Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)
nichts zu tun und waren sehr daran interessiert, die Region zu sichern, in der sie fürderhin leben wollten. Mit Maori hatten sie nie Kontakt gehabt, aber alle kannten die Schreckensberichte amerikanischer Siedler über die Gräueltaten der Indianer.
»Also gut.« Der Police Officer straffte sich. »Dann gehen wir mal. Bleiben Sie ruhig, Männer, wenn auch wachsam. Wir müssen damit rechnen, dass die Krieger über Feuerwaffen verfügen. Das sagten Sie doch, Mr. Brandman?«
Ottfried warf sich in die Brust. Sein Herz klopfte heftig, dies hier war das größte Wagnis, das er je eingegangen war. Und wenn es glückte, wenn er es schaffte, dann kam er mit heiler Haut aus der Sache mit den Schafen heraus, und auch in Sachen Landbesitz würden die Karten neu gemischt.
»Die Kerle bewaffnet bis an Zähne, Officer!«, erklärte er. »Also Vorsicht! Aber wir stärker!«
Die Neusiedler, Bauern, keine Kämpfer, tasteten unruhig nach ihren Musketen und Jagdgewehren.
»Ich werde die Verhandlungen führen!«, erklärte O’Malley, während er sich an der Spitze seiner Leute in Marsch setzte. »Hoffentlich sprechen die Englisch.«
Den Leuten in Te Haitaras Dorf war natürlich nicht verborgen geblieben, dass sich ein Trupp Männer, teils zu Pferde, teils in zwei Fuhrwerken, näherte. Jane schloss auch aus der Beschreibung von O’Malleys Uniform auf Polizeibeteiligung. Einen Reim darauf konnte sie sich allerdings nicht machen.
»Vielleicht wollen sie ja zu Chris«, überlegte sie. »Obwohl … dass der was Verbotenes macht, kann ich mir nicht vorstellen. Oder sie suchen einen Straftäter. Dann kommen sie vielleicht her und befragen uns. Jedenfalls brauchen wir uns keine Sorgen zu machen.«
»Ich soll die Krieger also nicht in Alarmbereitschaft versetzen?«, fragte Te Haitara.
Die Männer hatten sich sofort gesammelt und trugen ihre Speere und Kriegskeulen bei sich. Musketen oder gar Revolver besaßen die meisten von ihnen nicht, Carpenter handelte nicht mit Waffen. Der fliegende Händler besorgte seinen Kunden so ziemlich alles, was sie wünschten, hier setzte er allerdings klare Grenzen. Ich hau ja schon mal Leute übers Ohr, und ich komm auch bestimmt nicht in den Himmel, pflegte er zu erklären, aber ich hab kein Blut an den Händen, und das soll auch so bleiben. Wenn ihr euch gegenseitig erschießen wollt, besorgt euch die Waffen anderswo! Im Dorf gab es nur zwei Jagdgewehre, die Chris Fenroy für Te Haitara in Port Cooper gekauft hatte. Nach mehr verlangte es den Häuptling und seine Leute nicht. Die Ngai Tahu waren ein friedlicher Stamm und hatten auf der Südinsel kaum Feinde, seit die Ngati Toa ihre Kriegszüge weitgehend eingestellt hatten.
»Wir werden ein powhiri vorbereiten«, traf Makutu gelassen die Entscheidung, bevor Jane noch antworten konnte. »Wenn die Männer tatsächlich ins Dorf kommen, sollen sie angemessen begrüßt werden, und dabei zeigen sich natürlich auch unsere Krieger in ihrer Stärke.«
Die Ankündigung versetzte die Dörfler in aufgeregte Aktivität. Die Frauen und Mädchen tauschten ihre bunten Kattunkleider mit den traditionellen Röcken aus gehärtetem Flachs und den gewebten Oberteilen in Stammesfarben. Der Häuptling rüstete sich mit den Insignien seiner Würde, die bewaffneten Krieger bauten sich traditionell barfuß und halb nackt neben und hinter ihm auf. Alle applaudierten erfreut, als auch Jane Maori-Kleidung anlegte. Es war ein warmer Frühlingstag, sie würde nicht darin frieren, und es war ihr wichtig, ein Zeichen zu setzen.
Ein paar Frauen begannen zu singen, als die Besucher sich schließlich näherten, zwei junge Verwandte Te Haitaras gingen den Männern entgegen. Sie trugen Schmuck und kostbare Mäntel, die sie als hochrangige Vertreter des Stammes auswiesen.
Ottfried fühlte sich gespenstisch an die Szenerie in Wairau erinnert, doch er kämpfte seine aufsteigende Panik nieder. Er hatte es damals geschafft, er würde es wieder schaffen. Dieser Stamm war viel kleiner als der von Te Rauparaha und weniger kriegerisch. Ottfried wusste genau, dass die meisten der Männer um Te Haitara nicht bewaffnet waren.
»Kia ora!« Die jungen Männer des Begrüßungskomitees verbeugten sich mit ernsten, aber freundlichen Gesichtern vor den pakeha .
O’Malley machten ihre Tätowierungen trotzdem Angst und den Neusiedlern erst recht. Ottfried wusste noch genau, wie er sich in Wairau gefühlt hatte.
» Haere mai. Wir Sie begrüßen herzlich in marae von unsere iwi . Häuptling Te
Weitere Kostenlose Bücher