Die Zauberschatten - Goryydon #2 (German Edition)
hätten sie ihre Geheimwaffe verloren. Wenn Ranon die Wahrheit sagte … Michaela wischte die Zweifel beiseite. Sie verspürte keine Lüge in ihm und sowohl Juliane als auch Aran hielten große Stücke auf Ranon. Warum sollte sein Geist anders als ehrenhaft sein?
Aber vielleicht verschluckte sie der nächstbeste Spiegel und brachte sie nach Hause, wenn sie Ranon los war. Sie seufzte. Das wäre wunderbar. Duschen, das wäre das Erste, das sie tun würde. Und danach einen Cappuccino, ausgiebig in ihrem bequemen Bett schlafen und am nächsten Tag Shopping bis zum Abwinken.
»Was denkst du gerade?«, wollte Shaara mit schief gelegtem Kopf wissen.
»Dass ich nach Hause will«, gestand sie ehrlich.
»Bist du nicht gern hier?«, forschte Shaara.
»Ich bin gern mit Juliane zusammen und freue mich, sie so glücklich zu sehen. Aber dies ist nicht mein Zuhause.«
Ranon, rief sie in Gedanken. Hilf mir! Was soll ich denn tun? Shaara wird herausfinden, was los ist.
»Wer ist der blonde Mann, den ich immer wieder statt deiner sehe?«
Shaaras Frage beantwortete Michaelas Befürchtungen. Sie erstarrte und zog sich erschrocken zurück. »Wie?« Sie versuchte, ruhig und überrascht zu klingen. Ranon hatte sich vollkommen zurückgezogen. Wohl, um sich zu verstecken. »Du meinst, als du deine Kopfverletzung hattest?«
Shaara schüttelte den Kopf. »Ich habe die Gabe, die Wahrheit zu erkennen. Da ist ein blonder Mann bei dir.« Er streckte seine Hand aus.
Instinktiv sprang Michaela auf und wich in eine Zimmerecke. Schwindel erfasste sie. Etwas schien sie beiseitezuschieben. Sie gab dem inneren Druck nach und fand sich als teilnahmslose Zuschauerin in ihrem Körper. Für einen Moment widerstand sie dem Drang, davonzuschweben. Sie entspannte sich, vor allem als sie Ranons Anwesenheit überdeutlich wahrnahm. »Fass mich nicht an! Nicht so.«
Ranon übernahm sie. »Du hast recht, Shaara«, sagte er. Er verbeugte sich. »Ich war Ranon von Pernon, König über Goryydon. Kloob und Goard haben mich getötet.«
Shaara nickte Ranon unbeeindruckt zu. Michaela bewunderte seine Fassung. Sie würde in Shaaras Lage nicht annähernd so ruhig reagieren. Es entbehrte nicht einer gewissen Komik, sich diese Situation vorzustellen.
»Was willst du? Warum hast du Michaelas Körper in Besitz genommen?«
»Ich bin nicht in der Lage, ins Licht zu gehen. Und ich konnte weder Verbindung mit Juliane noch mit Aran aufnehmen. Mir blieb als einziger Ausweg Michaela.«
»Wozu benutzt du sie? Du hast nie versucht, mit uns zu reden. Einer von uns hätte dir gewiss geholfen.« Shaara verengte die Augen zu schmalen Schlitzen.
»Kloob ist mächtig geworden. Ich kann euch helfen, ihn zu besiegen. Dafür benötige ich jemanden, der mich zu ihm bringt.«
Shaara nickte nachdenklich. »Und warum hast du nicht mit Juliane und Aran geredet, nachdem dich Michaela in ihren Körper aufnahm? Weshalb suchtest du nicht den Kontakt zu mir?«
»Je weniger von mir wissen, umso sicherer. Es scheint mir ein kluger Schachzug zu sein, niemanden von meiner Existenz in Kenntnis zu setzen.«
»Was wird geschehen, wenn Kloob vernichtet wurde?«, verlangte Shaara zu wissen und seine ganze Körperhaltung drückte Anspannung aus.
»Dann begebe ich mich ins Reich der Heimgekehrten und Michaela wird frei sein.« Ranon verbeugte sich leicht.
»Schwörst du darauf den Eid eines guten Mannes?«
Michaela bemerkte Ranons Belustigung. »Man kann dich nicht hereinlegen, was? Ich schwöre den heiligen Eid, bei allem, was gut und ehrlich ist, dass ich ihren Körper nach unserer Konfrontation mit Kloob verlassen und Michaela freigeben werde.«
Ranons Schmunzeln fühlte sich wie ein sachtes Kitzeln in Michaelas Seele an. Sie zwang sich, dem Gespräch der beiden zu folgen. Sich als unsichtbare Zuschauerin in ihrem Körper aufzuhalten, hatte etwas Einlullendes. Michaela fragte sich, ob dieser Zustand dazu führen würde, sich selbst im Nichts zu verlieren, wenn er länger anhielte. Eine erschreckende Vorstellung, durch die sie sich zwang, ihre Konzentration nach außen zu richten.
Shaara wirkte zufrieden. »Ich nehme an, deine Existenz soll ein Geheimnis bleiben?«
»Ja, du musst uns versichern, niemandem davon zu erzählen.«
»Ich verspreche es«, gelobte Shaara.
Ranon nickte zufrieden. »Ich ziehe mich wieder zurück.« Ranon glitt in die Tiefen von Michaelas Innerem.
Sie nahm ihn nicht mehr wahr. Sie war Herrin ihres Körpers und seufzte erleichtert.
Shaara ergriff ihre Hände. Die
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