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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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mongolische Kurier
im Morgengrauen zurück. Das Schicksal der beiden Kosmonauten
war offenbar entschieden.
    Kolja war schon wach; er hatte das Gefühl, die
schlaflosen Nächte hätten Sand in seinen Augen
hinterlassen. Er musste Sable wachrütteln.
    Im muffigen Dunkel der Jurte, in der die Kinder immer noch
leise auf ihren Bettstellen schnarchten, bekamen die Kosmonauten
ein Frühstück aus ungesäuertem Brot und einer Art
heißem Tee, der erstaunlich stärkend und recht
aromatisch war und wahrscheinlich aus Kräutern und
Gräsern der Steppe hergestellt wurde.
    Die beiden Kosmonauten bewegten sich immer noch ein wenig
steif; sie erholten sich zwar rasch von ihrem Aufenthalt im
Orbit, aber Kolja sehnte sich nach einer heißen Dusche
– oder wenigstens nach der Möglichkeit, sich das
Gesicht zu waschen.
    Sie wurden aus der Jurte geführt, um ihre Notdurft zu
verrichten. Der Himmel hellte sich auf, und die gewohnte Decke
aus Wolken und Asche schien an diesem Morgen
verhältnismäßig leicht. Einige Nomaden erwiesen
dem Anbruch des Tages mit Kniefällen Richtung Süden und
Osten ihre Ehrerbietung. Das war eine der wenigen Gelegenheiten,
bei denen sie religiöse Gefühle zeigten. Die Mongolen
betrieben Schamanismus, doch sie vermieden öffentliche
Rituale und verlegten Orakel, Exorzismen und Magie lieber in die
Intimität ihrer Jurten.
    Die Kosmonauten wurden zu einer Gruppe Männer
geführt, die neben einem halben Dutzend gesattelter Pferde
wartete; zwei weitere Pferde hatte man vor einen kleinen Karren
mit Holzrädern gespannt. Die Pferde waren klein und
kräftig und sahen so undiszipliniert aus wie ihre
Eigentümer; sie blickten ungeduldig um sich, so als wollten
sie die Aufgabe, die vor ihnen lag, so rasch wie möglich
hinter sich bringen.
    »Endlich weg von hier«, knurrte Sable.
»Zivilisation, wir kommen!«
    »Es gibt eine russische Redewendung«, warnte
Kolja, »raus aus der Bratpfanne, rein ins
Feuer…«
    »Die Russen können mich…«
    Die beiden wurden zum Karren gestoßen und mussten mit
gefesselten Händen hinaufklettern. Nachdem sie sich auf dem
nackten Bretterboden niedergelassen hatten, trat ein selbst nach
den Standards dieser Leute kräftig aussehender Mongole an
den Karren heran und begann ihnen eine bombastische Ansprache zu
halten. Sein ledriges Gesicht war zerfurcht wie eine
dreidimensionale Landkarte.
    »Was sagt er?«, fragte Sable.
    »Keine Ahnung. Aber erinnere dich, wir haben ihn schon
mal gesehen. Ich glaube, das ist der Häuptling. Und sein
Name ist Skakatai.« Ganz am Anfang war der Häuptling
gekommen, um sie beide zu begutachten.
    »Dieser kleine Arsch will uns vermarkten! Wie waren
gleich die Wörter, die du benutzt hast?«
    »Daruchatschi. Tengri.«
    Sable sprang auf und starrte Skakatai böse an.
»Hast du das mitgekriegt, Affe? Tengri! Tengri! Wir
sind Abgesandte Gottes! Und ich werde ganz sicher nicht mit
hinten verschnürten Armen nach Shangri-La kutschieren! Also
mach schon, oder ich brate dir deinen elenden Arsch mit einem
Blitzstrahl!«
    Natürlich verstand Skakatai kein Wort außer den
mongolischen Fragmenten in Sables lautstarker Rede, aber ihr
Tonfall sprach Bände. Nach einigen weiteren heftigen
Wortwechseln auf mongolischer Seite nickte Skakatai einem seiner
Söhne zu, der augenblicklich Sables und Koljas Fesseln
durchschnitt.
    »Gut gemacht«, nickte Kolja und rieb sich die
Handgelenke.
    »Lappalie«, knirschte sie. »Nächstes
Thema.« Sie deutete auf die Sojus und auf den Packen
Fallschirmseide, der an einer der Jurten lehnte. »Ich will
wiederhaben, was mir gehört! Bringt die Seide zum Karren
her! Und den ganzen Kram, den ihr aus der Sojus geklaut
habt…!« Viel Gestikulieren war nötig, um diesen
Punkt an den Mann zu bringen, aber schließlich befahl
Skakatai seinen Leuten einigermaßen widerwillig, den
Fallschirm aufzuladen, und nach und nach tauchten auch Teile der
Ausrüstung aus den Jurten wieder auf. Bald war der Karren
grotesk hoch beladen mit dem Fallschirm, den Raumanzügen und
anderen Dingen aus der Sojus. Kolja kontrollierte, ob auch das
medizinische Notfallmaterial und die Signalpistolen darunter
waren – und die Teile des Funkgerätes, ihre einzige
Verbindungsmöglichkeit zur Außenwelt und zu Casey und
den anderen in Indien.
    Sable kramte in ihren Sachen und holte ein kleines
Einmann-Rettungsfloß hervor, das sie Skakatai feierlich
überreichte. »Hier, bitte schön«, sagte
sie,

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