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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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einem Stammeln, einem Weinen. »Gott wird mich strafen, o Gott, o Gott, ich hab … ich hab ihn erschossen …«
    »Sonst hätte er Jane erschossen!«
    Cat wollte Ida schütteln, doch dann erkannte sie, dass es Wichtigeres gab, als die Freundin aus ihrer Trance zu reißen. Chris und Karl redeten auf die pakeha ein. Aber auch die Maori waren bewaffnet. Sie musste unbedingt verhindern, dass weitere Schüsse fielen. Es durfte nicht so weit kommen wie damals in Wairau.
    Wairau? In Cat keimte eine dunkle Ahnung.
    »Nicht schießen!« Cat hörte Karls beschwörende Stimme, während Chris die Worte auf Maori wiederholte. Die Körper ihrer Pferde bildeten eine Barriere zwischen den Parteien. »Auf keinen Fall schießen! Senken Sie die Waffen! Das hier war ein Versehen, da muss sich ein Schuss gelöst haben, da …«
    Die alte Entschuldigung für die Vorgänge in der Wairau-Ebene. Doch Cat sah das jetzt klarer, und die Wucht der Erkenntnis traf sie wie ein Schlag.
    »Nein!«, rief sie – und hatte damit zumindest die Aufmerksamkeit von Chris, Karl und den Engländern. »Das war kein Versehen, genauso wenig wie damals! Es war Absicht! Es war Brandmann. Ich hab’s gesehen, er hat genau gezielt auf Jane, die Frau des Häuptlings. Und … und es war nicht das erste Mal!«
    Cat blickte auf Ottfrieds leblosen Körper und spürte die Sicherheit in sich wachsen. Sie sah zu Chris Fenroy auf.
    »Er war es, Chris!«, sagte sie. »Er hat Te Ronga getötet!«
    »Wer hat geschossen?«
    Auf dem Dorfplatz trat langsam Ruhe ein, und Police Officer O’Malley begann sich, da die erste Gefahr einer Eskalation abgewendet schien, endlich wieder zu fassen.
    »Wer hat zuerst geschossen?«, präzisierte Joseph Redwood, richtete sich auf und fixierte die Maori mit drohendem Blick. Für Ottfried Brandmann konnte niemand mehr etwas tun.
    Chris sah zu Cat hinüber und dann zu Ida, die haltlos schluchzend zu Boden gesunken war, den Revolver noch in der Hand. »Offenbar Ida«, antwortete er so ruhig wie möglich auf Josephs Frage. »Den Bruchteil eines Augenblicks vor Ottfried. Ansonsten wäre Jane jetzt tot. Aber warum das alles …«
    »Wer ist Ida?«, fragte O’Malley und schaute verständnislos auf die zierliche junge Frau mit der schweren Waffe.
    Während Chris nach weiteren Worten suchte, stieg Karl vom Pferd, nahm Ida den Revolver ab und zog sie tröstend in die Arme.
    »Dies ist Ida Brandmann«, stellte er kurz vor. »Sie ist …«
    »Ich bin seine Frau«, schluchzte Ida. »Ich hab ihn umgebracht, ich …«
    O’Malley rieb sich die Stirn. »Könnte mir vielleicht irgendjemand erklären, was hier geschehen ist? Geht es jetzt um Schafdiebstahl oder um Gattenmord?«
    Cat straffte sich. Sie würde alles richtigstellen müssen. Dabei fühlte sie sich im Grunde nicht weniger verzweifelt und von Trauer erfüllt als Ida. Die Freundin musste mit dem Tod ihres Mannes durch die eigene Hand fertig werden – und Cat mit der Erkenntnis, dass ihre Pflegemutter nicht bei einem Unfall ums Leben gekommen war, sondern durch Mord.
    »Es ging um den Versuch, einen Diebstahl zu verschleiern«, erklärte sie. »Mit allen Mitteln. Die Ngai Tahu haben Ihre Schafe nicht gestohlen, Joseph und James. Das war Ottfried Brandmann. Und als er befürchtete, Sie könnten ihm auf die Schliche kommen, hat er die Tiere an die Maori verkauft.«
    »Und den Häuptling dann des Diebstahls bezichtigt«, erkannte James Redwood.
    »Zuerst wollte er die Tiere wohl nur loswerden und hat sie an die Maori verkauft. Aber als er hörte, dass Sie hier in die Gegend ziehen würden, wusste er, dass der Plan fehlschlagen musste. Sie hätten die Schafe zwangsläufig irgendwann zu Gesicht bekommen«, führte Cat weiter aus, »also brauchte er einen Sündenbock.«
    »Das musste doch rauskommen!«, bemerkte Joseph.
    »Klar!«, sagte Cat. »Jane Fenroy war eben dabei, alles zu erklären.«
    »Und dabei machte dieses Schwein Anstalten, sie zu erschießen!«, verstand Chris. »O Gott, Cat! Jetzt verstehe ich. Jetzt verstehe ich, was du mit Wairau meintest. Damals war er auch dabei und …«
    O’Malley sah keine Parallelen zu anderen Zwischenfällen. Er hatte genug damit zu tun, die nächstliegenden Zusammenhänge zu verstehen.
    »Aber es gab doch weitere Leute, die Bescheid wussten«, gab er zu bedenken. »Es hätte nicht genügt, lediglich Miss Jane …«
    James Redwood verdrehte die Augen. Wahrscheinlich wusste auch er nichts von Wairau, konnte sich jedoch denken, wie ein Häuptling auf den

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