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Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall

Titel: Die Zeit ist nahe: Kommissar Kilians dritter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roman Rausch
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DIE BOTSCHAFT DES HERRN VERFÄLSCHT«
    »UNSINN, DU WEISST, DASS DU DIE UNWAHRHEIT SPRICHST, DENN DU HAST IHN GESEHEN, DEN PAPYRUS.«
    »EINE FÄLSCHUNG.«
    »DU HAST SEINE ECHTHEIT IN STRENEASHALCH BESTÄTIGT, ICH WAR DABEI.«
    »ICH WEISS, DASS DU DORT WARST. UND ICH WEISS, DASS DU IHN VOR MIR VERBORGEN HÄLST. GIB IHN MIR UND ICH WILL SEINE ECHTHEIT ABERMALS PRÜFEN.«
    »DU BIST SCHLIMMER ALS ISCHARIOT. ER HAT SICH NUR EINMAL VERSÜNDIGT. DU HINGEGEN TUST ES FORTLAUFEND.«
    »UNSER HERR JESUS WÄRE NICHT DER AUFERSTANDENE, WENN ES NICHT DEN JUDAS ISCHARIOT NICHT GEGEBEN HÄTTE. JESUS WUSSTE DAS, UND DESHALB HAT ER IHM VERGEBEN. ICH BIN NUR EIN DIENER DIESER KIRCHE, DER IN IHREM NAMEN DIESEN MÄCHTIGEN FELSEN SCHÜTZEN WILL. DER VERRÄTER BIST DU, CILLINE, DENN DU BEDROHST DIESE KIRCHE UND SOMIT DEN HERRN. NUN, GIB HERAUS, WAS DU UNS GESTOHLEN HAST.«
    »ES GIBT NICHTS IN GOTTES HAUS, WAS DEIN EIGEN IST, DENN DU BIST DER SATAN.«
    »DANN KANN ICH NICHTS MEHR FÜR DICH TUN. DIE GERECHTIGKEIT DES HERRN SOLL ÜBER DICH KOMMEN.«
    »DEN TOD FÜRCHTE ICH NICHT. DU WEISST ES, DU HAST UNTER UNSEREM DACH GELEBT UND MIT UNS DIE GEBETE GESPROCHEN. DER TOD WIRD MICH ERLÖSEN.«

XII.
    An einer Tanke entlang der strada del sole. Irgendwo zwischen Bologna und Firenze. Ein PS-strotzender Sportwagen rollt schnurrend an einer Zapfsäule aus.
    No autoservizio. Noch ein kurzes Aufheulen, um sich bemerkbar zu machen, dann stellt Heinlein den Motor ab, gähnt und wartet.
    »Ciao, Giorgio!«
    Heinlein erschrickt. Wer weiß um seinen Aufenthalt in Italien und wer kennt seinen Namen? Er sucht nach der Quelle. Ein Motorradfahrer verrenkt sich nach allen Seiten, ein Bus entlässt übernächtigte Gäste in die Toiletten, ein Wagen der Polizia braust davon.
    Und da steht sie.
    Sie wischt sich die schmutzigen Finger an einem Lappen ab, schreitet auf ihn zu, lächelt erwartungsvoll. Sie muss jemand anderen meinen. Nicht ihn, diesen grauen und unbedeutenden kleinen Bullen aus der Provinz. Heinlein dreht sich um. Doch hinter ihm ist niemand zu sehen. Er nimmt die Sonnenbrille ab, reibt sich die müden Augen, schaut nochmal hin, und tatsächlich, sie meint ihn.
    Die schwarz gelockte Mähne tanzt auf ihren Schultern, bedeckt den tiefen Ausschnitt ihres ölgetränkten Overalls sündhaft wenig, die braune Haut ihres Dekolletes glänzt von Schweiß und von der Lust des Südens, die sich in jeder Bewegung ihrer Hüfte spiegelt. Sie beugt sich zu ihm herunter ins Wageninnere, erblickt die Einkaufstüten und schenkt Heinlein ihre ganze wunderbare Aufmerksamkeit.
    »Ciao, Giorgio. Che cosa posso fare per te?« 20
    Giorgio kann nicht umhin, schaut tief in ihre Garderobe, schluckt trocken, holt Luft, müht sich um ein »Voll, bitte«.
    Die Traum-Frau antwortet mit einem Augenaufschlag und einem Schmunzeln, das weiter reicht, als er es je für möglich gehalten hätte. Sie geht an den hinteren Kotflügel. Im Außenspiegel folgt er ihr. Ihre Hand wartet, feingliedrig, ölig, mit den schwarzen langen Reißnägeln eines wilden Tieres, auf die Öffnung. Giorgio versteht nicht. Sie klopft zweimal fordernd aufs Metall, als wolle sie eintreten. Er bejaht, betätigt den Hebel, der Deckel springt auf. Die Pistole rastet aus, das Zählwerk begibt sich in Startposition, und die Pumpe läuft an. Ihre Hand führt den blank gewetzten Stutzen zielgenau ein, zwei Finger drücken den Abzug langsam durch. Neues Leben erfüllt Wagen und Fahrer.
    Dann bückt sie sich und taucht vor ihm an der Scheibe wieder auf. Ihre Hand knetet einen Schwamm, ein, aus, ein, aus, bis er ganz voll gesogen die dünne Grenze zwischen ihm und ihr verwischt. Giorgio checkt seine Frisur im Rückspiegel, macht sich bereit, bevor er wieder zu Sinnen kommt. Doch sie lässt ihn nicht entkommen. Zwei Schwünge, und der Nebel weicht. Sie streckt sich quer über seine Haube, als läge sie bereits auf seinem Schoß und wolle ihn umarmen. Giorgio kommt ihr entgegen …
    »Latin Lover!«
    Von irgendwoher hämmerte der alte Gianna-Nannini-Song an Heinleins Ohr. Er schreckte hoch, den kleinen roten Alfa Spider in seiner Hand fest umklammert. Dann legte er ihn beiseite, gähnte und rieb sich verschlafen die Augen.
    Verdammt heiß war es hier drin. Seine Kehle brannte trocken.
    Durch die Scheibe erkannte er zwei Halbwüchsige, die den Motor eines 3er BMW Cabrios hochtrieben und mit durchdrehenden Reifen vom Parkplatz auf die Einfädelspur rasten.
    Die Anzeige auf der Armatur zeigte 9.14 Uhr. Normalerweise die

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