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Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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in saure Milch und fragte: »Weshalb nicht, mein Herr?«
    An Peters Stelle antwortete der General Matjuschkin, der mit uns speiste. »Die Männer würden die dreißig Tage Fußmarsch nicht überleben, Zariza«, sagte er schlicht. Peter brach sich ebenfalls ein Stück Brot und kaute es mit dem Flügel des mageren Huhns, das Felten wie durch ein Wunder hatte auftreiben können.
    »Wir kehren nach Astrachan zurück. Matjuschkin wird hierbleiben, um den Feldzug fortzusetzen, wenn die Witterung sich bessert und die Männer an Kraft gewinnen.« Bei seinen folgenden Worten hellte sein Gesicht sich etwas auf. »Zudem kann ich dann bei der Prinzessin von Moldawien sein, wenn sie unseren Sohn zur Welt bringt.«
    Matjuschkin hob sein Glas mit dem letzten Branntwein. »Auf den Zarewitsch und die Gesundheit seiner Mutter, der Prinzessin Kantemir.« Er vermied dabei meinen Blick und nippte nur an seinem Glas. Ich jedoch fiel in seinen Spruch ein und leerte mein Glas in einem Zug.
     
    Das flache kühle Haus, das Peter für Maria Kantemir hatte einrichten lassen, lag still und verlassen. Keine Frauen saßen schwatzend auf den weichen Kissen, keine Bediensteten liefen eilig mit nackten Füßen und klirrenden Schellen über die kalten Steine. Auch von der Garde der moldawischen Soldaten, die Peter zurückgelassen hatte, fehlte jede Spur.
    Peter und ich ritten mit kleinem Gefolge in den Innenhof des Hauses ein: Nur einige Soldaten, der Koch Johann Felten und zwei Zwerge, die auf Eseln ritten, waren bei uns. Vögel schwirrten durch die Luft des Hofes. Ihre Schwingen ließen die Blätter der Maulbeerbäume rauschen. Von einer Wand aus grauem Marmor fiel Wasser aus einem Brunnen. Das Becken war mit bunten, glänzenden Steinen belegt und Fische von goldener Farbe schwammen darin. Die Luft duftete süß nach Sandelholz, das in Pfannen in der Ecke des Hofes brannte. Doch ein anderer, saurer Geruch, mischte sich noch darunter. Es war niemand zu sehen. Ich stieg ab und tauchte meine Hand in das stille Wasser des Brunnens. Wie wohl es tat, sich nach dem langen Ritt den Staub und die Hitze vom Gesicht zu waschen!
    Als ich nach oben sah, hatte ich den Eindruck, eine verschleierte Gestalt hinter die Säulen verschwinden zu sehen. Ich folgte Peter durch die abgedunkelten Räume. Ich fand die Unruhe seines Schrittes in meinem Herzen wieder.
    Peter stieß die Tür zu dem Raum auf, in dem er Maria Kantemir vor einigen Wochen zurückgelassen hatte. Ein starker Duft nach Kampfer und Minze verschlug uns den Atem. Jene saure Note, die wir bereits im Hof wahrnehmen konnten, füllte hier den Raum so betäubend, daß wir nach Luft rangen.
    »Pfui Teufel, wie ekelhaft!« keuchte Peter und legte sich den Arm vor Mund und Nase.
    Ich ließ meinen Blick rasch durch das Gemach der Prinzessin von Moldawien gleiten. Ein weicher Diwan aus Kelimteppichen war von Sitzkissen umgeben. Auf einem niedrigen, mit Elfenbein verzierten Tisch neben mir stand ein Tablett aus Silber mit einer Tasse Minzetee. Ich steckte prüfend meinen Finger in das süße Getränk. Kalt. Der Marmor des Bodens war mit Seidenteppichen bedeckt. Von der leeren Bettstatt waren die Laken aus kühler Baumwolle nachlässig zurückgeschlagen worden, so, als ob jemand es beim Aufstehen sehr eilig gehabt hatte. Das Leinen sah schmutzig aus und roch übel. Vor einem Wandschirm aus Ebenholz und Perlmutter stand eine Schale aus chinesischem Porzellan, die bis zum Rand mit einer gelben, schleimigen Flüssigkeit gefüllt war. Nahe dem Bett stank es so, daß selbst der Kampfer mit seinen beißenden Schwaden nicht dagegen ankam.
    Peter räusperte sich und rief: »Maria? Maria? Wo bist du, mein Herz?«
    Seine Stimme hallte einen Augenblick unter dem hohen Gewölbe der Decke nach. Dann hörten wir ein Geräusch. Wir beide fuhren zu dem Wandschirm herum. Hinter dem dunklen Holz trat eine schmale Gestalt hervor, die jedoch dicht verschleiert war. »Ich bin hier, mein Zar«, antwortete sie. Ihre Stimme schien unter dem Gewicht der Schleier zu ersticken. Peter eilte auf sie zu und wollte ihren Schleier heben. Sie jedoch griff mit erstaunlicher Kraft nach seinen Handgelenken. »Laß mich das selber tun. Ich bin es nun schon so gewohnt«, sagte sie ruhig.
    Ich ließ mich auf den Diwan sinken, wo ein gnädiges Halbdunkel mich fast verschluckte.
    Maria Kantemir jedoch stand nackt im gnadenlosen Licht des persischen Morgens, als sie ihre Schleier abwarf.
    Peter schluchzte vor Entsetzen über das, was er sah, auf. Er wich,

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