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Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition)

Titel: Die zehn Kreise (Höllenfeuer) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Conrad
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mit aller Kraft durch das Fenster hinaus in die brennende Stadt. Michael, der einfach von ihr mitgerissen wurde, fiel an ihrer Seite aus dem zweiten Stock hinunter und kam ebenso unsanft auf dem harten Pflaster vor dem Gebäude auf wie sie.
    Über sich hörten sie noch immer den Kampfeslärm aus dem Treppenhaus, doch das Schreien der Akoloythoi hatte bereits deutlich an Lautstärke verloren. Vermutlich waren nicht mehr viele am Leben.
    „Wir müssen hier weg!“, schrie Elizabeth und zog Michael auf die Füße. „Schnell, bevor sie merkt, dass wir nicht mehr da sind!“
    Michael nickte verwirrt und kraftlos. Dann riss er sich zusammen und rannte hinter Elizabeth her, die bereits die erste Straße überquert hatte und auf eine kleine Seitengasse zuhielt. Wenige Augenblicke später verschluckte ein dunkler Torbogen ihre Gestalten.
    „Diese Schlange!“, zischte Michael, während er neben Elizabeth her rannte. „Sie hat nie vorgehabt, uns zu helfen. Und ich habe ihr trotzdem geglaubt!“
    „So sind die gefallenen Engel eben“, gab Elizabeth im Laufen zurück. „Sie können sehr glaubwürdig sein.“
    Eine Weile liefen sie still nebeneinander her. Michael überließ Elizabeth die Führung, die immer wieder Haken schlug, um eventuelle Verfolger abzuschütteln. Mehrmals rannten sie durch kleine Gärten oder schlugen sich durch Büsche, immer in der Hoffnung, dadurch auf Wege zu geraten, die uneinsehbar und schwer zu überwachen waren. Je weiter sie sich jedoch vom Berkeley Square entfernten, desto langsamer kamen sie voran, denn nun mussten sie wieder damit rechnen, auf Akoloythoi oder die Seelen von Sündern zu stoßen. Und tatsächlich – während es in den Straßen um Nargals Toten Palast wie ausgestorben gewesen war, so gelangten sie nun wieder in belebtere Regionen. Mehrfach wären sie um ein Haar Trupps von Akoloythoi in die Arme gelaufen. Allein Elizabeths schneller Reaktion war es zu verdanken gewesen, dass sie im letzten Moment in Deckung hatten gehen können.
    „Hier ist unsere Flucht zu Ende!“, sagte sie schließlich und hielt Michael am Arm zurück. „Von hier ab müssen wir wieder langsam und bedächtig vorgehen, sonst werden wir entdeckt.“
    Michael nickte und gemeinsam zogen sie sich in einen dunklen Hauseingang zurück, um wieder zur Ruhe zu kommen.
    „Was haben nur all die Akoloythoi in Nargals Haus gemacht?“, fragte Elizabeth nach ein paar Augenblicken. „Sie wussten doch, was ihnen dort blüht.“
    Michael zögerte. „Einer von ihnen sagte, ein Meister Asrael habe sie geschickt. Es muss was mit uns zu tun gehabt haben, denn er zeigte auf uns und sagte ‚Menschen dort…‘“
    „Asrael ist einer der Anführer der gefallenen Engel“, warf Elizabeth nachdenklich ein. „Nach Samaels Weggang ist er zu einem der Mächtigsten unter ihnen aufgestiegen. Er muss den Akoloythoi befohlen haben, nach uns zu suchen. Aus Furcht vor ihm haben sie sich sogar in Nargals Haus gewagt. Sie haben uns ja dort hineinlaufen sehen.“
    „Warum sollte dieser Asrael nach uns suchen?“, wandte Michael ein. „Er kennt uns doch gar nicht. Er…“
    Elizabeth griff nach seinem Arm und sah ihn starr an.
    „Was, wenn die Akoloythoi gar nicht nach uns gesucht haben?“, flüsterte sie. „Was, wenn sie nur nach einem Menschen suchen sollten, der sich unrechtmäßig in der Hölle aufhält? Vielleicht sucht Asrael nach Eleanor und die Akoloythoi haben uns irrtümlich für das Ziel ihrer Suche gehalten!“
    „Moment!“, erwiderte Michael. „Ich könnte verstehen, wenn sie dich mit Eleanor verwechselt haben. Aber für wen hätten sie mich denn halten sollen? Oder glaubst du, dass Eleanor nicht allein unterwegs ist, sondern noch einen Kerl an ihrer Seite hat?“
    „Ich weiß es nicht. Aber möglich wäre es doch…“
    „Nein, Elizabeth. Das sind Wunschvorstellungen. Trotz aller verräterischen Worte von Nargal hatte sie in einem Punkt sicher recht – Eleanor kann nicht hier in der Hölle sein. Sie ist keine Sünderin und dem Licht Gottes hätte sie niemals widerstehen können.“
    „Aber was hat es dann mit den Akoloythoi und Asrael auf sich? Warum haben diese… Viecher… Nargals Haus betreten, wo sie doch wussten, dass Nargal sie töten würde? Worum immer es geht – es muss Asrael ungewöhnlich wichtig sein. Da wir zwei ihm bislang nicht begegnet sind und auch sonst niemandem aufgefallen sind, kann es nicht um uns gehen. Und mir fällt nur Eleanor ein, die hinter all dem stecken kann.“
    Michael

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