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Die Zauberlehrlinge

Die Zauberlehrlinge

Titel: Die Zauberlehrlinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Goddard
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hereingekommen?« Sie sprach mit der ohrenbetäubenden Lautstärke der Schwerhörigen. »Würden Sie mir das bitte erklären, junger Mann?«
    »Verzeihung.« Harry musste bei dieser Anrede unwillkürlich lächeln. Er rappelte sich auf und dachte sich rasch eine Lüge oder zumindest die Wiederholung einer Lüge aus. »Ich bin... äh... Harry Venning, Davids Onkel.« »Sein Onkel?« »Ja, ganz recht. Und wer sind Sie?«
    »Nona Stapleton, Davids Nachbarin. Hat er nicht von mir gesprochen?«
    »Nein, ich glaube nicht.«
    »Wirklich nicht? Ich hätte angenommen, dass er mich erwähnt hat.«
    »Na ja, um ehrlich zu sein, ich habe ihn in den letzten paar Jahren nicht oft gesehen. Seit seiner Erkrankung habe ich natürlich versucht, das wiedergutzumachen, Iris nach Kräften beizustehen...«
    »Ich habe Davids Mutter geschrieben, mein Mitgefühl ausgedrückt und erklärt, dass ich gern weiter ein Auge auf das Haus haben will, bis er wieder gesund ist oder entschieden hat, was damit geschehen soll. Sie sind also ihr Schwager?«
    »So ungefähr. Ich bin geschäftlich hier, also habe ich mich erboten, nach dem Rechten zu sehen. Sie hat mir die Schlüssel gegeben.«
    »Ohne meinen Brief zu erwähnen?«
    »Sie steht in letzter Zeit ziemlich unter Stress, wie Sie sich vorstellen können.«
    »Das kann ich allerdings. Wie geht es David?«
    »Oh, unverändert. Weder besser noch schlechter.«
    »Ich fühle mit ihr. So ein netter Junge. Trotzdem denke ich, Sie hätten sich erkundigen können, bevor Sie... Nun ja, ich muss sagen, ich habe an das Schlimmste gedacht, als ich die Tür unverschlossen und den Alarm abgestellt fand. Dann hörte ich hier oben Geräusche. Ich wollte schon in mein Haus zurückgehen und die Polizei rufen, ich weiß selbst nicht genau, warum ich es nicht getan habe. Vermutlich...« Sie schüttelte den Kopf und wandte den Blick ab, um eine gewisse Rührung zu verbergen. »Vermutlich habe ich gehofft, es wäre David.«
    Harry versuchte ein tröstendes Lächeln. »Ist er Ihnen ein guter Nachbar?«
    »Eher ein Freund, denke ich. Seit mein Mann gestorben und Donna weggegangen ist... Von ihr haben Sie doch wohl gehört?«
    »Ja. Es tut mir leid, dass ich einfach so eingedrungen bin«, fuhr er fort, eifrig bedacht, das Thema zu wechseln. »Es ist gedankenlos von mir.«
    »Schon gut, Sie konnten ja nicht wissen, dass ich beinah einen Herzschlag bekommen hätte.« Sie nickte in Richtung des Schuhkartons. »Suchen Sie etwas?«
    »Diesen Schnappschuss habe ich gesucht. Es ist einer, den Iris besonders gern hat.« Er schob das Foto in die Tasche. »Und ein paar von seinen Arbeitsunterlagen. Für einen seiner Kollegen.«
    »Wirklich? Sind Sie sicher, dass David das recht wäre?« Dann machte sie eine beschwichtigende Handbewegung. »Na ja, das geht mich natürlich nichts an. Sie müssen tun, was Sie für richtig halten.«
    »Vielleicht können Sie mir helfen. Ich kann die Sachen offenbar nicht finden.«
    »Mein Gott, darüber weiß ich nichts. Ist nicht alles im Arbeitszimmer?«
    »Nicht das, was ich suche.«
    »Dann muss er es nach England mitgenommen haben.«
    »Anscheinend nicht.«
    »Es muss irgendwo sein.«
    »Ja, das dachte ich auch. Es hat doch sonst niemand seine Papiere durchgesehen, oder?«
    »Hier, meinen Sie? Absolut nicht. Seit Davids Abreise hat niemand außer mir das Haus betreten.« Sie runzelte die Stirn. »Es sei denn, jemand hätte einen Schlüssel gehabt, natürlich. Wenn ich nicht gekommen wäre, hätte ich nicht gemerkt, dass Sie hier waren.« Sie runzelte stärker die Stirn, als ihr Blick die Hutschachtel traf. »Das heißt, es hängt davon ab, wie gut Sie hinter sich aufräumen werden.«
    »Es ist also möglich, dass jemand hier war?«
    »Das schon. Aber wir hier in Maple Place achten darauf, wer kommt und geht. Das müssen wir bei all den Verrückten, die hier herumlaufen, vor allem in letzter Zeit.«
    »Wieso in letzter Zeit?«
    »Ach, letzten Monat war so ein grässlicher alter Landstreicher hier und wollte einfach nicht weggehen. Viele Leute waren um ihre Kinder besorgt. Die Polizei muss ihn ein Dutzend Male abgeholt haben, aber er kam immer wieder zurück, als ob er auf etwas warten würde. Obwohl wir das nie herausfinden werden. Jetzt nicht mehr.«
    »Warum nicht?«
    »Die Polizei hat ihn letztes Wochenende aus dem Rock Creek gezogen. Er muss reingefallen und ertrunken sein, vielleicht von einer der Brücken. Betrunken, denke ich mir, oder im Drogenrausch. Sonst kann man bei der Wassertiefe nicht

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