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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Verwaltungsapparat des Empires – und die
Erklärung, weshalb dies so beunruhigend für Grove sein
musste, entnahm Bisesa flüchtig den Gesprächen zwischen
Ruddy und Josh: Selbst auf ziviler Seite gab es lokale
Regierungskommissare mit ihrem Stab aus Vertretern und
Assistenten, die einem Vizegouverneur unterstellt waren, welcher
wiederum dem Vizekönig unterstand; der Vizekönig war
dem Außenminister untergeordnet, der schließlich der
Kaiserin von Indien direkt, nämlich Königin Victoria im
fernen London, Rechenschaft schuldig war. Die Briten wurden
dadurch bestärkt, sich fest verankert in einer einheitlichen
sozialen Struktur zu fühlen – wo immer man Dienst tat,
man war stets Soldat der Königin und Teil ihres weltweiten
Reiches. Von all dem abgeschnitten zu sein, war für Grove
ebenso dramatisch und bedrückend wie für sie, Bisesa,
der Umstand, keinen Zugriff auf das globale
Telekommunikationsnetz des einundzwanzigsten Jahrhunderts zu
haben.
    Also begann Grove damit, Erkundungspatrouillen auszuschicken,
wobei er besonders seine Sowars, die indischen
Kavalleristen, einsetzte, die in der Lage waren, beachtliche
Entfernungen in kürzester Zeit zurückzulegen. Sie
erreichten Peschawar, wo sie erwarteten, das lokale
Armeeausbildungslager und militärische Kommandozentrum
vorzufinden – doch Peschawar war verschwunden. Es gab keine
Anzeichen für eine Zerstörung, auch nicht den
schrecklichen Eindruck einer völlig ausradierten Stadt, was
auf einen Atomschlag hingewiesen hätte und was auf einen
Blick zu erkennen Bisesa den Soldaten beigebracht hatte. Sie
fanden nur kahles Gestein vor, ein Flussufer, kümmerliches
Strauchwerk und die Spuren von Lebewesen, bei denen es sich um
Löwen handeln mochte: Es war, als hätte Peschawar nie
existiert. Die gleiche Geschichte mit Clavius, als die Sowars von der Suche nach dem UNO-Stützpunkt
zurückkehrten. Keine Spur, auch keine Spur von
Zerstörung.
    Also entschied Grove, die Nachforschungen weiter auszudehnen,
flussabwärts den Indus entlang bis tief nach Indien hinein
– und nach Norden.
    Währenddessen nahm sich Casey, der immer noch zu
Unbeweglichkeit verurteilt war, der schwierigen Aufgabe an, mit
der Außenwelt auf irgendeine Weise Kontakt herzustellen.
Mithilfe zweier ihm von Grove zugeteilten Rekruten aus einer
Fernmeldetruppe baute er aus dem abgestürzten Vogel alles
aus, was nützlich sein konnte, und improvisierte in einem
Kämmerchen im Fort eine Sende- und Empfangsstation. Doch wie
viel Zeit er auch damit zubrachte, ins Ungewisse hinauszurufen,
er bekam keine Antwort.
    Abdikadir hingegen hatte sein eigenes Forschungsprojekt,
nämlich die sonderbare schwebende Kugel. Bisesa
verspürte etwas wie vage Neidgefühle, dass die beiden,
sowohl Casey als auch Abdikadir, so rasch eine nützliche
Beschäftigung gefunden hatten, die ihnen die Zeit vertrieb;
sie hatte den Eindruck, die beiden passten sich der neuen Umwelt
besser an als sie.
    Am vierten Morgen, als Bisesa aus dem Fort kam, sah sie
Abdikadir auf einem Schemel stehen und einen zerbeulten
Blecheimer in die Luft halten. Casey und Cecil de Morgan
saßen auf Faltstühlen, die Gesichter von der
Morgensonne beleuchtet, und sahen der Vorstellung zu.
    Casey winkte Bisesa näher. »He, Bis! Komm, schau
dir dieses Kabarett an!« Obwohl de Morgan ihr
augenblicklich seinen Stuhl anbot, ließ Bisesa sich neben
Casey im Staub nieder. Sie mochte de Morgan nicht, und sie wollte
keinerlei Gefälligkeiten – wie geringfügig auch
immer – von ihm annehmen.
    Abdikadirs Eimer war mit Wasser gefüllt, also musste er
schwer sein. Nichtsdestoweniger hielt er ihn mit einer Hand auf
der Schulter fest und markierte den Wasserstand mit einem
Fettstift. Dann ließ er den Eimer sinken, und die
schwebende Kugel kam zum Vorschein – das Auge mit dem
bösen Blick, von dem Wasser troff. Abdi achtete genau
darauf, dass kein Tropfen verschüttet wurde. Das Netzzelt
mit den beiden »Affenmenschen« hatte man um ein paar
Meter versetzt, diesmal mit einer Haltestange in der Mitte.
    »Eine halbe Stunde lang tunkt er das verdammte Ding
schon in den Eimer!«, gackerte Casey spöttisch.
    »Wozu, Abdi?«
    »Ich messe das Volumen«, murmelte Abdikadir.
»Und ich wiederhole den Vorgang, um
größtmögliche Genauigkeit zu erhalten. Sowas
nennt man Physik. Ich danke Ihnen allen für Ihre freundliche
Unterstützung.« Und er hob den Eimer wieder unter die
Kugel.
    »Ich dachte,

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