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Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition)

Titel: Die Zeit der Feuerblüten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Lark
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will einen Fußabtreter – und hier bin ich. Euch Siedlern da unten täte es auch ganz gut, ein bisschen gelassener zu werden. Die dauernden Beschwerden machen Beit nur wütend … und hier auf dem Schiff könnt ihr ihm sowieso nicht entkommen.«
    Lange und Brandmann sowie auch andere der selbstbewussten Häusler, begehrten inzwischen fast täglich auf, obwohl die Lage auf dem Zwischendeck besser wurde, nachdem es nicht mehr dauernd hineinregnete. Hauptstreitpunkte waren die Verpflegung und das Verbot des Aufenthalts an Deck – die Enge in den Quartieren und die schlechte Luft waren katastrophal für die Gesundheit. Als zwei weitere Kleinkinder am Fieber starben, forderten die Siedler vehement bessere Lebensbedingungen. Beit bezichtigte sie dafür diverser Regelverstöße, verhängte Geldstrafen und setzte die Rationen weiter herab – vorgeblich mit der Begründung, der Proviant gehe zur Neige. Die Siedler würden sich bis zum Zwischenstopp in Bahia bescheiden müssen. Der Koch erklärte hingegen, es sei genug da, nur die Qualität der Vorräte – die sich im Übrigen auf Schiffszwieback, Hülsenfrüchte, Kartoffeln und Pökelfleisch beschränkten, denn etwas anderes kam auf dem Zwischendeck nie auf den Tisch – lasse zu wünschen übrig. Das konnten alle bestätigen. Das Essen war schlecht und lag schwer im Magen. Viele Kinder klagten ständig über Bauchschmerzen.
    »In Bahia gehen wir zum Konsulat!«, kündigten ein paar Männer aus einer anderen Gemeinde an.
    Sie setzten eine Petition auf, um sich über Beit zu beschweren. Lange und Brandmann berieten endlos, ob sie es wagen konnten, sich ihnen anzuschließen. Auch beim täglichen Freigang an Deck standen die Männer zusammen und debattierten.
    Karl bot sich dadurch die Gelegenheit, Ida wieder näherzukommen. Wie alle Frauen verbrachte sie die Freistunden in emsiger Sorge um die Pflege der Kleidung und die Gesundheit der Kinder. Endlich war es nun anhaltend trocken, und die Prophezeiung der Matrosen, es werde regelrecht heiß werden, bewahrheitete sich. Ida und die anderen Frauen trockneten die Kleidung der Familien, fingen in Rettungsbooten Wasser auf, wenn es doch noch einmal regnete, um die Sachen in Süßwasser waschen zu können. Sie zogen die jüngsten Kinder aus und ließen sie nackt in der Sonne spielen – auch wenn die Missionare das missbilligten. Inzwischen war auch ein Kind geboren worden. Die stolze Mutter nannte ihren Sohn Peter Paul – nach Kapitän Schacht und seinem Schiff. Überhaupt regte sich allen Spannungen zum Trotz das Leben auf dem Schiff, der Kapitän nahm drei weitere Trauungen vor.
    Karl traf Ida an Deck dabei an, wie sie das Kleid ihrer Schwester zum Trocknen über einem Rettungsboot ausbreitete. Es war trotz der Wäsche noch fleckig, den Siedlern fehlte es an Seifenlauge. Aber immerhin war Ida allein. Karl ging unauffällig zu ihr, lächelte sie an und brachte einen lange geübten Gruß an.
    »Good morning, Ida! I am glad to see you! How are you and how is your family?«
    Ida schaute verwirrt zu ihm auf. Dann lächelte auch sie. »Karl!«, rief sie aufgeregt. »Was erzählst du da? Ist das Englisch? Wo hast du es gelernt?«
    »Yes, Ida« , antwortete Karl. »I am learning English.« Er strahlte, als sie die Bedeutung der Worte erriet.
    » › Yes ‹ heißt › ja ‹ ?«, fragte sie eifrig. »Und › lörning ‹ › lernen ‹ ? Das ist ja gar nicht so schwer. Aber warum nennst du mich › Eida ‹ ?«
    In ihrer Aufregung vergaß Ida fast, das Gespräch mit Karl möglichst verborgen zu halten, auf sein Zeichen folgte sie ihm hinter einen Deckaufbau. Gewöhnlich hätte sie das sicher nicht getan, doch was war ein bisschen Ungehorsam gegen die Möglichkeit, zum ersten Mal die Sprache ihrer neuen Heimat zu hören? Der Gedanke, auch selbst Englisch zu lernen, beflügelte sie.
    »Das ist dein Name, Ida!«, erklärte Karl eifrig. »Man spricht die Buchstaben auf Englisch anders aus. Am Anfang scheint das sehr kompliziert, aber es ist nicht wirklich schwierig. Schau …«
    Karl hockte sich hin und schrieb ein paar Worte in den Staub, der sich auf den Deckplanken abgelagert hatte, aller Schrubberei zum Trotz. Es schien Sand zu sein – sie kamen dem Land wohl wirklich näher.
    Ida las konzentriert – fuhr dann allerdings zusammen. Frau Brandmann rief sie.
    »Ida! Was machst du da! Mit …«
    Karl grüßte Ottfrieds Mutter höflich, aber sie antwortete nicht, und Idas verschreckter Gesichtsausdruck machte klar, dass es Ärger

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