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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Rückkehr berichteten, in merkwürdige bunte
Gewänder, die jedoch zerfetzt an ihnen hingen. Diese Leute
waren am Verdursten und sprachen in einer Sprache, die keiner der
Mazedonier kannte. Aber weder ein Brite, noch jemand aus Bisesas
Gruppe bekam diese Menschen zu Gesicht. Abdikadir kam der
Gedanke, dass sie möglicherweise aus einem Hotel des
zwanzigsten oder sogar einundzwanzigsten Jahrhunderts stammen
könnten, eine Reisegruppe etwa, abgeschnitten von ihrer
Heimat, als diese sich plötzlich in den Korridoren der Zeit
verloren hatte. Solche Flüchtlinge wären eine Art
Gegenbild zu Ruinen, dachte Bisesa: In einem normalen Ablauf der
Geschichte verschwanden die Menschen, um ihre Städte zu Sand
zerfallen zu lassen; hier ging es umgekehrt vor sich…
Alexanders Truppen, die den Befehl hatten, den Tross zu
schützen, hatten zur Warnung zwei der Gestrandeten
getötet und den Rest vertrieben.
    Menschen waren zwar selten, doch die »Augen« waren
eine stete Präsenz. Während des mühsamen
Vormarsches entlang der Küste traf man alle paar Kilometer
auf eine dieser Kugeln, die wie Laternen über dem Meeresufer
schwebten. Auch fern der Küste waren sie
allgegenwärtig: In loser Anordnung überzogen sie das
ganze Landesinnere.
    Die meisten Leute ignorierten sie, Bisesa jedoch war nach wie
vor unangenehm berührt und dennoch fasziniert von ihrem
Anblick. Wäre eines dieser Augen in der alten, früheren
Welt plötzlich in Erscheinung getreten – etwa
über dem Lieblingsplatz der UFO-Träumer, dem Rasen des
Weißen Hauses, schwebend –, dann hätte dies wohl
unzweifelhaft ein außergewöhnliches Ereignis
dargestellt, die Sensation des Jahrhunderts! Hier jedoch
wollten die Leute nicht einmal mehr darüber reden. Eumenes
war eine erwähnenswerte Ausnahme; er fixierte die Augen
für gewöhnlich mit einem langen, starren Blick, die
Hände in die Hüften gestemmt, als wollte er sie zu
einer Reaktion provozieren. Vergeblich.
     
    Ungeachtet der zermürbenden Anstrengungen des Marsches
schienen Ruddys Lebensgeister von Tag zu Tag wacher zu werden.
Wann immer es ging, brachte er seine Gedanken in winziger,
platzsparender, krakeliger Handschrift zu Papier. Und er stellte
seine Theorien über den Zustand der Welt in den Raum –
wann immer jemand ihm sein Ohr lieh.
    »Wir sollten uns nicht auf Babylon
beschränken«, sagte er. Er, Bisesa, Abdikadir, Josh,
Casey und Cecil de Morgan hatten unter dem Baldachin eines
Offiziersschiffes Platz genommen; die Regentropfen knatterten auf
die Plane herab und fuhren zischend in die Wellen des Meeres.
»Wir sollten weiterziehen - Judäa erforschen, zum
Beispiel! Überlegen Sie, Bisesa, das himmlische Auge Ihres
Weltraumbootes konnte dort nur vereinzelte Siedlungen ausmachen,
nur wenige dünne Rauchfahnen – was wäre, wenn
gerade jetzt in einer dieser schäbigen Hütten der
Nazarener seinen ersten kräftigen Atemzug täte? Wir
alle wären so etwas wie zehntausend heilige Könige, die
dem Stern folgten!«
    »Und dann wäre da auch noch Mekka…«,
warf Abdikadir trocken ein.
    Ruddy breitete großzügig die Arme aus. »Nun,
wir wollen uns vom ökumenischen Geiste leiten
lassen!«
    »So sind Sie dann nach all Ihren komplizierten
Anfängen letzten Endes doch noch zum Christen geworden,
Ruddy?«, fragte Bisesa.
    Er strich sich über den Schnurrbart. »Lassen Sie es
uns so sagen: Glaube an Gott, ja; nicht sicher, was die
Dreifaltigkeit betrifft; ewige Verdammnis inakzeptabel, doch
irgendeine Art von Strafe muss es wohl geben.« Er
lächelte. »Ich höre mich an wie ein Methodist!
Mein Vater wäre entzückt… Also jedenfalls
wäre ich hocherfreut, dem Knaben zu begegnen, der die ganze
Sache in Gang gebracht hat!«
    »Sei vorsichtig mit deinen Wünschen, Ruddy«,
sagte Josh. »Dies ist kein riesiges Museum, das wir
durchwandern. Vielleicht würdest du Jesus Christus in
Judäa finden. Aber was, wenn nicht? Schließlich ist es
äußerst unwahrscheinlich – es wäre viel
wahrscheinlicher, dass alles, was wir von Judäa vorfinden,
aus einer Epoche gerissen wurde, die lang vor Jesu Geburt
liegt!«
    »Aber ich wurde nach der Menschwerdung Christi
geboren«, stellte Ruddy entschieden fest.
»Darüber besteht kein Zweifel. Und könnte ich
einen Großvater nach dem anderen in einer langen Reihe von
Vorfahren aufstellen, würden sie mir diese Tatsache
bestätigen!«
    »Vielleicht«, sagte Josh. »Aber vergiss
nicht, du bist nicht mehr

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