Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zarin (German Edition)

Die Zarin (German Edition)

Titel: Die Zarin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Alpsten
Vom Netzwerk:
Fingers bildeten. »Und ob deine Liebe erfüllt sein wird! Ich sehe zwölf Niederkünfte!«
    Ich lachte zufrieden, stutzte aber dann. Bei der Liebe konnte es sich also nur um Johannes handeln, denn Johann konnte ja keine zwölf Kinder mehr zeugen! So mußte es ihm genügen, mit seinen schwieligen Händen über meinen Körper zu streichen. Ich schloß dann die Augen und beschwor die Erinnerung an Johannes in meinem Kopf herauf. So gelang es mir, Lust zu empfinden und Johann glücklich zu machen. Ich selbst fühlte mich elend dabei. Wo war Johannes? Weshalb kam er mich nicht holen, wie er es versprochen hatte? Aus Trotz und närrischer Verliebtheit hatte ich seine letzten garstigen Bemerkungen vergessen und wollte nur daran glauben, daß er kommen wollte, um mich zu holen.
    So setzte ich mich aufmerksam in meinem Stuhl auf und rückte näher an Karin heran. Natürlich – ein Leben, für das ich nicht geboren war! Wie hatte ich als uneheliche Tochter eines Leibeigenen auch hoffen können, daß der Sohn eines Pfarrers mich ansehen sollte? Ich sollte mit Johannes leben, das war mir klar!
    »Und das Kind, das ich jetzt erwarte? Ist es gesund? Ist es ein Junge oder ein Mädchen?« fragte ich noch einmal.
    Karin sah wieder in meine Hand. Dann schlug sie die Augen nieder, und ich konnte den Ausdruck ihres Gesichtes nicht so recht erkennen. »Das kann ich nicht sehen. Frag’ nicht so dumme Sachen!« sagte sie dann nur. Ich schwieg erstaunt und nahm meine Arbeit an den Hemdkragen wieder auf.
     
    Zwei Tage später traf ich auf dem Markt Karoline Glück. Trotz des Krieges ging der Markt weiter, auch wenn das Angebot geringer war, und die Bauern verkauften eben, was ihre Felder hergaben. Händler kamen kaum noch in die Stadt, und so mußte man mit dem vorliebnehmen, was unser Boden hergab. Neben Karoline stand eine hübsche junge Frau, die ihr den Korb trug und die sich aufmerksam umsah. Ich ging auf beide zu und musterte das Mädchen rasch. Für eine Magd war sie zu gut angezogen, zudem hielt sie sich sehr gerade und stolz. Es handelte sich offensichtlich um ein Mädchen aus gutem Hause. Ihr blondes Haar war ihr sauber in einem Kranz um den Kopf geflochten, und auf ihrem taubenblauen Kleid trug sie einen runden und gestärkten weißen Kragen. Über dem Kleid trug sie einen Umhang aus dichter, blauer Wolle mit einem weiten Kragen. Die Farbe schmeichelte ihren Augen. In ihren Ohrläppchen schimmerten zwei rosa Perlen. Karoline begrüßte mich herzlich und stellte mich der Fremden dann vor.
    »Martha! Wie schön, daß du gleich auch Alexandra kennenlernen kannst. Sie ist aus Pernau zu uns gezogen. Johannes und sie werden im Sommer heiraten, stell dir nur vor! Es ist alles so schnell gegangen – er arbeitet bei ihrem Vater, und nun sind die beiden bis über beide Ohren verliebt! Hoffentlich werde ich bald Großmutter!« Mit diesen Worten tätschelte sie vertraulich meinen nun schon sehr runden Bauch.
    Das Mädchen Alexandra errötete und lächelte mich ruhig und sicher an. Sicherlich hatte Johannes es nicht gewagt, sie vor dem Verlöbnis oder gar vor der Eheschließung zu berühren, schoß es mir durch den Kopf. Dazu sah sie viel zu fein aus. Und sicherlich sollte er auch ihr erster Mann sein. Nicht wie die Magd im Hause seiner Eltern, dachte ich bitter. Wußte sie von Johannes und mir? Oder war ich nur eine seiner vielen Eroberungen gewesen? Sie nickte mir zu, und ich grüßte zurück. Ich brachte es jedoch nicht über mich, ihr zu ihrem Verlöbnis Glück zu wünschen.
    Es war, als habe man mir ein Messer tief ins Herz gestoßen.
     
    Zwei Tage danach verlor ich mein Kind. Ich hatte den ganzen Tag lang Eimer voll Wasser und Kohlen in unsere Stube geschleppt, denn ich hatte eine verrückte Lust auf ein heißes Bad. Vielleicht hatte ich nach der Begegnung auf dem Markt das irrsinnige Gefühl, mich reinigen zu müssen. Plötzlich, als ich den letzten Eimer dampfendes Wasser in den Bottich kippte, verspürte ich einen scharfen Schmerz in meinem Unterleib, und mein Körper krampfte sich mehrere Male in einer Welle von Pein. Als ich mich wieder aufrichten konnte, färbte sich mein Rock rot vor Blut, und mir wurde schwarz vor Augen. Der Schmerz holte mich jedoch unbarmherzig in die Welt zurück und schüttelte mich mit seiner Riesenfaust. Es gelang mir, nach draußen zu kriechen und an Karins Tür neben der unseren zu klopfen. Ihr verdanke ich es, daß ich mir nicht mein Leben mit dem von Johannes’ Kind aus dem Leib blutete. Mit

Weitere Kostenlose Bücher