Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
Vom Netzwerk:
dem?«
    »Da, wo er seit einem Monat ist: jenseits aller Hilfe. Besonders Ihrer Hilfe.«
    »Ist Iris der gleichen Meinung?«
    »Sie fing gerade an, so zu denken, als Sie unter Ihrem Stein hervorkrochen.«
    Harry lächelte grimmig. »Das tut mir leid.«
    »Sie werden allen Grund dazu haben, wenn Sie nicht wieder dahin zurückkriechen.«
    »Das ist eine Drohung, ja?«
    »Ich werde einen Gerichtsbeschluss erwirken, wenn das nötig ist, Barnett. Ich werde Sie daran hindern, sich einzumischen. So oder so.«
    Harry seufzte. »Was sieht sie bloß in Ihnen?«
    »Was glauben Sie? Schauen Sie in den Spiegel und finden Sie's heraus.«
    »Sie möchten, dass die Maschinen abgestellt werden, nicht?«
    »Ich möchte ihn von seinem Elend erlösen. Ich möchte, dass Iris nicht mehr das Unmögliche erhofft, sondern anfängt, ihren Sohn zu betrauern. Dafür sind Sie ein Hindernis, das ich aus dem Weg zu räumen gedenke.«
    »Was glauben Sie, warum er die Überdosis genommen hat?«
    »Halten Sie sich da raus!«
    »Oder hat sie ihm jemand gegeben?«
    »Versuchen Sie nicht, Iris solche verrückten Ideen in den Kopf zu setzen, Barnett. Das meine ich ernst. Tun Sie es nicht.«
    »Das hier und zwanzig Rothman's«, sagte der Mann aus dem Lieferwagen und legte eine Viererpackung Cola, zwei Würste, einen Marsriegel und eine Zeitschrift auf die Theke. »Und dazu noch zehn Stück Kautabak.« Er schaute Hewitt argwöhnisch an. »Störe ich?«
    »Nein«, sagte Hewitt gelassen. »Wir sind fertig.« Harry sah ihm nach, als er ging, und schaute dann zum Wagen. Doch Iris starrte geradeaus auf die Liste mit dem empfohlenen Reifendruck, die an der Hofmauer hing. Sie wandte die Augen nicht davon ab, als Hewitt sich auf den Fahrersitz setzte und anfuhr. Sie wechselten kein Wort und keinen Blick. Für Harry war das ein flüchtiger Sieg, den er der drohenden Niederlage entgegensetzen konnte.

11. Kapitel
    Harry ging langsam durch die Scrubs Lane heimwärts. Seine Stimmung entsprach den düsteren, langsam dahinziehenden Wolken. So, nahm er an, würde es wohl enden: mit der schleichenden Akzeptanz des Unvermeidlichen. Er würde morgen Nachmittag ins Krankenhaus gehen und seinen Frieden mit Iris schließen. Er würde sie entscheiden lassen, was für David am besten war, und ihre Entscheidung respektieren. Er würde seinen Groll und seinen Argwohn mit David sterben lassen. Und danach? Nun, danach würde er sich zweifellos ziemlich betrinken.
    Unglücklicherweise lag die Kleinigkeit von vierundzwanzig Stunden zwischen ihm und seinem pragmatischen Akzeptieren der Weisheit anderer Leute. Schlimmer noch, es war Sonntag, was bedeutete, dass das Stonemason's noch nicht geöffnet war. So konnte er nur in die Einsamkeit seiner Wohnung zurückkehren und auf die Öffnung des Pubs um neunzehn Uhr warten. Nur gut, dachte er, als er in die Foxglove Road einbog, dass er kein scharfes Rasiermesser besaß. Wenn er zu Hause auf seinem Bett lag und Songs of Praise aus dem Nebenhaus durch die Dielenbretter drang, wäre es sonst vielleicht genau das, was ihm den Rest gab.
    Als er das Haus betrat, war noch kein Songs of Praise zu hören. Harry wusste nicht recht, ob das gut oder schlecht war, doch noch während er sich das überlegte, überraschte ihn etwas. Ein Brief erwartete ihn auf dem Tisch im Flur, wo Mrs. Tandy normalerweise seine Post hinlegte. Aber heute war Sonntag, wie konnte da ein Brief gekommen sein? Er nahm ihn in die Hand und betrachtete die handgeschriebene Adresse. Der Brief war weder von seiner Mutter noch von Zohra. Von wem sonst? Er kannte die Schrift nicht, und der Poststempel war so verschmiert, dass er nicht zu entziffern war. Harry schaute ins Wohnzimmer und schwenkte den Umschlag in Mrs. Tandys Richtung. Die blickte widerwillig von dem Horrorroman von Peter James auf, den ihre Nichte ihr zum Geburtstag geschickt hatte.
    »Woher kommt der, Mrs. Tandy?«
    »Ich weiß nicht, Harry. Er kam, als Sie gerade zur Arbeit gegangen waren. Vielleicht hat ein Nachbar ihn eingeworfen. Sie wissen ja, wie viele Briefe falsch zugestellt werden, seit unser früherer Briefträger in Rente gegangen ist.«
    »Ist mir noch nicht aufgefallen.«
    »Weil Sie so wenig Post bekommen.«
    »Sie meinen, man muss auch für kleine Gefälligkeiten dankbar sein?«
    »Würde Ihnen vielleicht nicht schaden. Aber wenn Sie nichts dagegen haben, ich bin mitten in einer Enthauptung.«
    Harry schätzte, dass ihm das mindestens ein paar Minuten Schwatz ersparte. Langsam ging er die Treppe hinauf

Weitere Kostenlose Bücher