Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Titel: Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
Vom Netzwerk:
WÄLDER.
    VOM MAIN HERAUF RITT DER HERZOG, IN SEINER GEFOLGSCHAFT HEDEN, SEINEN STATTHALTER.
    »WAS IST HIER GESCHEHEN?«, FRAGTE ER.
    »ES IST DIE ERNTE, DIE EUER HASS ERZEUGT.«
    »SCHEIG! WER DIE HAND GEGEN EINEN DER MEINEN ERHEBT, ERHEBT SICH GEGEN MICH! HAST DU ES GEWAGT?!«
    »ES WAR EIN UNGLÜCKSELIGER, DER DIE JUNGEN VOR DEINEM KRIEG BEWAHREN WOLLTE.«
    »ER LÜGT!«, SCHRIE EINER DER KNECHTE. »DER MÖRDER HANDELTE IN SEINEM AUFTRAG.«
    HEDEN RITT VOR. »IST DAS DER DANK, DU HUND, DASS WIR DICH IN UNSERER MITTE AUFGENOMMEN HABEN?!«
    »UND DU, BIST DU NICHT HEDEN, DER SOHN DES HERZOGS, DIE SCHLANGE AN SEINER BRUST?«
    ER ZÜCKTE DAS SCHWERT. DER HERZOG GING DAZWISCHEN. »HEDEN, HALTE EIN! ZUVOR WILL ICH WISSEN, WAS ER DAMIT MEINT«
    »ER LÜGT, VATER. ER …«
    »SCHWEIG! NUN, CILLINE, ICH HÖRE …«
    »ICH HABE DIR NICHTS ZU SAGEN, HERZOG. WAS DU NICHT SELBST SCHON WEISST. DEINE HERRSCHAFT ERZEUGT DEN HASS IN MEINER GEMEINDE.«
    »IN DEINER GEMEINDE?!«, FUHR ER MICH AN. »DU WAGST ES, DICH ÜBER MICH ZU STELLEN?!«
    »NEIN, HERZOG, MEINE GEMEINDE IST DIE DER GLÄUBIGEN AN UNSEREN HERRN JESUS CHRISTUS. DERSELBE HERR, DER AUCH DIR BEFIEHLT.«
    »DEIN CHRISTENGOTT IST IN DEINER KIRCHE ZU HAUSE. HIER BESTIMME ICH. ALSO, ERKENNST DU MICH ALS DEINEN HERRN AN DER DIR BEFIEHLT?
    ÜBERLEGE DIR DIE ANTWORT GUT. ES KÖNNTE DICH DEN KOPF KOSTEN.«
    EINE RITTERSCHAR, DIE DEN MAIN HINAUFGERITTEN KAM, KAM MEINER ANTWORT ZUVOR. AN IHRER SPITZE WAR EIN MANN, DEN ICH MEHR FÜRCHTEN MUSSTE ALS DEN HERZOG ODER DEN TOD. SEIN NAME WAR WILFRIED.

IX.
    Rom braucht den Vatikan. Ohne dessen Glanz und die Millionen Pilger wäre die Stadt nicht nur arm, sondern stürzte in die Bedeutungslosigkeit eines antiken Ruinenfeldes am Rande eines dünnen, ranzigen Flusses.
    Und Rom braucht Skandale. Sie gereichen der Stadt zur wahren Größe. Sie sind ihre Sakramente, so wie Taufe, Firmung und Ehe seit der Kaiserzeit. Eine Scheidung ist undenkbar.
    Die Gazetten überschlugen sich am Morgen: »Kardinal Esperanza in dunkle Drogengeschäfte verwickelt. Unbekannte schwarze Konten aufgetaucht. Auch bei Kardinal Mala Dingkor Rückstände derselben Droge nachgewiesen. Neues Kartell zwischen Südamerika und Indonesien. Der nächste Papst ein Drogenhändler?«
    Sicherlich nicht. Der Plan und die Desinformationspolitik Armbrusters waren bis ins kleinste Detail aufgegangen. Über die Hälfte der christlichen Weltbevölkerung wandte sich verraten und enttäuscht von ihren beiden Hoffnungsträgern ab. Das »Papst-Toto«, ein beliebtes Ratespiel und guter Gradmesser der römischen Gerüchteküche um den kommenden Papst, verzeichnete Rekordumsätze. Auf Esperanza mochte niemand mehr setzen. Selbst wenn er sich schließlich gegen die erhobenen Vorwürfe zu Wehr setzen würde, sein Ruf war dahin. Mit ihm rutschte Mala Dingkor in den trüben Schleim des Tiber, weniger aufgrund des Drogenskandals, sondern wegen den neu aufgekommenen Gerüchten um eine mögliche Tochter. Seine Feinde hatten leichtes Spiel, die Geschichte war heiß, und die Medien waren für jeden Tipp dankbar.
    Als eindeutiger Favorit aller
papabile
12 ging Kardinal Zacharias Armbruster in das heute beginnende Konklave 13 , das seit 1870 in der Sixtinischen Kapelle, einem reich verzierten und durch Michelangelos Fresken weltberühmten Raum inmitten des weit verschachtelten Vatikans, abgehalten wird. Die Wahl findet unter absolutem Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Den Kardinälen ist jeglicher Kontakt zur Außenwelt untersagt. Handys, Radios et cetera sind verboten. Jeder darf nur einen Begleiter, einen Konklavisten, bei Erkrankung bis zu drei, an seiner Seite haben. Ziel dieser strengen Wahlordnung ist es, eine Beschleunigung im Konklave zu erreichen, indem die Lebensbedingungen umso schwerer erträglich werden, je länger sich die Wahl hinzieht. Die übliche Form der Papstwahl ist die geheime Abstimmung mittels Wahlzettel. Wählbar ist nicht nur ein Kardinal, sondern jeder getaufte, rechtgläubige Katholik, der die Voraussetzungen für den Empfang der Priesterund Bischofsweihe besitzt. Gewählt ist, wer zwei Drittel der Stimmen plus eine erhält. Als äußeres Zeichen der erfolgreichen Wahl wird weißer Rauch aus dem Schornstein der Sixtinischen Kapelle entlassen. Ist er schwarz, erbrachte eine der vier möglichen Abstimmungen an einem Tag nicht die erforderliche Mehrheit. Kommt diese auch im 27. Wahlgang nicht zustande, reicht die absolute Mehrheit. Ein Kandidat, der rund die Hälfte der

Weitere Kostenlose Bücher