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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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Finger gegen die Südspitze des
unverwechselbaren Michigan-Sees auf seiner
Graffiti-Landkarte.
    »Chicago«, hauchte Josh.
    »Genau«, sagte Casey. »Aber nur keine
falschen Hoffnungen. Wir erkennen eine dichte städtische
Besiedlung – dazu eine Menge Rauch, wie von Fabriken, und
sogar etwas, das aussieht wie Schiffe auf dem See. Aber von dort
hat die Sojus keine Antwort auf ihre Funksignale
bekommen.«
    »Sie könnten aus einer Ära sein, die noch vor
der Entwicklung der drahtlosen Telegrafie liegt«, warf
Abdikadir ein, »sagen wir, 1850. Selbst damals war die
Bevölkerung schon zahlreich.«
    »Richtig«, knurrte Casey und holte sich die
dazugehörenden Illustrationen auf den Bildschirm,
»bloß haben die Leutchen jetzt ihre eigenen Probleme,
sie sind nämlich umgeben von Eis. Ihr ganzes Hinterland ist
verschwunden; es gibt keine Landwirtschaft mehr und keinen Handel
– weil niemand mehr da ist, mit dem sie Handel treiben
könnten!«
    »Und wo«, fragte Bisesa zögernd, »liegt
die dritte Fundstelle?«
    Casey ließ ein Bild des Mittleren Ostens erscheinen.
»Hier. Da ist eine Stadt – aber klein, nicht zu
vergleichen mit Chicago. Wir halten es für ein antikes
Siedlungszentrum. Was aber interessant ist: Die Sojus hat von
dort ein Funksignal aufgefangen! Abgesehen von unserem das
einzige Signal von der gesamten Erde! Es handelt sich aber um
nicht mehr als ein kräftiges Zirpen über sämtliche
Frequenzen.«
    »Ein Leitstrahl vielleicht«, schlug Abdikadir
vor.
    »Kann sein. Ist aber keiner, den eines von unseren
Geräten aussenden würde.«
    Bisesa starrte auf den Bildschirm. Die Stadt lag eingebettet
in ein großes grünes Gebiet – offenbar
kultiviertes Land, durchzogen von verdächtig schnurgeraden
Wasserwegen, die glitzerten wie Silberfäden. »Ich
glaube, das ist der Irak.«
    »Das«, erklärte Cecil de Morgan in
entschiedenem Tonfall, »ist Babylon.«
    Ruddy schnappte nach Luft. »Babylon ist wieder
geboren!«
    »Und das ist alles«, schloss Casey.
»Bloß wir und dieser Leitstrahl in
Babylon.«
    Sie verfielen in Schweigen. Babylon – schon der
Name klang exotisch in Bisesas Ohren, und durch ihren Kopf
schwirrten Spekulationen, wie dieser sonderbare Leitstrahlsender
dorthin gelangt sein könnte.
    Hauptmann Grove packte die Gelegenheit beim Schopf und trat
mit mächtig gesträubtem Schnurrbart vor. Der kleine
Mann klatschte kurz und kräftig in die Hände.
»Nun, ich darf Ihnen danken, Mister Othic. Ich sehe die
Sache folgendermaßen: Wir müssen uns auf unsere eigene
Situation konzentrieren, da wohl klar ist, dass kein Retter in
der Not uns zu Hilfe eilen wird, wenn ich so sagen darf. Und
nicht nur das, ich denke, wir müssen etwas unternehmen, uns ein Ziel suchen – mit einem Wort,
es ist hoch an der Zeit, dass wir aufhören, nur auf das zu
reagieren, was die Götter uns vor die Füße
werfen, und damit beginnen, selbst das Kommando zu
übernehmen.«
    »Hört, hört«, murmelte Ruddy.
    »Ich warte auf Vorschläge.«
    »Wir müssen nach Chicago«, drängte Josh.
»Mit so vielen Menschen, so viel Industrie, so viel
Potenzial…«
    »Die wissen dort gar nicht, dass es uns gibt«,
unterbrach ihn Casey mit schonungsloser Offenheit. »Na ja,
kann sein, dass sie die Sojus oben vorbeiziehen gesehen haben,
aber auch dann haben sie vom Rest keine Ahnung.«
    »Und wir haben keine Möglichkeit, sie zu
erreichen«, sagte Hauptmann Grove. »Wir sind wohl
kaum in der Lage, eine Atlantiküberquerung ins Auge zu
fassen… Vielleicht irgendwann in der Zukunft. Doch
für den Moment müssen wir uns Chicago aus dem Kopf
schlagen.«
    »Babylon«, sagte Abdikadir. »Das läge
auf der Hand. Und von daher stammt auch dieser Funkleitstrahl.
Vielleicht erfahren wir dort mehr über das, was mit uns
geschehen ist.«
    Grove nickte. »Außerdem gefällt mir die
Vorstellung von all diesem Grün. War Babylon nicht ein
frühes Zentrum der Landwirtschaft? Der Fruchtbare Halbmond
und so… Es wäre denkbar, die Verlagerung der Truppe
dorthin in Erwägung zu ziehen. Ein Fußmarsch wäre
kein unmögliches Unterfangen.«
    Abdikadir lächelte. »Sie denken an einen Bauernhof,
Hauptmann Grove?«
    »Wohl kaum die Krönung meiner lebenslangen
Ambitionen, Mister Omar, so sich jedoch die Notwendigkeit
ergibt…«
    »Aber es leben dort schon Menschen«, warf Bisesa
ein.
    Groves Züge verhärteten sich. »Darüber
werden wir uns Gedanken machen, sobald wir dort sind.« In

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