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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Tier, das immer noch in seinem Netz steckte, war
erwacht. Es rollte sich herum und quengelte mit schwacher Stimme.
Das Weibchen reagierte so abrupt, als wäre ihm bisher nicht
klar gewesen, dass auch ihr Kleines hier war. Sie streckte die
Arme aus und machte einen Satz darauf zu.
    Die Sepoys hämmerten sofort auf sie ein. Sie
wirbelte herum und trat nach allen Seiten, aber die Schläge
ließen sie schließlich zusammenbrechen.
    Mit gesträubten Brauen fuhr Ruddy dazwischen. »Um
Gottes willen, prügelt sie doch nicht so! Merkt ihr denn
nicht, dass das eine Mutter ist? Seht ihr in die Augen
– seht nur! Wird euch dieser Blick je wieder
loslassen…?« Doch die Sepoys ließen
weiterhin die Knüppel niedersausen, während der
Affenmensch weiterhin versuchte, sich dagegen zu wehren, und de
Morgan weiterhin lautstark zeterte, voller Angst, seine
künftige Goldgrube könnte entkommen, oder, noch
schlimmer, getötet werden.
    Josh war der Erste, der das knatternde Geräusch im Osten
wahrnahm. Er wandte sich um und bemerkte Staubwolken, die in die
Luft gewirbelt wurden. »Da ist es schon wieder – ich
habe das Geräusch vorhin schon
gehört…«
    Ruddy, aufgewühlt von diesem Ausbruch an brutaler Gewalt
rings um ihn, murmelte: »Was, zum Teufel, ist jetzt
wieder?«

 
{ 4 }
DER RAKETENWERFER
     
     
    »Gehe auf Bodenrunde!«, rief Casey. »Wir
sind fast auf Position!«
    Der Hubschrauber fiel nach unten wie ein
Hochgeschwindigkeitslift. Bäume, rostige Blechdächer,
Autos und Berge alter Autoreifen flitzten durch Bisesas
Gesichtsfeld. Der Hubschrauber neigte sich zur Seite und kreiste
gegen den Uhrzeigersinn; er flog eine weitläufige
Aufklärungsrunde. Doch so, wie Bisesa nunmehr auf ihren
schmalen Sitz gepresst war, konnte sie nichts anderes als den
Himmel sehen. Eine weitere Ironie, dachte sie. Sie seufzte und
warf einen Blick auf die kleine Instrumententafel an der Wand
neben ihr. Sensoren – von Kameras über
Geigerzähler, Wärmedetektoren und Radar bis zu
»Nasen«, die in der Lage waren, Chemikalien
aufzuspüren – waren von einem an der Unterseite des
Hubschraubers hängenden Behälter aus zum Boden
gerichtet.
    Der Vogel war Teil der weltumspannenden
Kommunikations-Infrastruktur einer modernen Armee. Irgendwo
über Bisesas Kopf befand sich ein großer
C-2-Helikopter – »C-2« für »command
and control« –, der jedoch seinerseits nur die Spitze
einer kopfstehenden Technologie-Pyramide aus hoch fliegenden
Überwachungsdrohnen, Aufklärungs- und
Patrouillenflugzeugen und kamerabestückten und mit Radar
ausgerüsteten Satelliten bildete, deren ganze elektronische
Aufmerksamkeit auf diese Region gerichtet war. Die Flut von
Daten, die Bisesa sammelte, wurde in Echtzeit durch die
Computersysteme an Bord ihres eigenen Vogels sowie durch jene der
übergeordneten Flugzeuge und in der Einsatzleitung unten auf
dem Stützpunkt analysiert. Jegliche Anomalie würde zur
nochmaligen Überprüfung umgehend an Bisesa
zurückgemeldet werden – auf ihrem eigenen Kanal,
über den sie zusammen mit ihren Instrumenten verfügte
und der unabhängig von der Verbindung der Piloten zum
Einsatzkommando funktionierte.
    Das alles war hochkomplizierte Technik, aber so wie das
Fliegen des Helikopters selbst war auch jene Seite des Einsatzes,
die sich mit dem Sammeln von Daten beschäftigte,
größtenteils automatisiert. Als die
Aufklärungsrunde in die Automatik eingegeben war, kehrte die
Routine zurück, und die Piloten nahmen ihre gelangweilten
Sticheleien wieder auf.
    Bisesa konnte gut verstehen, wie sie sich fühlten. Sie
selbst war als Spezialistin für Boden-Luft-Kommunikation im
Kriegsfall ausgebildet worden. Grundsätzlich sollte ihre
Aufgabe darin bestehen, mit dem Fallschirm an gefährlichen
Orten zu landen, um vom Boden aus Anweisungen für gezielte
Luftangriffe und Raketenabschüsse zu geben. Bisesa hatte
ihre Kenntnisse noch nie im Ernstfall anwenden müssen, ihre
Ausbildung eignete sich jedoch auch ideal für diese
Beobachterrolle. Sie musste dennoch immer daran denken, dass es
nicht das war, wofür man sie eigentlich ausgebildet
hatte.
    Sie war diesem vorgeschobenen UNO-Stützpunkt der
Friedenstruppen erst seit einer Woche zugeteilt, doch es kam ihr
viel länger vor. Die Mannschaftsunterkünfte bestanden
aus ehemaligen Flugzeughangars, hoch und kahl, die ewig nach
Öl und Flugbenzin stanken; nachts war es zu kalt darin und
tagsüber zu heiß. Abgesehen

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