Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit: auf Gegenkurs

Die Zeit: auf Gegenkurs

Titel: Die Zeit: auf Gegenkurs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip K. Dick
Vom Netzwerk:
daß ich die Informationen über Ray Roberts nicht habe oder Ihnen nicht geben will. Setzen Sie sich. Beruhigen Sie sich; es ist schon okay. Ich dachte nur, ich sollte es Ihnen sagen.«
    »Wie können Sie sich in mich verlieben?« sagte sie und nahm wieder Platz. »Ich bin so schrecklich. Und außerdem bin ich verheiratet.«
    »Sie sind nicht schrecklich«, widersprach er. »Und Ehen werden geschlossen und gebrochen; sie sind Zivilverträge, wie Teilhaberschaften. Sie beginnen, sie enden. Ich bin auch verheiratet.«
    »Ich weiß«, sagte Lotta. »Jedesmal, wenn wir Sie gesehen haben, haben Sie uns erzählt, wie bösartig sie ist. Aber ich liebe Seb; er ist mein ganzes Leben. Er ist so verantwortungsbewußt.« Sie sah ihn forschend an. »Haben Sie sich wirklich in mich verliebt? Ehrlich? Das ist sehr schmeichelhaft.« Irgendwie schien es ihr Unbehagen zu zerstreuen; sie wirkte jetzt wesentlich ruhiger. »Nun, dann sagen Sie mir alles über diesen unheimlichen Ray Roberts. Ist er wirklich so schlimm, wie die Zeitungen behaupten? Sie wissen, warum Sebastian die Informationen haben will, nicht wahr? Ich glaube, es schadet nichts, wenn ich es Ihnen sage; Sie kennen bereits das Geheimnis, das ich nicht hätte verraten dürfen. Er braucht die Informationen über Ray Roberts, weil …«
    »Ich weiß, warum«, unterbrach Tinbane und berührte ihre Hand; sie zog sie sofort zurück. »Ich meine«, fügte er hinzu, »wir alle wollen wissen, wie Roberts auf Peaks Wiedergeburt reagieren wird. Aber das ist Sache der Polizei; sobald Peak altgeboren wird, ist es automatisch unsere Pflicht, ihn zu schützen. Wenn meine Vorgesetzten wüßten, daß Ihr Vitarium Peaks Grab gefunden hat, würden sie sofort einen eigenen Trupp hinschicken, um ihn auszugraben.« Er schwieg einen Moment. »Wenn das geschehen sollte, würde Ihr Mann einen großen Verlust erleiden. Ich habe es Gore nicht gesagt. George Gore ist mein direkter Vorgesetzter. Eigentlich müßte ich es tun.« Er wartete, musterte sie.
    »Danke«, flüsterte Lotta. »Daß Sie es Mr. Gore nicht gesagt haben.«
    »Aber vielleicht muß ich es tun«, erklärte er.
    »In der Bibliothek sagten Sie, es sei genauso, als hätte ich es Ihnen nicht erzählt; Sie sagten: ›Sagen Sie es nicht einmal mir‹, was doch bedeuten sollte, daß Sie es offiziell, als Polizeibeamter, nicht gehört haben. Wenn Sie es Mr. Gore erzählen …« Sie blinzelte mehrmals. »Sebastian wird sich ausrechnen, wie Sie dahintergekommen sind; er weiß, wie dumm ich mich manchmal anstelle; immer passiert mir so etwas; immer mir.«
    »Sagen Sie nicht so etwas. Sie sind einfach nicht für Täuschungsmanöver geschaffen; Sie sagen, was Sie denken, und das ist nur normal und natürlich. Sie sind eine bewunderswerte und liebenswerte Frau. Ich bewundere Ihre Ehrlichkeit. Aber es stimmt. Ihr Mann wäre sehr wütend.«
    »Wahrscheinlich wird er sich von mir scheiden lassen. Dann können Sie sich von Ihrer Frau scheiden lassen und mich heiraten.«
    Er fuhr zusammen; machte sie sich über ihn lustig? Er konnte es nicht mit Bestimmtheit sagen. Lotta Hermes war ein tiefer See, unergründlich. »Es sind schon seltsamere Dinge geschehen«, bemerkte er vorsichtig.
    »Als was?«
    »Als das, was Sie gerade gesagt haben! Das wir heiraten könnten!«
    »Aber«, sagte Lotta ernst, »wenn Sie Mr. Gore nichts davon erzählen, brauchen wir nicht zu heiraten.«
    Verblüfft nickte er. »Stimmt.« In einem gewissen Sinne war es logisch.
    »Bitte, sagen Sie es ihm nicht.« Ihre Stimme klang flehend, aber in ihr schwang ein gereizter Unterton mit; schließlich hatte er, wie sie betont hatte, doch deutlich gemacht, daß er es – offiziell – nicht gehört hatte. »Ich glaube nicht«, murmelte sie, »daß Sie und ich zusammenpassen; ich brauche einen älteren Mann, an dem ich mich festhalten kann; ich bin sehr anhänglich. Ich bin nicht mehr erwachsen, und diese verdammte Hobart-Phase läßt es von Tag zu Tag deutlicher hervortreten.« Sie kritzelte auf ihrem Schreibblock herum. »Was für eine Perspektive: die Kindheit. Wieder ein Baby zu sein, hilflos, umsorgt. Jeden Tag versuche ich, erwachsener zu sein; ich kämpfe dauernd dagegen an, so wie die Damen früher gegen das Alter ankämpften, wenn sie in die Wechseljahre kamen, fett wurden, faltig. Nun, darüber brauche ich mir keine Sorgen zu machen. Aber sehen Sie, Sebastian wird noch erwachsen sein, wenn ich ein Kind bin, und das ist gut so; er kann mein Vater sein und mich beschützen. Aber

Weitere Kostenlose Bücher