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Die Zeit, die Zeit (German Edition)

Die Zeit, die Zeit (German Edition)

Titel: Die Zeit, die Zeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Suter
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lagen in der gleichen Gegend.
    »Hattest du keinen schlechteren Tisch für uns?«, fragte sie die Kellnerin. Und diese antwortete mit einem spöttischen Seitenblick auf Taler: »Wenn ich gewusst hätte, dass er für dich ist.«
    Sie bestellten einen großen Salatteller, weil das am schnellsten ging und Peter schon bald wieder zurück ins Büro musste. Dann endlich konnte er die Frage stellen, die ihn beschäftigte.
    »Hat Laura jemals mit dir über die Zeit gesprochen?«
    »Die Zeit? Klar, wie sie vergeht. Älter werden. Frauen reden über solche Dinge.«
    »Nicht so. Das Phänomen Zeit, meine ich. Die Frage, ob es sie überhaupt gibt, et cetera.«
    Wenn Barbara lachte, war sie eine schöne Frau. Sonst hatte sie etwas heruntergezogene Mundwinkel, was ihr einen verbitterten Ausdruck verlieh.
    »Gibt es Leute, die daran zweifeln?«
    Taler nickte. »Und zwar nicht die Dümmsten. Albert Einstein, zum Beispiel.«
    Die Kellnerin brachte die riesigen Salatteller. Rote Bohnen, Gurken, Karotten, Kartoffeln, verschiedene Blattsalate. Bevor Barbara zu essen begann, bekräftigte sie: »Laura nicht.«
    »Gestern war ein vergriffenes Buch zu diesem Thema in der Post. Es war an Laura adressiert. Sie hatte in einem Buchantiquariat einen Suchauftrag aufgegeben.«
    »Das kann ich nicht glauben.«
    »Ich war dort. Die Besitzerin hat es mir bestätigt. Sie kannte sie.«
    »Vielleicht hat sie sich für die Illustrationen interessiert«, schlug Barbara vor.
    »Das Buch ist nicht illustriert.« Peter Taler begann jetzt auch von seinem Salat zu essen. Nach einer Weile sagte er: »Der Nachbar direkt gegenüber, der Alte im Einfamilienhaus.«
    Barbara nickte.
    »Der glaubt auch nicht an die Zeit. Er versucht, alles wieder in den Zustand zu versetzen, wie er vor dem Tod seiner Frau war.«
    »Wie?«
    »Zum Beispiel die Pflanzen in seinem Garten. Er reißt sie aus und ersetzt sie durch jüngere.«
    »Klingt nach einem schweren Dachschaden.«
    Barbara aß mit Appetit, Taler stocherte lustlos in seinem Salat herum.
    »Sie hat ihn nie erwähnt, oder?«
    »Den Alten? Nie.«
    »Vielleicht hat sie Kontakt mit ihm gehabt. Vielleicht hat er ihr den Floh mit der Zeit, die es nicht gibt, ins Ohr gesetzt.«
    »Das hätte sie doch erzählt.«
    »Das dachte ich auch.«
    »Eben.«
    Sie aßen schweigend.
    »Sie hat das Haus fotografiert. Am Tag vor ihrem Tod. Ich habe das Bild in ihrer Kamera gefunden. Vielleicht hat sie bemerkt, dass er seine Apfelbäume ausgewechselt hat.« Er zog einen Ausdruck des Fotos aus der Brusttasche, faltete ihn auf und legte ihn neben ihren Teller.
    Barbara sah ihn an, ohne ihre Mahlzeit zu unterbrechen. Sie hob die Schultern. »Halt ein Foto.«
    »Einen Moment lang dachte ich, es sei ihr um das Moped gegangen.« Er deutete mit dem Finger darauf.
    Barbara legte das Besteck auf den nun leeren Teller und hielt das Foto nahe vors Gesicht.
    »Aber jetzt, seit diesem Buch, habe ich wieder das Gefühl, es habe mit dem Verrückten von gegenüber zu tun.«
    »Und was meint die Polizei?«
    »Die schließen ihn als Täter aus. Zu zittrig, zu gehbehindert.«
    »Aber du bist anderer Meinung.«
    »Dass er der Täter ist, glaube ich auch nicht. Aber er hat etwas damit zu tun. Oder er weiß etwas darüber. Da bin ich fast sicher.«
    Barbara nahm es schweigend zur Kenntnis.
    Peter schob den halbvollen Teller zur Seite.
    »Nimmst du auch einen Kaffee?«
    Er sah auf die Uhr und schüttelte den Kopf. »Keine Zeit.«
    Sie lächelte. »Siehst du, es gibt sie doch.«
    Der graue Nissan, der sich schon eine ganze Weile vor ihm befand, stellte sich als der von Keller heraus, seinem Nachbarn vom ersten Stock. Er bog in seinen Parkplatz ein, Taler in den daneben.
    Um die Begegnung zu vermeiden oder so kurz wie möglich zu halten, tat Taler so, als suche er etwas im Handschuhfach. Bei einem verstohlenen Kontrollblick stellte er fest, dass Keller offensichtlich das Gleiche machte.
    Er stieg also aus – und Keller hatte zur gleichen Zeit den gleichen Entschluss gefasst. Die Begegnung vor den Briefkästen wurde unvermeidlich.
    Keller ging ihm seit Lauras Tod aus dem Weg. Als würde er es ihm übelnehmen, dass er das Haus mit diesem Vorfall belastet hatte.
    Und Taler mied Keller, weil er von diesem gemieden wurde.
    Der Nachbar hatte den Briefkasten schon offen, als Taler sich zu ihm gesellte.
    »Was keine Rechnung ist, ist Werbemüll«, sagte Keller. Sein Standardkommentar für die seltenen Begegnungen am Briefkasten.
    Keller nahm die Post in eine Hand und

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