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Die Zauberquelle

Titel: Die Zauberquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Judith Merkle-Riley
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zu packen. Typisch Madame, dachte ich. Warum kann ich das nie so ausdrücken?
    Dann beklagte sich Mutter Sarah, daß ihre Knochen zu alt zum Reisen wären, und Perkyn sagte, das Haus würde zu Bruch gehen, falls ich in so einer heiklen Jahreszeit ginge und ihn in seinem Alter mit allem allein ließe.
    Gilbert ging aus und ein, verschwand für längere Zeit und beriet sich mit mir wegen der Vorbereitungen. Zuweilen pfiff er leise ›Der blutbefleckte Ritter nach der Schlacht‹ und andere Weisen, einige fromm, andere, wie ich argwöhnte, sehr unzüchtig und aus seiner Studentenzeit in Paris, als er im Quartier Latin unter Absingen von Saufliedern von Schenke zu Schenke gezogen war.
    »Wozu ist die große Kiste gut?« fragte ich.
    »Malachi hat an alles gedacht. Die ist für die Schaufeln. Wenn in Brokesford oder im Dorf welche fehlen, fällt das gewiß jemandem auf. Du weißt doch, wie auf dem Land getratscht wird. Also nehmen wir unsere eigenen in der verschlossenen Kiste mit.«
    »So zufrieden habe ich dich nicht mehr gesehen, seit wir in diesem gräßlichen Haus in Avignon festgesessen haben.«
    »Und Malachi und ich zur Finanzierung der Heimreise alchimistische Geheimnisse gefälscht haben? Margaret, dich machen die abartigsten Ereignisse rührselig. Aber ich muß zugeben, es hat etwas ungemein Aufmunterndes und Befriedigendes, Leute hinters Licht zu führen, die es nicht besser verdient haben.« Er seufzte. »Ich habe so lange nicht mehr in der Klemme gesessen, Margaret, es wurde allmählich langweilig.«
    »Soll das heißen, dir fehlt das Schreiben von Spottgedichten und anonymen Anprangerungen, die du dann an Kirchentüren schlägst und die dir Verfolgung durch Inquisition und Rachedurstige eintragen?«
    »Nein, die Jagd, Margaret, das Spiel. Es gibt Menschen, die jagen Tiere. Ich spieße gern aufgeblasene Amtspersonen auf.«
    »Nicht alle Tiere sind ungefährlich, Gregory.«
    »O Margaret, soll das mein Kosename bleiben? Ehrlich, er ist mir peinlich, seitdem ich mich in der ganzen Pracht eines gekauften Rittertitels sonne, den Vater für mich ergaunert hat.« Bei diesen Worten funkelten seine Augen zynisch und belustigt. »Sieh es wie ich. Edle Geschöpfe, edler Sport. Ich habe mich seit einer Ewigkeit nicht so lebendig gefühlt. Ein Advokat, ein bestechlicher Richter und ein ganzes Kloster voller intriganter Mönche! Ein prächtiges Spiel! Falls wir gewinnen, muß Vater endlich zugeben, daß Gelehrsamkeit an erster Stelle kommt. Ha! Das wird weh tun! Falls wir verlieren, verlieren wir nicht viel – dieses düstere Fleckchen am Wasser und einen Haufen Eichen, die er ohnedies verkauft, wenn ihm danach ist. Wie auch immer, das Haus hier bleibt unbelastet.« Und schon wanderte er pfeifend zu Malachi, um die messingbeschlagene sächsische Schatulle abzuholen, die dieser über Dämpfen aus einem seiner Glasgefäße während der vergangenen Woche auf alt getrimmt hatte.
    Der einzige im Haus, der sich wirklich auf die Reise freute, war Peregrine. »Frösche innen Graben«, sang er, »will ich alle haben, und auch die ganz kleinen und dazu ein Pferdchen, ein Pferdchen, ein ganz großes Pferdchen.« Und dann zockelte er auf seinem kleinen Steckenpferd herum und brüllte Befehle wie sein Großvater. Und der brüllte in der Tat: »Bringt die Maulesel durchs Tor! Nennt ihr das einen Packsattel? Sehr her, der eine hinkt ja; der ist nicht gesund, sag ich, der geht zurück! Gilbert, wieso zum Teufel nimmst du den großen Kasten mit? Ach. Ich verstehe. Ist das Madames Gepäck? KOMMT NICHT IN FRAGE! DAS FRAUENZIMMER BLEIBT DA! ICH KANN SIE NICHT AUSSTEHEN!«
    »Herr Schwiegervater, wenn sie nicht mitkommt, können auch die Mädchen nicht mitkommen, und wenn die nicht mitkommen, komme ich auch nicht mit«, sagte ich.
    »Na gut«, knurrte er. »Sie scheint sie gut an der Kandare zu haben. Aber ein Paar kleine Teufel sind sie dennoch, hört Ihr.«
    »Dann möchtet Ihr gewiß nicht, daß sie ohne Aufsicht in Eurem Haus herumtoben«, sagte ich.
    »Richtig, vollkommen richtig. Aber schafft mir dieses Frauenzimmer aus den Augen. Sie macht mich rasend mit ihrer Einbildung, daß sie die Weisheit mit Löffeln gefressen hat. Ich bin zu allem fähig, wenn ich sie zu lange um mich habe.«
    Und Madame bereitete uns auch Ärger. Sie hielt uns auf, weil sie erst alle Gurte eigenhändig überprüfen mußte und dann Cecily und Alison darin unterwies, wie sich eine Lady in den Sattel helfen läßt, was die beiden einige Male wiederholen

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