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Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Finger und zwang sie, die Weintrauben, die so groß wie Walnüsse waren, zu nehmen.
    »Iß«, sagte er drohend. »Ich will einen gesunden Sohn. Kinder werden stark geboren, wenn ihre Mutter gut im Futter steht«, fügte er dann fröhlicher hinzu und zwickte mich in die Wange. »Nicht wahr, als du mit Elisabeth schwanger gegangen bist, hast du gefressen wie ein Pferd, meine starke Katerinuschka? Also, laß uns auf den dicken Rekruten trinken, den unsere schöne Maria unter dem Herzen trägt! Einen starken Sohn für Rußland!«
    Er trank das frische, schäumende Bier und rülpste. Maria preßte sich die Hand vor den Mund. Sie war blaß wie ein Leintuch.
    Ich sah sie scheinbar besorgt an: »Prinzessin Maria, hat dir der Trank, den ich dir durch Jakowlewna habe senden lassen, nicht geholfen?« fragte ich mit mitleidiger Stimme. Sie nickte nur schwach mit dem Kopf und würgte dennoch.
    Peter fragte mich erstaunt: »Du schickst ihr durch eine deiner Damen Heilmittel?«
    Ich zuckte die Schultern und lächelte sanft. »Aber ja, mein Zar. Es gibt niemanden mit einem Wissen wie meine Tscherkessin Jakowlewna, wenn es um die gesunde Geburt eines Kindes geht.« Ich prostete ihm leicht zu und leerte meinen Krug. »Und bei dieser beschwerlichen Reise muß man doppelt achtgeben«, fügte ich leichthin hinzu.
    »Ach«, sagte er erstaunt und zog sich eine Gräte zwischen den Zähnen hervor. Sie war so lang, daß er geistesabwesend begann, sich damit die von Schießpulver und Tabak schwarzen Fingernägel auszuputzen. Maria Kantemir stocherte lustlos in dem süßen Fleisch des Sterlets, eines Fisches, der am Nachmittag von Feltens Männern gefangen worden war.
    »Du meinst, die Reise ist nicht gut für unsere liebste Prinzessin?« fragte Peter noch einmal nach.
    Ich spürte, wie meine Augen sich ohne Mühe mit Tränen füllten. Eine oder zwei davon rannen über meine Wangen, und ich unterdrückte ein Schluchzen. »Nach dem Leid um unsere toten Kinder weiß ich, wie ungesund die Anstrengungen eines Feldzuges für eine Frau in gesegneten Umständen sein können«, antwortete ich mit erstickter Stimme. »Deshalb sehe ich auch zu, daß Jakowlewna sich um Maria Kantemir kümmert.«
    Peter griff meine Hand und küßte sie. »Weine nicht, meine gute Katerinuschka. Mach dir keine Sorgen, meine Kaiserin. Dieses Kind wird gesund zur Welt kommen«, tröstete er mich.
    Er überlegte kurz und wandte sich dann an Maria Kantemir, deren Augen in der Dunkelheit hungrig leuchteten. »Liebste, sobald wir Astrachan erreichen, wirst du dort ein Lager beziehen. Diese Jakowlewna wird stets bei dir sein«, bestimmte er.
    Maria Kantemir wollte widersprechen, doch ich selber fiel ihm zuerst ins Wort. »Aber mein Zar! Ich brauche Jakowlewna doch selber in meinem Staat! Niemand kann meine Pulver und Tränke so zubereiten wie sie! Ohne ihren Aufguß kann ich nicht schlafen! Nimm sie mir nicht einfach weg«, klagte ich.
    Peter zögerte, das konnte ich sehen.
    Nun sprach Maria Kantemir doch, und ihre Worte mischten sich in das Zischen des Pechs, das von den Fackeln tropfte und auf die schwarze Oberfläche des Wassers traf. »Ohne die Alte bleibe ich nicht in Astrachan. Ihre Tränke tun mir gut, also will ich sie in meinem Gefolge haben«, bestimmte sie mir zum Trotz.
    Nun schüttelte auch Peter den Kopf und tätschelte kurz meine Hand. »Unsinn, Katerinuschka. Ein Schlaftrunk, was für ein Weiberkram! Wenn wir erst im Feld stehen, werden dir die Knochen so müde, daß du die Alte nicht mehr brauchst. Jetzt geht es um die gesunde Geburt des Zarewitsch.«
    Ich neigte gehorsam den Kopf. Maria Kantemir küßte dem Zaren die Hand. »Mein Herr, gestattet, daß ich mich zurückziehe. Der Prinz braucht Ruhe«, sagte sie bestimmt und legte die schmale Hand auf ihren schweren Bauch.
    Peter und ich saßen einen Augenblick schweigend beieinander. Ich wußte, daß das Licht der Flammen weich auf meiner Haut spielte. Peter saß nahe genug, um meinen Duft nach Jasmin und Sandelholz zu riechen. Ich beugte mich nach vorne, und füllte ihm seinen Humpen nach. Meine offenen Haare strichen dabei über seinen nackten Arm. Er sah mir dabei zu, und seine Augen glitzerten im Mondlicht.
    »Wer hätte das gedacht, Katerinuschka, daß wir noch einmal gemeinsam im Felde stehen werden. Ich muß sagen, keines meiner Lager wäre ohne dich dasselbe gewesen«, lachte er trunken. Seine Hand strich meine schweren Flechten zurück und glitt über meinen Hals auf meinen Busen, dessen Fleisch durch das

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