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Die zauberhafte Tierhandlung Bd. 4 - Lotte und das Kaninchen-Wunder

Die zauberhafte Tierhandlung Bd. 4 - Lotte und das Kaninchen-Wunder

Titel: Die zauberhafte Tierhandlung Bd. 4 - Lotte und das Kaninchen-Wunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holly Webb
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schlüpfte mit Unschuldsmiene irgendwann zur Zimmertür herein, als Lotte gerade Zähneputzen gehen wollte.
    »Wo bist du gewesen?«, verlangte Lotte zu wissen. Ihre Stimme kiekste vor Wut.
    »Ich hatte zu tun«, gab Sofie zurück, die Nase in die Luft gereckt, und kletterte aufs Bett.
    »Aber der Zauber!« Lotte verschränkte die Arme vor der Brust und funkelte sie wütend an.
    »Darum können wir uns morgen kümmern.« Sofies Stimme klang gedämpft. Sie hatte sich zu einem samtigen schwarzen Knäuel zusammengerollt und die Schnauze unter dem Schwanz vergraben. Sie rührte sich nicht.
    Lotte stieß ein genervtes Schnauben aus und ging ins Bad.

    Vielleicht waren es der Ärger und die Enttäuschung über Sofie, die ihren Geist öffneten, oder vielleicht lag es daran, dass Sofie sich ein wenig zurückgezogen hatte, wodurch der Weg in Lottes Geist offen stand, aber in dieser Nacht träumte Lotte. Es war mehr als ein Traum. Eine Vision. Eine Botschaft.
    Lotte galoppierte unter einem Himmel, an dem die Sterne funkelten, über das Gelände. Ihre Füße dröhnten – nein, ihre Hufe. Lotte wurde einen Moment von schrecklicher Panik erfasst und geriet ins Straucheln. Sie war jetzt ebenfalls ein Einhorn!
    »Fall nicht, Kleines.« Jemand galoppierte neben ihr her. Jemand hatte das halsbrecherische Tempo verlangsamt, um sie mit einem Stupser vorwärts zu drängen. Lotte schritt anmutig aus, sie passte ihr Tempo dem der größeren Kreatur neben sich an. Ihre lange Mähne flatterte im Sturm ihres Galopps hinter ihr her, und ihre elfenbeinfarbenen Hufe donnerten in einem starken, selbstsicheren Rhythmus über den Boden. Lotte lächelte innerlich, während sie das Dahinstürmen mehr und mehr genoss.
    »Gut, oder?«, fragte ihr Vater neben ihr. Sie wusste, dass er es war, und sie konnte das Lächeln in seiner Stimme hören.
    »Ich glaube, ich könnte ewig so weitermachen«, sagte Lotte atemlos.
    In seiner Stimme lag ein Hauch Traurigkeit, als er antwortete: »Genau das habe ich auch gedacht, Lotte, genau das habe ich auch gedacht.«
    Allmählich wurden sie langsamer, wechselten in einen Trab, dann in einen Schritt, bis sie schließlich standen und über einen schimmernden, mitternächtlichen See hinweg die kahlen Winterbäume betrachteten.
    Zur Ruhe gekommen, schüttelte Lotte ihre goldene Mähne aus – sie schien ein goldenes Einhorn zu sein, kein silbernes wie ihr Vater – und bewunderte ihre seidigen Locken. Sie roch auch gut, nach Weihnachtsgewürzen. Lotte warf einen zufriedenen Blick zurück auf ihr weiches Fell und schlug mit dem Schweif, der wie ein Wasserfall zu Boden fiel. Sie sah aus, als wäre sie gestriegelt worden, bis sie glänzte.
    »Du bist wunderschön«, sagte ihr Vater zu ihr. »Und so groß. Ich bin schon sehr lange weg …« Er lächelte wieder, diesmal aber ein wenig traurig.
    »Ist es schön, ein Einhorn zu sein?«, wollte Lotte wissen, die sich fragte, ob sie wohl bleiben könnte. Keine Fragen mehr, nur noch im Mondlicht galoppieren.
    »Nein.« Ihr Vater schwieg einen Augenblick. »Es ist wundervoll. Doch es ist nicht das, wozu wir bestimmt sind, Lotte. Würdest du wirklich alle Menschen zurücklassen wollen?«
    Lotte blinzelte, lange goldene Wimpern senkten sich über ihre dunkelbraunen Augen. »Nein. Nicht Mum und Sofie. Und Ruby. Selbst Danny. Das könnte ich nicht.«
    »Genau. Du solltest immer zu ihnen zurückkehren.«
    »Kommst du wieder?«, fragte Lotte hoffnungsvoll.
    »Ich versuche es, Lotte, versprochen. Aber es ist schwer.«
    Das ruhige Mondlicht verblasste und wurde von röhrenden Motorengeräuschen und einem beißenden, salzigen Wind abgelöst.
    Jetzt war sie auf einem Boot – nein, auf einem Schiff. Einem großen, das seltsam roch, wie Autoabgase, nur schlimmer. Sie nahm an, es war der Motor. Darunter lag außerdem eine strenge Note nach Fisch. Lotte lehnte über der Seitenreling und starrte hinunter in die grauen Wassermassen.
    Sie konnte ihn neben sich stehen spüren, aber er sagte nichts. Vielleicht wusste er nicht, dass sie da war.
    Vorsichtig, schüchtern und ängstlich, dass er verschwinden würde, sobald sie ihn ansah, hob Lotte den Blick.
    Ihr Vater!
    Dieses Mal war er es wirklich und nicht das wundersame silberweiße Einhorn, das sie vorher gesehen hatte. Lottes Herz machte einen Satz, und sie streckte die Hand aus, um zögernd den Ärmel seiner gelben Öljacke zu streicheln.
    Er konnte sie nicht spüren. Lotte seufzte. Es war das Gleiche gewesen, als sie einmal ihre Mutter in

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