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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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diesem ersten
Vorstoß!
    Aber Alexander hatte zehntausend seiner Männer auf der
Ebene vor Babylon zusammengezogen; ihre langen, scharlachroten
Umhänge wogten in der Brise, und Helmbuschen, an deren
unterschiedlich gekennzeichneten Borsten sich der Rang des
Trägers ablesen ließ, schmückten die hellblauen
Bronzehelme.
    Es fing an.
    Die erste Attacke erfolgte mit Pfeilen. Die vorderste Reihe
der mongolischen Front hob ungewohnt aussehende Reflexbogen und
schoss in die Luft. Die Bogen bestanden aus Hornschichten und
schossen die Pfeile zielgenau auch über hunderte Meter, so
schnell sie der Schütze aus dem Köcher ziehen
konnte.
    Die Mazedonier waren in zwei langen Frontlinien in Stellung
gegangen – die »Gefährten zu Fuß« im
Zentrum und die elitären Schildträger als
Flankenschutz. Und nun, als unter anfeuernden
Trommelschlägen und Trompetenschall die Pfeile zu fliegen
begannen, gruppierten sie sich rasch zu einer geschlossenen,
rechteckigen Ordnung, acht Mann stark. Sie hoben die Lederschilde
dicht an dicht über die Köpfe zu einer Formation, die
bei den Römern »Schildkröte« genannt
wurde.
    Prasselnd trafen die Pfeile auf die Schilde; der
Schildkrötenpanzer hielt, aber er war nicht perfekt. Da und
dort fiel ein Mann nach einem kurzen Aufschrei aus, und
vorübergehend entstand ein Loch in der Deckung; nach einer
kurzen Unruhe, wenn der Verwundete aus der Formation gezogen
wurde, schloss sich der Panzer wieder.
    Also gab es schon die ersten Toten, bemerkte Josh
betroffen.
    Etwa vierhundert Meter vor der Stadtmauer begann
plötzlich der echte Ansturm der Mongolen. Die Reiter erhoben
ein gellendes Gejohle, die Kriegstrommeln pochten wie
Herzschläge, und selbst das dumpfe Klappern der Pferdehufe
klang wie das Tosen eines Sturmes. Das Heranwogen des
Höllenlärmes nahm Josh die Luft zum Atmen.
    Er hielt sich nicht für einen Feigling, aber er
fühlte, wie sein Mut sank. Und es erstaunte ihn, wie
gelassen Alexanders kampferprobte Männer blieben und keinen
Fingerbreit von der Stelle wichen. Nach weiteren
Trompetenstößen und gebrüllten Befehlen – »Synaspismos!« – brachen sie die
Schildkrötenformation auf und bildeten wieder eine offene
Frontlinie, wobei einige von ihnen die Schilde erhoben hielten,
um Pfeile abzuwehren. Die Front war jetzt vier Reihen stark und
verfügte über einige Reservetruppen dahinter; sie
bestand ausschließlich aus Fußsoldaten, die der
Reiterattacke der Mongolen entgegensah: Eine dünne Linie aus
Fleisch und Blut war alles, was zwischen Babylon und den
anstürmenden Mongolen stand. Aber sie keilten ihre runden
Schilde ineinander, rammten die Enden der langen Speere
schräg in den Boden – und nun starrten armlange
Eisenspitzen den heranstürmenden Mongolen entgegen.
    Zuletzt konnte Josh die einzelnen Reiter deutlich erkennen,
sogar die Augen ihrer mit Schutzpanzern ausgestatteten Pferde.
Die Tiere wirkten wie toll, und Josh fragte sich, mit welchen
Drogen oder anderen Anreizen die Mongolen sie dazu brachten, wie
besessen auf eine Front aus waffenstarrender Infanterie
loszustürmen.
    Die Mongolen stießen auf die mazedonischen Linien. Es
war ein brutaler Zusammenprall.
    Die gepanzerten Pferde brachen durch die mazedonische
Frontlinie, und die Formation knickte in der Mitte ein. Aber die
hinteren Reihen der Mazedonier hieben auf die Tiere ein,
töteten sie oder schnitten ihnen die Beinsehnen durch, und
so begannen Mongolen und ihre Pferde zu fallen, und die
nachrückenden Linien krachten in die gestoppte Spitze.
    Entlang der ganzen mazedonischen Front wurde gekämpft
– ein Stellungskrieg. Der Gestank von Staub und Pferden und
der metallische Geruch von Blut stiegen bis zu Josh hoch, dazu
Wut- und Schmerzensschreie und der Klang von Eisen auf Eisen
– doch keine Schüsse, kein Kanonendonner, keines der
dumpfen Explosionsgeräusche späterer Kriege. Doch hier
wie dort wurde menschliches Leben mit ähnlich rationeller
Gründlichkeit ausgelöscht.
    Mit einem Mal wurde Josh sich einer silbrigen Kugel gewahr,
die hoch über dem Boden vor ihm schwebte, fast direkt vor
seinem Gesicht. Ein Auge. Vielleicht, dachte er erbittert, gibt
es heute nicht nur menschliche Beobachter…
    Der erste Ansturm dauerte nur wenige Minuten, dann
rückten die Mongolen auf ein Trompetensignal hin
plötzlich ab. Alles, was noch auf einem Pferd saß,
galoppierte davon und ließ eine Linie aus
verstümmelten, zuckenden Körpern,

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