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Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
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Stimmte es, daß in der Peter-und-Pauls-Festung eine Zelle für mich vorbereitet wurde? Ich hoffte nicht! Unter dem ersten Schlag der Knute wollte ich alles gestehen, was auch immer man mir vorwarf. Seltsam, ich habe meine Niederkünfte durchstanden, aber mein Mut sollte am willentlich zugefügten körperlichen Schmerz enden. Niemand konnte mir helfen, auch wenn Menschikow mir heimlich kleine Briefe und kleine Geschenke sandte, um mich zu ermutigen. Mein kum Apraxin lag mit Wasser in den Gliedern zu Bett. Ulrike Villebois wußte mir mit Tränen in den Augen zu berichten, daß ihr Gatte eine Bemerkung Peters gehört hatte: »Ich werde mit ihr tun, was Englands König Heinrich mit Anna Boleyn getan hat …«, sollte er im Senat gerufen haben.
    »Was hat er mit dieser Anna getan?« fragte ich sie. »Und was war ihr Vergehen?«
    Ulrike macht ein ganz unglückliches Gesicht und zog sich vielsagend die flache Hand über den Hals. »Ehebruch, Herrin«, murmelte sie.
     
    Es war fast Mitternacht, als ich mein Ohr angestrengt gegen die kleine Tapetentür drückte, die an Peters Vorzimmer angrenzte. Der geheime Gang um mich war dunkel: Nur ein Nachtlicht spendete mir Licht, um meinen Weg zu finden. Ich wußte, Peter sprach in seinem Zimmer mit Peter Andrejewitsch Tolstoi und dem Baron Ostermann. Er sprach mit ihnen über mich! Ihre Stimmen klangen gedämpft durch die Wand zu mir. Ich hörte Ostermann nuscheln. »Mein Zar, handele jetzt nicht voreilig! Denk an das Verlöbnis der Zarewna Anna mit dem Herzog von Holstein!«
    Peter fragte ärgerlich: »Was hat das mit der Zariza zu tun? Unfug! Ich frage Euch: Kloster, Verbannung oder Tod?«
    Ich biß mir auf die Finger vor Angst. Das Licht zu meinen Füßen flackerte.
    »Mit Verlaub – der Herzog könnte die Verlobung dann auflösen! Das wäre nicht gut für den Ruf der Prinzessin. Bei aller Ehrerbietung, Europa redet genug über die Zariza, die als Seele geboren wurde, als Wäschemagd arbeitete und nun gekrönte Kaiserin ist! Was, wenn sie jetzt noch des Ehebruchs angeklagt wird? Was, wenn Ihr sie hinrichten laßt?« beharrte Ostermann.
    Ich hörte Peter Andrejewitsch Tolstois tiefe Stimme: »Ostermann hat Recht. Nicht nur kann die Verlobung von Anna Petrowna aufgelöst werden! Vielmehr fürchte ich, daß sich dann auch für Prinzessin Elisabeth kein Freier finden wird.«
    Ich hörte Holz splittern und Peter fluchen. Dann fragte er: »Was ist mit dem König von Frankreich?«
    Tolstoi erklärte: »Nun, der Duc de Chartres, der ja ebenfalls um ihre Hand angehalten hatte, hat sich vor einigen Wochen mit einer deutschen Prinzessin vermählt. Er hat uns trotz der langen Verhandlungen, die wir geführt haben, nicht einmal von seiner Entscheidung in Kenntnis gesetzt! Wird ein König nehmen, was ein Herzog verschmäht?«
    Eine Pause entstand. Ich drückte mein Ohr so fest an das Holz, daß es schmerzte. Peter sagte leise. »Gut. Ich warte. Aber ihre Zeit wird kommen.«
    Ich bückte mich und nahm leise mein Nachtlicht auf. Es war fast ganz heruntergebrannt.
     
    Zwei Wochen nach der Hinrichtung von Wilhelm Mons gab der junge Herzog von Holstein ein Konzert unter meinen Fenstern im Winterpalast. Es war bitterkalt: Den Musikanten froren die Fingerspitzen und ihre Lippen an ihren Instrumenten fest. Am folgenden Tag wurde das Verlöbnis zwischen ihm und Anna Petrowna dem Hof bekanntgegeben: Wir überquerten die Newa in Schlitten und begangen die Messe in der Kirche der Dreieinigkeit. Peter streifte dem jungen Paar die Ringe über, die Feofan Prokopowitsch zuvor gesegnet hatte. Während des Festessens, des Balles und des Feuerwerks hielt ich mit letzter Kraft noch das Bild der strahlenden Zariza aufrecht. Ich konnte weder den Anblick von Wilhelms Körper noch das armselige Leben der Jewdokija Lopuchina aus meinen Gedanken vertreiben.
    Der Palast lag still und friedlich in den frühen Morgenstunden, als ich mir die Haare bürstete, bis meine dunklen Locken glänzend auf meinen Schultern lagen. Der Marmor des Palastbodens war kalt unter meinen Füßen, als ich mich auf den langen Weg zu Peters Tür machte.
     
    Ich weiß nicht, wie lange ich dort im Zugwind des Ganges auf dem Boden kniete. Der Morgen mußte bereits grauen, doch kein Mensch ließ sich in dem Gang vor Peters Tür blicken. Meine Fäuste waren aufgeschürft, so lange hatte ich gegen die verschlossene Tür geschlagen. Mein Haar war zerrauft, und die Haut meines Gesichts war von meinen eigenen Nägeln blutig gekratzt. Die Stimme war

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