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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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diesem Augenblick sah Bisesa etwas von dem Stahl durchschimmern,
der diese Briten dazu befähigt hatte, ein Imperium
aufzubauen, das die Welt umspannte.
    Es gab keinen ernst zu nehmenden anderen Vorschlag. Babylon
– das würde es sein.
     
    Die Versammlung löste sich in kleine Gruppen auf, die
Leute unterhielten sich, machten Pläne. Bisesa fühlte
sich mit einem Mal erfüllt von Entschlusskraft und
Pioniergeist.
    Zusammen mit Josh, Ruddy und Abdikadir ging sie langsam
zurück ins Fort. »Grove ist ein sehr kluger
Kopf«, stellte Abdikadir fest.
    »Was meinst du damit?«
    »Seine Bereitwilligkeit, nach Babylon zu ziehen. Die
kommt nicht nur davon, dass wir dort Felder umpflügen
können. Dort gibt’s auch Frauen!«
    »Bevor seine Männer zu meutern beginnen, willst du
sagen.«
    Josh grinste unsicher. »Wenn man sich das vorstellt:
fünfhundert Adame und fünfhundert
Evas…«
    Ruddy sagte: »Sie haben Recht, Grove ist ein guter
Offizier. Er ist sich der Stimmung in den Unterkünften und
in der Messe wohl bewusst.« Viele der Männer, die sich
zum Zeitpunkt der Diskontinuität zufällig in Fort
Jamrud aufgehalten hatten, waren »Dreijährige«,
erklärte Ruddy, Rekruten mit kurzer Dienstzeit. »Nur
wenige von ihnen haben schon den Meerschaum im
Blut…« -Meerschaum war das weiße Pulver, mit
dem die Soldaten die dunklen Stellen auf ihren Koppeln einrieben.
»Im Grunde sind sie alle bemerkenswert guten Mutes. Doch
die gelassene Stimmung wird verfliegen, sobald ihnen klar wird,
wie gering die Chance ist, dass irgendjemand hier in Kürze
nach Hause kann. Babylon könnte durchaus die Lösung
sein.«
    »Weißt du, es ist ein Glück für uns,
dass wir die Sojus und diese vielen Daten haben«, sagte
Abdikadir zu Bisesa. »Aber es gibt auch eine Menge
unbeantworteter Fragen. Diesen Zeitrahmen von zwei Millionen
Jahren finde ich zum Beispiel sehr interessant.«
    »Und weshalb?«, fragte sie.
    »Weil vor zwei Millionen Jahren etwa der Zeitpunkt
liegt, an dem der Homo erectus auf der Bildfläche
erschien – der erste Hominide. Das Vorkommen einiger seiner
Vorfahren, wie etwa der Pithecinen, die die Briten gefangen
haben, überlappte sich zwar eine Zeit lang mit dem des erectus, aber…«
    »Du denkst, dieser Zeitrahmen hat irgendetwas mit uns zu tun?«
    »Es mag reiner Zufall sein – aber warum nicht eine Million Jahre, warum nicht zwanzig oder zweihundert Millionen? Und die ältesten Teile dieses
Welt-Puzzles scheinen genau dort zu sein, wo wir am längsten
ansässig sind, und die jüngsten – wie Nord- und
Südamerika –, dort, wo wir zuletzt ankamen…
Vielleicht ist diese neue Welt ein repräsentativer
Querschnitt durch die menschliche und vormenschliche
Geschichte!«
    Sie erschauerte. »Aber so viel von dieser Welt ist
leer.«
    »Der Homo sapiens ist nur das letzte Kapitel in
der langen, langsamen Geschichte der menschlichen Evolution. Wir
sind nichts als Staub, der auf dem obersten Blatt dieser
Geschichte liegt, Bisesa. Vielleicht ist es das, was uns der
Zustand dieser Welt vor Augen hält. Es ist eine gerechte
Auswahl von Stichproben quer durch die Zeit.«
    Josh zupfte Bisesa am Ärmel. »Mir geht etwas
Bestimmtes durch den Kopf… Vielleicht ist es Ihnen oder
den anderen noch nicht in den Sinn gekommen… Aber als
Mensch des neunzehnten Jahrhunderts ist meine Perspektive
möglicherweise eine andere…«
    »Spucken Sie’s schon aus, Josh!«
    »Sie betrachten diese neue Welt und sehen Schnipsel
Ihrer Vergangenheit. Doch ich sehe auch ein wenig von meiner
Zukunft – in Ihnen dreien. Aber weshalb sollten Sie
die Letzten sein, Bisesa? Warum gibt es da nichts aus Ihrer Zukunft?«
    Der Gedanke traf sie mit voller Wucht; sie war geschockt, dass
er nicht ihr selbst gekommen war. Sie hatte keine Antwort
darauf.
    »Hauptmann Grove! Hierher!« Korporal Batson winkte
vom Rand des Exerzierplatzes. Grove eilte hinüber, und
Bisesa und die anderen folgten ihm.
    Batson stand vor einer kleinen Gruppe Soldaten, einem
britischen Korporal und einer Anzahl von Sepoys, die zwei
fremde Männer festhielten. Man hatte ihnen die Hände
auf dem Rücken gefesselt; sie waren kleiner und breiter
gebaut als die Sepoys und viel muskulöser. Beide
trugen knielange, um die Mitte mit Stricken gegürtete Kittel
– einst purpurrot, nunmehr deutlich ausgebleicht –
und mit Riemen festgebundene Ledersandalen. Ihre breiten,
olivenhäutigen Gesichter waren schlecht rasiert. Sie trugen

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