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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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Hoffnung auf eine Erholung nach einem so tiefen Koma, Mr. Barnett. Früher oder später wird Mrs. Hewitt entscheiden müssen, wie man mit dieser Tatsache umgeht.« Was die angeblichen neurobiologischen Fachkenntnisse von Donna Trangam anging, so hatte Baxendale die höflich abgetan. »Sie hat David kurz nach seiner Einlieferung einen Besuch abgestattet und mir ihre ziemlich radikale Ansicht über Komabehandlung mitgeteilt. Aber sie hat absolut keine klinische Erfahrung damit. Außerdem ist sie fast unmittelbar danach in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt, und seither habe ich nichts mehr von ihr gehört.«
    »Wann war das?« hatte Harry gefragt. »Genau, meine ich?«
    »Schwer zu sagen. David wurde am 15. September von Charing Cross hierher verlegt. Einige Tage danach, nehme ich an.«
    »Und ein paar Tage später ist sie abgereist?«
    »Vermutlich.«
    Im Gegensatz zu seinem Sohn war Harry kein Mathematiker, doch schlichte Arithmetik ging noch nicht über seinen Horizont. Donna Trangams plötzliche Abreise in die Staaten fiel zeitlich mehr oder weniger mit Gerard Mermillods Tod in Paris am 22. September zusammen. Natürlich war ihr Reiseziel nur eine Vermutung von Baxendale. Sie hätte genauso gut nach Paris fliegen können. Oder über Paris. Wie auch immer, das hörte sich nicht nach Zufall an. Für Harry war kaum noch etwas Zufall. Verschwörung, Heimlichtuerei, Verwirrung lagen für ihn viel näher.
    »Was ist mit dir passiert, David?« fragte er, beugte sich auf seinem Stuhl vor und starrte auf die geschlossenen Augen seines Sohnes. »Hast du dir das Insulin injiziert? Oder war es jemand anders? Derselbe Jemand, der Mermillod vor die Metro gestoßen und die Heizanlage in Kerseys Apartment manipuliert hat? Derselbe Jemand, der vielleicht deinen anderen Freunden auf den Fersen ist, während du da liegst und ich hier sitze, während sie weglaufen und wir warten? Ist es das, was...«
    Er schaute auf und sah Iris in der Tür stehen, frische Blumen in den Armen, ein gefrorenes Lächeln auf dem Gesicht. Sie hatte gehört, was er gesagt hatte, schien aber nicht zu wissen, wie sie reagieren sollte. Sie starrten einander einen langen Augenblick schweigend an. Dann legte sie die Blumen sanft auf einen Tisch. Das Zellophanpapier knisterte und übertönte das Geräusch des Beatmungsgeräts. Iris zog sich einen Stuhl heran und setzte sich auf die andere Seite von Davids Bett.
    »Hallo, Iris. Überrascht, mich zu sehen?« »Ein bisschen.«
    »Ken war sicher, mich verscheucht zu haben, was?« »Er dachte, er hätte sich dir verständlich gemacht, ja.« »Aber das hier hat er nicht erwähnt.« Harry nahm den Zeitungsausschnitt aus der Tasche und reichte ihn ihr. »Und du auch nicht.« Er sah, wie sie schluckte, als sie den Artikel überflog. »Warum?«
    »Wie hast du das herausgefunden?«
    »Das spielt keine Rolle. Wichtig ist, was es bedeutet.«
    »Nichts. Es bedeutet nichts.«
    »Komm, Iris. Was hat David bei Globescope gemacht? Was haben all diese Leute gemacht?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe absolut keine Ahnung.«
    »Hast du dich das denn gar nicht gefragt?«
    »Globescope sagt die Zukunft voraus. Firmen, sogar Regierungen, bezahlen sie, um ökonomische Entwicklungen vorherzusagen. David hat an etwas gearbeitet, was sich predictive modelling nannte, Modellvorhersage oder so ähnlich. Was gibt es da noch zu sagen?«
    »Hat er mit Kersey und Mermillod zusammengearbeitet?«
    »Vielleicht. Mir gegenüber hat er ihre Namen nie erwähnt.
    Warum sollte er auch? So sehr hat mich das nicht interessiert.«
    »Und interessiert es dich jetzt?«
    »Mich interessiert, das Beste für David zu tun.«
    »Mich auch.«
    »Dann tu, was Ken gesagt hat: Lass uns in Ruhe.«
    »Wie kann ich das, wenn es dir so zu widerstreben scheint, die Wahrheit herauszufinden?«
    »Die Wahrheit ist, dass David eine Überdosis Insulin genommen hat, vermutlich aus Versehen. Wenn jemand das getan hätte, was du anscheinend argwöhnst, dann hätte es in seinem Hotelzimmer Spuren eines Kampfes gegeben. Es gab aber keine. Er hätte unter diesen Umständen sowieso reichlich Zeit gehabt, medizinische Hilfe zu holen. Es sei denn, du willst unterstellen, dass er gefesselt und geknebelt wurde, bis das Insulin wirkte, damit er keinen Alarm schlagen konnte. Auch das hätte Spuren hinterlassen. Aber es gab keine. Er hatte keinerlei Male am Körper, kein einziges. Er war allein, als es passierte, Harry. Verstehst du nicht? Dieser Journalist stoppelt nur eine Story

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