Die zauberhafte Tierhandlung (05) - Lotte und der Phönix
das getan«, erwiderte Lotte tonlos.
Pandora zuckte mit den Achseln. »Wohl kaum. Ich habe nicht mehr getan, als gewisse Leute über ihn stolpern zu lassen.«
Nicht , flüsterte Sofie in Lottes Geist. Sie will, dass du wütend wirst. Weißt du noch, was das letzte Mal passiert ist?
Lotte deutete ein Nicken an. Das Gefühl, in ihrem eigenen Kopf gefangen zu sein, würde sie niemals vergessen. Sie fragte sich einen Moment unglücklich, ob es für ihren Vater auch so war – so als renne er gegen die Wände an, hinter denen seine Erinnerungen verborgen lagen. Sie betrachtete Pandora kühl, entschlossen, sich nicht von ihr einfangen zu lassen.
Pandora lächelte aalglatt, und Lotte spürte, wie weiche grüne Ranken sich nach ihrem Geist ausstreckten, während die Zauberin instinktiv jede Methode, die sie kannte, ausprobierte, um Lotte auf ihre Seite zu ziehen. Lotte lächelte in sich hinein und wiederholte einen Zauberspruch, den Ariadne ihr vor ein paar Tagen beigebracht hatte. Er ließ die grünen Triebe verdorren, bis sie schwarz waren, und versetzte Pandora einen fiesen Stich. Wenn Lottes Wut sich gegen sie verwenden ließ, dann würde sauer zu werden Pandora doch sicherlich ebenfalls aus dem Gleichgewicht bringen? Lotte hatte den Spruch an Ariadne und ihrer neuen Katzenvertrauten ausprobiert – der liebreizenden, schlanken Tabitha, deren Fell wie Seide war. Tabitha ging noch in die Lehre, um einmal Shadows Aufgaben als Ariadnes Vertraute zu übernehmen, und war erstaunlich mächtig, wenn sie mit Ariadne zusammenarbeitete. Aber sie hatte sich ablenken lassen und war rückwärts unter den Küchentisch gefallen, als Lotte und Sofie sie mit ihrem Zauberspruch trafen. Sie hatte eine halbe Stunde mit in die Luft gestreckten Beinchen auf dem Rücken gelegen, und Ariadne war so besorgt gewesen, dass sie Onkel Jack angerufen und um Rat gebeten hatte. Lotte hatte ziemliche Schuldgefühle deswegen gehabt.
Sie hatte jedoch keinerlei Skrupel, den Spruch auf Pandora loszulassen. Leider hatte er bei ihr nicht denselben dramatischen Effekt. Sie schüttelte gerade mal die Hände aus, als hätte Lotte ihr einen kleinen Piks versetzt, und ihre Augen wurden dunkler, die Brauen zogen sich berechnend zusammen. Es war schrecklich. Sie musterte Lotte abschätzend, aber es war nicht nur das. Sie guckte, als hätte sie etwas ziemlich Leckeres entdeckt und wollte es. Auf der Stelle.
Sie will dich , murmelte Sofie und wand sich unbehaglich. Uns. Ich wünschte, sie würde uns nicht so anstarren, als wären wir ihr Abendessen. Ich bin keine Torte. Sie sieht mich so an wie ich Torte. Mit sehr gutem Kaffee.
»Ich habe darüber nachgedacht, liebe Lotte, dass es so schade ist, dass wir uns nicht besser verstehen. Ich glaube wirklich, wir könnten die besten Freundinnen sein, wenn wir noch einmal von vorn anfangen würden.« Ihre Augen blickten noch hungriger, wenn das überhaupt möglich war.
Lotte wurde völlig starr, während sie sich gegen den nächsten Angriff wappnete – der nicht kam. Stattdessen lächelte Pandora, ein gieriges, aufgeregtes Lächeln, und streckte Lotte eine Hand entgegen. Sofie drängte sich enger an Lottes Brust und fauchte leise.
»Ich habe ein Angebot, Lotte. Eines, von dem ich glaube, du solltest es ernsthaft in Erwägung ziehen.« Sie legte eine Pause ein. »Ich würde liebend gern deine Ausbildung übernehmen.«
Lotte war so perplex, dass sie laut auflachte. War Pandora verrückt geworden?
Pandoras Lächeln wurde einen Moment schwächer, doch dann kehrte es zurück und war voller Entschlossenheit. »Du denkst vielleicht, dass ich scherze, Lotte. Aber ich meine es sehr ernst. Denk darüber nach, was ich dir alles beibringen kann.«
»Ich möchte nicht lernen, auf deine Art zu zaubern«, gab Lotte schnippisch zurück. »Ich will nicht so sein wie du!«
»Du würdest vielleicht anders darüber denken, wenn du wüsstest, wozu ich fähig bin …« Pandora lächelte. »Aber das ist nicht alles, was es für dich zu gewinnen gibt, Lotte.«
Lotte runzelte die Stirn. Pandora wirkte so selbstsicher, als dächte sie, Lotte könne ihr unmöglich widerstehen. Was hatte sie vor?
»Wie du bereits sagtest, bin ich – dummerweise – für das … sollen wir es Unglück nennen? … deines Vaters verantwortlich. Denn dieses Wort legt nahe, dass mit Fortunas Segen und ein bisschen Glück alles wieder in Ordnung gebracht werden könnte.« Ihre dunklen Augen fixierten Lotte nun, und Lottes Hände umklammerten Sofie
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