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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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der Sanitätsoffizier hätte dir
Bettruhe verordnet«, sagte Bisesa zu Casey.
    Casey schnitt eine verächtliche Grimasse und streckte das
bandagierte Bein vor sich aus. »Blödsinn. Es war ein
glatter Bruch, und sie haben ihn gut eingerichtet.« Ohne
Narkose, wie Bisesa wusste. »Ich mag nicht im Bett
rumlungern und in der Nase bohren.«
    »Und Sie, Mister de Morgan?«, fragte Bisesa.
»Was ist Ihr Interesse an der Sache?«
    Der Händler hob die Hände. »Ich bin
Geschäftsmann, meine Gnädigste. Das ist es ja auch in
erster Linie, weshalb ich überhaupt hier bin. Und ich halte
ständig Ausschau nach günstigen Gelegenheiten.
Selbstverständlich bin ich höchst fasziniert von Ihrem
Fluggerät, jedoch muss ich es akzeptieren, dass sowohl Sie
drei als auch Hauptmann Grove dieses spezielle Objekt geheim zu
halten wünschen. Doch dies hier, dieser perfekt
geformte Augapfel, ist weder Ihr Eigentum noch das von Hauptmann
Grove. Und er bleibt uns unbegreiflich, selbst in diesen Tagen
geballter Unbegreiflichkeiten, obwohl wir uns, so scheint es,
recht rasch daran gewöhnt haben: Da schwebt dieser silberne
Ball, und nichts hält ihn oben – jedenfalls nichts,
was wir sehen könnten. Wie kräftig man auch dagegen
schlägt, weder kann man eine Kerbe in seine makellose
Oberfläche hauen, noch ihn auch nur einen Finger breit aus
seiner gegenwärtigen Position bringen – selbst mit
Gewehrkugeln hat man es versucht, was in Anbetracht
möglicher Querschläger ein nicht ungefährliches
Unterfangen darstellte. Wer, frage ich, hat dieses Objekt
geschaffen? Was hält es in der Luft? Was befindet sich in
seinem Innern?«
    »Und wie viel ist es wert!«, knurrte Casey.
    De Morgan lachte erheitert auf. »Sie können es
einem Mann doch nicht verübeln, wenn er es
versucht!«
    Josh hatte Bisesa ein wenig von de Morgan erzählt. Er kam
aus einer Familie verarmter Aristokraten, die ihren Stammbaum auf
den ersten Einfall Wilhelm des Eroberers in England
zurückführen konnten – mehr als achthundert Jahre
in der Vergangenheit. Seinen Vorfahren war damals aus den
geschlagenen Sachsenkönigreichen großer Reichtum
erwachsen. Doch in den dazwischen liegenden Jahrhunderten hatte,
in de Morgans eigenen entwaffnenden Worten, »eine
unglückliche Mischung aus Habgier und Torheit die
Generationen durchzogen« und die Familie schließlich
in Armut gestürzt. Geblieben waren ihr jedoch die
Reminiszenzen an Macht und Reichtum. Ruddy sagte, seines Wissens
nach wurde der Maharadscha geradezu heimgesucht von
Glücksrittern wie de Morgan. Und wenn Bisesa ihn so ansah,
konnte sie an de Morgans pomadisiertem, gelecktem Haar und den
flinken, spähenden Augen absolut nichts Vertrauenerweckendes
entdecken.
    Abdikadir kletterte von seinem Schemel. Dunkel, ernst,
konzentriert stellte er seine Uhr auf Rechnermodus und gab die
Zahlen ein, die er aufgezeichnet hatte.
    »Also, Gehirnakrobat«, rief Casey ihm
spöttisch zu, »sag schon, was du rausgekriegt
hast!«
    Abdikadir ließ sich auf der Erde vor Bisesa nieder.
»Das Auge lässt nicht in sich hineinblicken, aber
gewisse Dinge kann man dennoch messen. Zum Ersten ist die Kugel
von einer magnetischen Anomalie umgeben. Ich habe das mit einem
Kompass aus dem Notfallkasten überprüft.«
    Casey grunzte. »Mein Kompass spielt verrückt seit
unserem harten Aufsetzen.«
    Abdikadir schüttelte den Kopf. »Es ist schon
richtig, dass man den magnetischen Nordpol nicht finden kann;
irgendetwas Seltsames scheint mit dem Magnetfeld der Erde zu
passieren. Aber unsere Kompasse sind völlig in
Ordnung.« Er warf einen Blick hinauf zu der Kugel.
»Die Flusslinien rund um das Ding sind zusammengepresst.
Ein Diagramm davon würde aussehen wie ein Astknoten in einem
Stück Holz.«
    »Wie das?«
    »Keine Ahnung.«
    Bisesa beugte sich vor. »Was sonst noch,
Abdi?«
    »Ich habe ein paar Versuche aus dem Physiksaal
wiederholt«, erwiderte Abdikadir grinsend. »Um das
Volumen zu berechnen, war das Einzige, was mir einfiel, das Ding
in Wasser einzutauchen – zu messen, wie weit der
Wasserspiegel im Eimer stieg und fiel.«
    »Eureka!«, rief de Morgan neckisch,
»Sir, Sie sind der Archimedes de nos
jours… !«
    Abdikadir ignorierte ihn. »Ich habe die Messung ein
Dutzend Mal wiederholt, um den Spielraum für Irrtümer
zu minimieren, aber ich komme auf keinen grünen Zweig. Ich
finde einfach keinen Weg, die Oberfläche zu berechnen. Aber
meine Messungen von Radius und

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