Die zauberhafte Tierhandlung Bd. 4 - Lotte und das Kaninchen-Wunder
strahlend gefunkelt haben. Es war so traurig, dort eingesperrt zu sein. Wir müssen uns darum kümmern.«
Sofie blinzelte, als sie diese Beschreibung hörte, und schien im Begriff, etwas zu sagen. Dann zuckte sie mit den Schultern, was für so einen kleinen Hund mit sehr großem Aufwand verbunden war. Ihr Zucken begann an ihren Ohren und verlief bis hinunter zu ihrem Schwanz. »Also gut, wenn du es sagst«, meinte sie zustimmend, doch ihre Stimme klang ganz und gar gleichgültig.
Lotte war ganz schön schockiert. Sie wusste, dass Sofie bequem und von Schokolade besessen war, doch sie hätte nie gedacht, dass es ihr egal wäre, wenn ein anderes Tier schlecht behandelt wurde. Tatsächlich hatte ihr Sofie nur wenige Monate zuvor geholfen, Tabitha zu retten, die kleine, braun getigerte Katze, die jetzt Ariadnes Vertraute war. Zu der Zeit waren sie beide noch davon ausgegangen, dass Tabitha bloß eine gewöhnliche Streunerin war. Wer konnte wissen, was einmal aus dem Kaninchen werden würde?
Tabitha spürte, dass Lottes Gedanken sich um sie drehten. Ariadne saß auf der Kante des Schaufensterbretts, und Tabitha war in der Samttasche neben ihr eingeschlummert. Sie erwachte mit einem großen Gähnen und trat, noch immer schläfrig blinzelnd, anmutig aus der Tasche.
Fred sauste, Schimpftiraden ausstoßend, auf der Stelle zurück zum Regal und in die Sicherheit seines Käfigs. »Du hast mir nicht gesagt, dass sie hier ist!«, quiekte er Ariadne wütend an. »Ich hätte tödlich verwundet werden können. Zwei Schrecken an einem Tag, mein Fell wird nie wieder dasselbe sein.«
Tabitha sprang grazil auf den Ladentisch und wechselte einen höflichen Nasenstüber mit Sofie. Sie tolerierten einander, aber sie würden nie Freundinnen sein. Sie schnurrte Lotte und Ruby zu, worauf sich Sofies Schnurrhaare sträubten.
»Ist Shadow nicht mitgekommen?«, fragte Lotte, und Ariadne und Tabitha tauschten einen besorgten Blick.
»Er war zu müde«, erklärte Ariadne. »Wir haben ihn schlafend in der Wohnung zurückgelassen.«
»Schon wieder«, miaute Tabitha. »Er macht in letzter Zeit gar nichts anderes mehr«, fügte sie maulend hinzu.
Ariadne seufzte und strich ihr liebevoll über das Fell. »Ich weiß, es ist langweilig für dich. Aber er ist ein so alter Kater. Er braucht seine Ruhe.«
Tabitha sprang zurück auf Ariadnes Schoß und rieb ihr Köpfchen zärtlich an der Wange ihres Frauchens. »Ich weiß. Ich bin nur so brummig, weil ich mir Sorgen um ihn mache«, murmelte sie. Dann drehte sie sich um, damit sie Sofie und Lotte ansehen konnte. »Ihr solltet diesem Kaninchen helfen«, riet sie ihnen. »Wenn ihr mir nicht geholfen hättet, hätte ich niemals Ariadne gefunden. Und sie wäre am Ende noch mit dieser fürchterlichen Selina als neue Vertraute geschlagen gewesen.«
Aus dem Nachbarzimmer, wo die schwarzen Katzen Selina und Sarafan ihr Gehege hatten, erklang ein missmutiges Fauchen.
»Noch eine Sache, um die ich mich kümmern muss«, brummte Onkel Jack und machte einen Knoten in sein Taschentuch. »Ich muss einen Besitzer für diese zwei finden, in ihrem Alter sollten sie nicht die ganze Zeit in dem Gehege eingesperrt sein.«
»Aber Onkel Jack«, protestierte Lotte. »Ihr Gehege ist riesig! Ich weiß, sie sind richtig darin eingesperrt und die meisten anderen Tiere sind es nicht, doch es ist immer noch ein riesiger, großer Katzenpalast! Du hättest den winzigen Käfig sehen sollen, in dem das Kaninchen saß.«
Onkel Jack guckte entschuldigend. »Ich weiß, Lotte. Aber Kaninchen sind daran gewöhnt, eingesperrt zu sein, und Katzen nicht. Sie sind Tiere, die viel Auslauf brauchen. Ich halte Selina und Sarafan nur in ihrem Gehege, weil ich ihnen nicht trauen kann! « Den letzten Teil sagte er mir besonderer Betonung, und ein spöttisches kleines Schnurren war die Antwort vom anderen Ende des Ladens.
Die beiden Katzen waren nicht nur extrem gierig und neigten dazu, alles zu jagen und wenn möglich zu fressen, das sich bewegte, sie waren außerdem Meisterverbrecher. An ihrem Gehege hingen inzwischen sechs Schlösser, von denen das letzte sich nur mit einer Zahlenkombination öffnen ließ. Jedes Mal, wenn jemand an ihrem Gehege vorbeikam, stellten die Katzen ihm scheinbar harmlose Fragen über Geburtstage und Hausnummern, und wenn die Person leichtsinnig genug war, zu antworten, steckten sie die Köpfe zusammen und begannen hektisch, mögliche Kombinationen auszuprobieren. Wann immer es ruhig im Laden war, konnte man das
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