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Die Zeit der Verachtung

Die Zeit der Verachtung

Titel: Die Zeit der Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrzej Sapkowski
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Ernennung von Statthaltern, Präfekten und Pfalzgrafen in den neuen Provinzen und Pfalzen. Die Bestätigung des Grafentitels und einer Apanage für  ...«
    »Dem Gesandten erteilen wir das Exequatur, und wir empfangen ihn zu einer Privataudienz. Die übrigen Sachen morgen.«
    »Sehr wohl, Euer Majestät.«
    »Lass Skellen und den Vicomte Eiddon wissen, dass sie sich sofort nach der Privataudienz in der Bibliothek einzufinden haben. Insgeheim. Du kommst ebenfalls hin. Und du bringst diesen berühmten Magier mit, den ihr da habt, diesen Wahrsager  ... Wie heißt er doch gleich?«
    »Xarthisius, Euer Majestät. Er wohnt in einem Turm außerhalb der Stadt  ...«
    »Sein Wohnort interessiert mich nicht. Du schickst Leute hin, die sollen ihn in meine Zimmer bringen. Leise, ohne Aufsehen, insgeheim.«
    »Euer Majestät  ... Ist das vernünftig, dass dieser Astrologe  ...?«
    »Ich habe einen Befehl erteilt, Ceallach.«
    »Sehr wohl.«
    Keine drei Stunden später trafen sich alle Herbeizitierten in der kaiserlichen Bibliothek. Vattier de Rideaux, Vicomte Eiddon, wunderte sich nicht darüber. Vattier war der Chef der Militärspionage. Emhyr ließ Vattier sehr oft rufen – immerhin war ein Krieg im Gange. Ebenso wenig wunderte sich Stefan Skellen, genannt der Uhu, der dem Imperator als Untersuchungsbeamter diente, als Spezialist für Sonderaufgaben. Den Uhu wunderte niemals etwas.
    Die dritte herbeigerufene Person war dagegen über alle Maßen verwundert. Zumal sich der Kaiser zum ersten Mal an sie wandte.
    »Meister Xarthisius.«
    »Euer kaiserliche Majestät  ...«
    »Ich muss den Aufenthaltsort einer gewissen Person feststellen. Einer Person, die verschwunden ist oder verborgen gehalten wird. Vielleicht in Gefangenschaft. Die Zauberer, denen ich das schon einmal aufgetragen habe, haben versagt. Übernimmst du das?«
    »In welcher Entfernung befindet sich  ... kann sich diese Person befinden?«
    »Wenn ich das wüsste, bräuchte ich deine Hexerei nicht.«
    »Ich bitte um Verzeihung, Euer kaiserliche Majestät  ...«, stotterte der Astrologe. »Die Sache ist die, dass eine große Entfernung die Astromantie erschwert, praktisch ausschließt  ... Ähm, ähm  ... Und wenn sich diese Person unter magischem Schutz befindet  ... Ich kann es versuchen, aber  ...«
    »Kürzer, Meister.«
    »Ich brauche Zeit  ... Und Bestandteile für die Sprüche  ... Wenn die Konjunktion der Sterne günstig ist, dann  ... ähm, ähm  ... Euer kaiserliche Majestät, was Ihr verlangt, ist nicht einfach  ... Ich werde Zeit brauchen  ...«
    Noch einen Moment, und Emhyr lässt ihn pfählen, dachte der Uhu. Wenn der Zauberer nicht zu faseln aufhört  ...
    »Meister Xarthisius«, unterbrach ihn der Imperator unerwartet höflich, geradezu sanft. »Du bekommst alles, was du benötigst. Auch Zeit. In vernünftigen Grenzen.«
    »Ich tue, was in meinen Kräften steht«, erklärte der Astrologe. »Aber ich werde nur eine annähernde Lokalisierung treffen können  ... Das heißt, Region oder Radius  ...«
    »Was?«
    »Die Astromantie  ...«, stotterte Xarthisius. »Bei großen Entfernungen erlaubt die Astromantie nur eine näherungsweise Lokalisierung  ... Sehr näherungsweise, mit großer Toleranz  ... Mit sehr großer Toleranz. Wirklich, ich weiß nicht, ob ich imstande sein werde  ...«
    »Wirst du, Meister«, zischte der Imperator, und seine dunklen Augen funkelten böse. »Ich habe volles Vertrauen in deine Fähigkeiten. Und was die Toleranz angeht – je geringer deine ist, umso größer wird meine sein.«
    Xarthisius kroch in sich zusammen. »Ich muss das genaue Geburtsdatum dieser Person kennen«, brachte er hervor. »Nach Möglichkeit auf die Stunde genau  ... Nützlich wäre auch irgendein Gegenstand, der dieser Person gehört hat  ...«
    »Haare«, sagte Emhyr leise. »Können es Haare sein?«
    »Oh!« Die Miene des Astrologen hellte sich auf. »Haare! Das erleichtert erheblich  ... Ach, wenn ich noch Stuhl oder Urin bekommen könnte  ...«
    Emhyrs Augen verengten sich bedrohlich, und der Magier zog die Schultern ein und verbeugte sich tief. »Ich bitte Euer kaiserliche Majestät untertänigst um Verzeihung«, stöhnte er. »Ich verstehe ... Ja, Haare genügen  ... Sie genügen vollauf  ... Wann kann ich sie erhalten?«
    »Noch heute werden sie dir zusammen mit Tag und Stunde der Geburt übermittelt. Meister, ich will dich nicht lange aufhalten. Kehre in deinen Turm zurück und fang an,

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