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Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Titel: Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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einem Grab eines fränkischen Adelings wieder aufgetaucht wäre. Und wenn dieser Adeling mit dem Kilian bekannt war, von dem er den Papyrus erhalten hat.«
    »Was würde ein Historiker dafür tun, wenn er die Chance auf diesen Papyrus bekäme?«, fragte ich die beiden.
    »Alles!«, kam es unisono wie aus der Pistole geschossen.
    DIE EHRWÜRDIGE HERZOGIN BILIHILD WURDE NICHT MÜDE, MICH ZUR FLUCHT VOR MEINEN FEINDEN ZU DRÄNGEN.
    »BRUDER CILLINE, ICH BITTE EUCH INSTÄNDIG, DIESES TAL ZU VERLASSEN. NICHT NUR MEIN MANN, DER HERZOG, AUCH MEIN SOHN HEDEN, DER SO UNGLÜCKLICH NACH SEINEM VATER GERATEN IST, TRACHTEN EUCH NACH DEM LEBEN. MIT IHM SIND VIELE DER THÜRINGISCHEN ADELINGE, DIE SICH GEGEN DEN HERZOGSTUHL VERSCHWOREN HABEN. EIN JEDER, DER SICH IN DIESEN TAGEN GEGEN SIE ERHEBT, MUSS UM SEIN LEBEN FÜRCHTEN, SELBST ICH MUSSTE MICH VORSEHEN, ALS ICH ZU EUCH GEKOMMEN BIN.«
    »HERZOGIN, ICH DANKE EUCH FÜR EURE FÜRSORGE. DOCH GIBT ES NIEMANDEN, DER MICH VON HIER VERTREIBEN KÖNNTE. WEDER DEM HERZOG NOCH EUREM SOHN HEDEN UND SEINEN GEFOLGSLEUTEN KANN ICH EINE GEFAHR SEIN. MEINE BOTSCHAFT IST DIE DES FRIEDENS.«
    »IHR IRRT, EHRWÜRDIGER BRUDER. NICHT FRIEDEN IST ES, WAS SIE WOLLEN, SONDERN GEFOLGSCHAFT.«
    »JEDER WEISS, DASS ICH NUR DEM EINEN HERRN DIENEN KANN.«
    »EBENDIESEN FÜRCHTEN SIE. WIE IHR GOTT ZIU VON WOTAN VERTRIEBEN WURDE, SO FÜRCHTEN SIE NUN JESUS CHRISTIS, GOTTES EINGEBORENEN SOHN, ALS ZERSTÖRER IHRES GLAUBENS UND IHRER MACHT. DENN SEINE BOTSCHAFT IST DIE BRÜDERLICHE FRIEDFERTIGKEIT. IN DIESEN UNRUHIGEN ZEITEN IST NICHTS GEFÄHRLICHER, ALS GOTTGEFÄLLIGE TATENLOSIGKEIT. SIE RUFEN AUF ZUM KAMPF GEGEN DAS VERHASSTE FRÄNKISCHE JOCH. EIN JEDER, DER SICH IHNEN NICHT ANSCHLIESST, IST IHR FEIND. SOMIT ERSUCHE ICH EUCH, GEHT, VERLASST DIES TAL, WENN NICHT FÜR IMMER, DANN WENIGSTENS, BIS SICH DER STURM GELEGT HAT. MEIN OHEIM LEBT NICHT WEIT VON HIER IN HÖCHHEIM. BEI IHM KÖNNT IHR EUCH VERSTECKEN.«
    »ICH WEISS EURE BESORGNIS ZU SCHÄTZEN, DOCH WAS WÄRE ICH FÜR EIN DIENER DES HERRN, WENN ICH FLÜCHTEN WÜRDE UND DIE, DIE AN DIE FROHE BOTSCHAFT DES MESSIAS GLAUBEN, ZURÜCKLIESSE? MÜSSTEN SIE SICH NICHT FRAGEN, WIE SCHWACH DIESER GLAUBE IST, WENN SICH DAS ERSTE KAMPFGESCHREI ERHEBT? JESUS CHRISTUS WÄRE NICHT IN JERUSALEUM EINGERITTEN, WENN ER DIE SCHRIFTGELEHRTEN ODER DIE RÖMER GEFÜRCHTET HÄTTE. ER MUSSTE SICH IHNEN STELLEN, DAMIT SIE DEN WAHREN GOTT ERKENNEN. SO WERDE AUCH ICH NICHT FLÜCHTEN, UM NICHT DIE, DIE AN IHN GLAUBEN, ZU VERRATEN, EBENSO, WIE ICH ZEUGNIS ABLEGE UND DEN HERRN PREISE, UM IHN NICHT ZU VERRATEN. AUCH AUF DIE GEFAHR HIN, DASS MEIN HAUPT FÄLLT.«
    »DANN SEID IHR DES TODES.«
    »NICHT DEN TOD AUF ERDEN FÜRCHTE ICH, SONDERN DIE EWIGE VERDAMMNIS, WENN ICH NICHT LEBHAFTES ZEUGNIS SEINER BOTSCHAFT BIN. ICH NEHME SEIN KREUZ AUF MICH.«
    »CILLINE«
    »WAS GIBTS ES, CHAMAR, DASS DU UNSER GESPRÄCH STÖRST?«
    »EIN REITER IST GEKOMMEN AUS LUXOVIUM, ER HAT KUNDE.«
    »SPRICH.«
    »ER SAGT, EIN RÖMISCHER BRUDER IST MIT EINER GESANDTSCHAFT DES HEILIGEN VATERS IN IHREM KLOSTER EINGETROFFEN.«
    »FÜHR IHN ZU MIR.«
    DIE HERZOGIN BEOBACHTE DEN JUNGEN CHAMAR, DEN DIE VERLOREN GLAUBTE. »CHAMAR … ICH HATTE EINEN SOHN MIT DEMSELBEN NAMEN.«
    »UND WAS GESCHAH MIT IHM?«, FRAGTE ICH SIE.
    »DIE WÖLFE HABEN IHN BEIM SPIELEN IM WALD GERISSEN, SO BERICHTETE ES MIR DER HERZOG.«

VII.
    Uns sind unsaenfte Briefe her von Rome (ge)kommen.
6
    Der Bischof beendete seine Predigt mit den Worten: »Daneben gibt es Probleme, deren Bewältigung noch nicht in Sicht ist. Hierzu gehört die Frage nach der Rechtsund Lehrvollmacht des neuen Papstes. Unbestritten sollte die Feststellung sein, dass eine Versöhnung der Kirchen mit Blick auf den Petrusdienst nur als Umkehr und Bekehrung, als Neuanfang der universalen Gemeinschaft auf Grundlage der gemeinsam prägenden Überlieferungen gedacht werden kann. Ich hoffe, dass wir der Herausforderung gerecht werden. Ich werde mein Möglichstes dazu tun, wenn ich jetzt nach Rom aufbreche.«
    Die Worte stießen nicht bei der ganzen versammelten Kirchengemeinde im Kiliansdom auf fruchtbaren Boden. Manch frommes Haupt wandte sich ab.
    Der Bischof nahm Platz, überließ Bruder Alvarez das Pult. Das linke Bein nachziehend, humpelte er voran. Mit der Linken stützte er sich auf seinen Wanderstab, in der Rechten hielt er mehrere Blatt Papier, die er zum Mittelpunkt seiner Worte gewählt hatte. Das lange graue Haar, gewaschen und gekämmt, reichte bis auf seine Schultern

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