nur für dich allein. Zur Unterhaltung sollst du nur deine Erinnerung haben: an den Bastard, den du zu früh geworfen hast, und an die kurzen Tage deines Glanzes.«
    Der Soldat legte ihr die Hand vor den Mund, so daß ich ihre Schreie nicht hörte, als ich den Raum verließ. Ich wartete auf ihn, bis er in

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