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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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Kartoffeln sind gesetzt! Was machst du nur den ganzen Tag? Zumal jetzt, da du auch noch Hilfe hast?«
    Cat bemerkte nicht zum ersten Mal, dass Ida bei diesen Vorwürfen verstummte, statt sich zu wehren. Genau so war es auf der Reise von Nelson ins Schachtstal gewesen. Ida schienen die Worte im Halse stecken zu bleiben, wenn Ottfried sie tadelte. Und hier sah Cat auch einen weiteren Grund für Idas allgemeine Niedergeschlagenheit: Ihr böser Geist, da war sie sich nach kurzer Zeit sicher, hieß Ottfried. Ida fürchtete ihn – seine Schmähungen bei Tage und noch mehr seine Annäherungen bei Nacht.
    Cat konnte nicht umhin, an Idas Nächten mit Ottfried teilzuhaben. Das schnell gebaute Haus war hellhörig. Im Stall bekam sie alles mit, was in Idas und Ottfrieds Schlafzimmer vorging. Dabei war sie nicht wirklich neugierig, sie hätte Ottfrieds Stöhnen und selbstgefälliges Gerede, sein Schnarchen und Idas leises Weinen, wenn er endlich mit ihr fertig war, nur zu gern verschlafen. Aber Chasseur reagierte äußerst alarmiert, wenn Ottfried über Ida herfiel. Meist bellte er laut auf und verfiel dann in unglückliches Jaulen und Wimmern – wahrscheinlich hatte man ihm das Gebell im alten Haus energisch verboten. Er hielt Cat mit seinem Jaulen wach, und sie hatte nicht das Herz, ihn mit Gewalt zum Schweigen zu bringen. Sie zog ihn dann an sich, streichelte und tröstete ihn, wie sie Ida nicht trösten konnte. Schon der leiseste Versuch, die junge Frau auf ihr nächtliches Martyrium anzusprechen, hatte nur Erröten und schamhaftes Abwenden zur Folge.
    Und Cat war schließlich auch keine Expertin. Sie wusste zwar von ihren Maori-Freundinnen, dass die Vereinigung von Mann und Frau eigentlich von beiden als schön empfunden werden sollte. Aber sie konnte Idas Unwillen und Ekel nur zu gut nachvollziehen. Ratschläge, wie man die Beziehung glücklicher gestalten konnte, hatte sie nicht. Allenfalls hätte sie der jungen Frau etwas gegen ihre Schmerzen geben können. Es war sicher nicht normal, dass sich Ida nach jeder Nacht mit Ottfried nur schwerfällig bewegen konnte, dass sie kaum Schlaf bekam und die dunklen Ringe unter ihren Augen immer größer wurden.
    Cat machte sich auch Sorgen über Ottfrieds zunehmenden Alkoholgenuss, einen Umstand, den Ida eher gelassen sah. Nachdem nun die Hütten hinter der Missionsstation weitgehend verlassen waren, hatte Ottfried sich bereit erklärt, ihren Abbruch zu übernehmen. Er versammelte dazu nach der gewöhnlichen Tagesarbeit die jüngeren männlichen Gemeindemitglieder – danach sprachen sie alle reichlich dem Whiskey zu, den Ottfried von seinen Touren nach Nelson mitbrachte. Nicht nur den jungen, unerfahrenen Männern fehlte dabei jedes Maß, auch Ottfried kam fast täglich schwankend und lallend heim. Er schaffte es dann nur selten, Ida beizuwohnen, sondern schlief ein, sobald er ins Bett fiel, worauf Ida mit ihrer Decke in den Stall tappte und sich aufatmend neben Cat und Chasseur kuschelte.
    Cat gönnte ihrer Freundin diese ruhigen Nächte von Herzen, aber leider machte der Alkohol Ottfried auch regelmäßig Mut, sich ihr erst mal anzunähern. Bevor er ins Haus wankte, schlich er sich in den Stall, versuchte, Cat im Schlaf zu überraschen, und machte ihr trunken Komplimente. Immerhin hielt er Abstand, seit er sich bei einem Versuch, Cat »wach zu küssen«, mit ihrem Messer an der Kehle wiedergefunden hatte. Die blitzscharfe Klinge hatte ihn rasch ernüchtert, und am nächsten Morgen schien er sich an nichts zu erinnern. Danach reichte es, wenn Cat sich vielsagend an den Hals fasste, sobald er begann, zotige Reden zu führen.
    Am meisten Ruhe fanden die beiden Frauen, wenn Ottfried sich zur Erledigung irgendeines Auftrags der Gemeinde in Nelson befand. Das kam häufig vor, noch immer mussten viele Baumaterialien und Dinge des täglichen Bedarfs in der Stadt gekauft werden. Dabei schrumpften die Ersparnisse der Siedler langsam zusammen, die ärmeren Familien mussten jetzt schon sehen, wie sie mit den kargen Zuwendungen der Company sowie Fischfang und Jagd zurechtkamen. Die Frauen fieberten der ersten Ernte entgegen, die bei einigen von ihnen kurz bevorstand. In den etwas höher gelegenen Gebieten wie etwa dem Hof der alten Brandmanns hatte die letzte Überschwemmung nicht allzu viel zerstört, und nun reifte Wintergemüse wie Kohl und Steckrüben. Die Frauen tauschten bereits aufgeregt Eintopfrezepte aus.
    Dann jedoch kam die nächste Flut.
    Cat bemerkte das anschwellende Brausen

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