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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Kontinentaldrift. Lange Geschichte. Nehmt einfach mein Wort
drauf.«
    Bisesa sah ihn an. »Wie weit zurück in der Zeit,
Casey?«
    »Wir glauben nicht, dass es irgendwo einen Schnipsel
gibt, der älter ist als zwei Millionen Jahre.«
    Ruddy lachte – ein wenig schrill. »Nur zwei
Millionen Jahre? Das ist ja nun wirklich ermutigend, nicht
wahr?«
    Unbeirrt fuhr Casey fort: »Die scharf umgrenzten
Zeitsegmente reichen wahrscheinlich von der Erdoberfläche
nach oben und zumindest ein Stück weit ins Erdinnere –
möglicherweise bis ins Zentrum. Vielleicht ist jedes Segment
eigentlich ein großes, spitzes Tortenstück aus
Erdkern, Mantel, Kruste und Himmel.«
    »Und jeder dieser Sektoren«, erkundigte sich
Grove, »brachte seine eigene Vegetation mit, seine Bewohner
und die Luftsäule, die sich darüber erhebt?«
    »So sieht’s aus. Und wir denken, es ist diese
Vermischung der Schnipsel, die das Wetter verrückt spielen
lässt.« Er tippte auf den Bildschirm, der Bilder
mächtiger Tropenstürme zeigte – cremig
weiße Wirbel, die aus dem Südatlantik aufstiegen, um
die amerikanische Ostküste heimzusuchen, und Fronten aus
wuchtigen schwarzen Wolken, die sich über ganz Asien
erstreckten. »Manche der Segmente müssen aus dem
Sommer stammen, andere aus dem Winter«, sagte Casey.
»Außerdem schwankt das Klima in längeren Zyklen
– Eiszeiten kommen und gehen – und das mischt sich
auch noch dazu.« Er zeigte Bilder eines mitten im Eis
eingeschlossenen Flecken Landes – eines fast perfekten
Rechtecks, das genau dort lag, wo sich einst Paris befunden
hatte. »Warme Luft steigt über die kalte auf, und das
verursacht die starken Winde; heiße Luft kann mehr
Wasserdampf halten als kalte, und über dem kühlen Land
lässt sie das Wasser fallen – da haben wir dann
unseren Regen. Und so fort. Eins kommt zum anderen, und wir
kriegen dieses beschissene Wetter.«
    »Wie weit nach oben reichen diese
Tortenstücke?«, fragte Abdikadir.
    »Wissen wir nicht«, antwortete Casey.
    »Aber doch gewiss nicht bis zum Mond! Oder?«,
ließ Korporal Batson sich vernehmen. »Sonst wäre
dieser Himmelskörper auch verschwunden oder in Stücke
gerissen auf seiner Umlaufbahn verstreut!«
    Casey hob die Augenbrauen. »Gute Frage! Daran hatte ich
nicht gedacht. Aber wir wissen, dass sich der Effekt zumindest
bis in den niedrigen Orbit erstreckt.«
    »Die Sojus!«, rief Bisesa.
    »Genau. Bis, die Uhren der Sojus stimmen mit den unseren
überein – auf die Sekunde. Sie müssen genau
über uns gewesen sein, als die Diskontinuität uns traf.
Purer Zufall. Und so bewegen sie sich seither im selben
Zeitsegment wie wir.« Er rieb sich die fleischige Nase.
»Wir haben versucht, die einzelnen Anomalien zu
kartografieren, und bei manchen ist es uns gelungen. Hier ist die
Sahara…« Er zeigte grüne Stellen in der
umgebenden Wüste, weitgehend irregulär geformt, doch
gelegentlich begrenzt von geometrisch exakten Kreisbogen oder
schnurgeraden Kanten. »Ein Stück Wüste sieht ja
ziemlich genau aus wie das andere, auch wenn dazwischen eine
halbe Million Jahre liegt. Dennoch ist bei manchen dieser
Abschnitte auf Grund der geologischen Veränderungen eine
ungefähre Datierung möglich.«
    Er wandte sich um und zog einen großen Kreidestern
über Zentralafrika. »Dies hier scheint das
älteste Gebiet zu sein. Das kann man aus der Breite des
Rift-Valleys schließen… Und seht jetzt hier her
– die Sahara erstreckt sich bei weitem nicht so weit nach
Süden wie in unserer Zeit, und es gibt Seen und Vegetation.
Das ist aber nur ein grober Überblick; unten auf dem Boden
ist alles bunt gemischt.« Weitere Bilder flogen über
den Schirm. »Wir glauben, dass ein Großteil Asiens
aus den letzten beiden Jahrtausenden stammt. In diesen Steppen
sind zwar verstreut menschliche Siedlungen erkennbar, aber da ist
nichts Modernes darunter: Rauchfahnen von Lagerfeuern, aber keine
elektrische Beleuchtung. Es sieht so aus, als gäbe es die
größte Konzentration von Menschen hier.« Er wies mit dem Finger auf eine Gegend nördlich von China in
Ostasien. »Aber wir wissen nicht, wer sie sind.«
    Er fuhr fort mit seinem Bildvortrag und geleitete sein von
Zweifeln hin und her gerissenes Publikum rund um eine
veränderte Welt. Australien wirkte exotisch; obwohl das
Innere des Kontinents zu einem großen Teil rotbraun
verbrannt war wie im einundzwanzigsten Jahrhundert, sah das
Grün an den Küsten und in

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