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Die Zeit-Odyssee

Die Zeit-Odyssee

Titel: Die Zeit-Odyssee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur C. Clarke , Stephen Baxter
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dachte Kolja –, und so benötigten sie nur zwei
Stunden, um eine akzeptable Verständigung aufzubauen.
    Basil sagte, er sei Händler, in die Hauptstadt der ganzen
Welt gekommen, um sein Glück zu machen. »Die Kaufleute
lieben die Mongolen«, sagte er. »Sie haben uns das
Tor zum Osten geöffnet! China, Korea…« Es
dauerte ein Weilchen, bis die Ländernamen, die er
verwendete, zugeordnet waren. »Natürlich sind die
meisten Händler hier Muslime und Araber – in
Frankreich wissen die meisten Menschen nicht einmal, dass es
Mongolen gibt…« Doch Basil verlor keinen Moment sein
Hauptanliegen aus den Augen, und so begann er bald, Fragen zu
stellen – woher die Kosmonauten kämen, was sie wollten
und was sie mitgebracht hätten.
    Sable trat dazwischen. »Hör mal, Kumpel, wir
brauchen keinen Verkaufsvermittler, du sollst bloß unsere
Worte übersetzen, und zwar dem… äh, dem
großen Kerl.«
    »Yeh-lü«, sagte Basil. »Sein Name ist
Yeh-lü Ch’u-ts’ai. Er ist ein
Kitan…«
    »Bring uns zu ihm«, ordnete Sable an.
    Basil erhob Einwände, doch Sables Tonfall war
unmissverständlich – ganz ohne Übersetzung. Basil
klatschte in die Hände, und ein Diener trat ein, um sie vor
den großen Yeh-lü selbst zu bringen.
    Mit eingezogenen Köpfen marschierten sie durch Korridore
aus Filz, die nicht für Menschen ihrer
Körpergröße gebaut waren.
    In einem kleinen Raum in einer Ecke dieses Zeltpalastes ruhte
Yeh-lü auf einer niedrigen Liege, Diener an seiner Seite.
Vor ihm auf dem Boden ausgebreitet lagen halb verblasste
Diagramme, die aussahen wie seltsame Landkarten, eine Art
Kompass, Figuren, die entfernt an geschnitzte Buddhas erinnerten,
und ein Häufchen kleinerer Gegenstände –
Schmuckstücke, kleine Münzen. Das Handwerkszeug eines
Astrologen, vermutete Kolja. Mit einer eleganten Handbewegung lud
Yeh-lü sie ein, auf einem der anderen Sofas Platz zu
nehmen.
    Yeh-lü war geduldig; gezwungen, über eine
unverlässliche Kette von Dolmetschern via Basil und Kolja zu
sprechen, fragte er sie nach ihren Namen und woher sie kamen. Als
er die Auskunft erhielt, die mittlerweile zu ihrer
Standardantwort geworden war – nämlich von Tengri, dem Himmel –, verdrehte er die Augen; er
mochte zwar Astrologe sein, aber kein Dummkopf.
    »Wir brauchen eine bessere Geschichte«, sagte
Kolja.
    »Verstehen diese Leute etwas von Geografie? Wissen sie
überhaupt, wie die Welt aussieht?«
    »Keine Ahnung!«
    Umgehend ließ Sable sich auf die Knie nieder, schob eine
Filzmatte zur Seite und glättete mit der Hand den sandigen
Boden darunter. Mit einer Fingerspitze skizzierte sie, eine grobe
Weltkarte: Asien, Europa, Indien, Afrika. Dann stach sie die
Fingerspitze mitten hinein in die Karte. »Wir sind
hier…«
    Kolja dachte daran, dass die Mongolen sich immer nach
Süden hin orientierten, während bei Sables Landkarte
Norden oben war; mit dieser einfachen Umkehrung wurden die Dinge
viel klarer.
    »Und hier«, fuhr Sable fort, »ist der
Weltozean.« Sie zog den Finger durch den Staub jenseits der
Kontinente, bis ein ungefährer Kreis zu sehen war.
»Wir kommen von weit her – von der anderen Seite
dieses Weltozeans. Wir sind darüber hinweggeflogen wie
Vögel auf unseren orangefarbenen Flügeln…«
Das stimmte nicht so ganz, aber es kam der Wahrheit nahe, und
Yeh-lü schien es für den Moment zu akzeptieren.
    Basil sagte: »Yeh-lü fragt nach dem Yam. Er
hat auf allen Hauptrouten Reiter ausgesandt, aber einige Routen
sind unterbrochen. Er sagt, er weiß, dass die Welt in
schwere Unordnung geraten ist, und er möchte wissen, wie ihr
beide diese unbekannte Störung versteht und welche Bedeutung
sie für das Reich haben könnte.«
    »Wir begreifen nichts davon«, antwortete Sable.
»Und das ist die Wahrheit. Wir sind ebenso sehr Opfer der
neuen Verhältnisse wie ihr.«
    Auch dies schien Yeh-lü zu akzeptieren. Er erhob sich
träge und sagte etwas. Basil japste vor Aufregung.
»Der oberste Herrscher ist beeindruckt von eurem Geschenk,
dem orangefarbenen Gewebe, und wünscht euch zu
sehen!«
    Sables Augen wurden hart. »Na endlich, jetzt kommen wir
weiter!«
    Sie standen auf, und sofort formierte sich eine Truppe,
angeführt von Yeh-lü, mit Sable, Kolja und Basil in der
Mitte und rundum einem geschlossenen Kreis finster
dreinschauender Wachen.
    Kolja war ganz starr vor Angst. »Sable, wir müssen
vorsichtig sein. Denk daran, wir sind Eigentum des Herrschers. Er

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