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Die Zeitbestie

Titel: Die Zeitbestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asher Neal
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sich den Gefährten zu und gab zweien mit einem Wink zu verstehen, sie sollten Palleque aufheben. »Ich möchte nicht, dass er stirbt oder unnötige Schmerzen erleidet.« Er blickte zum Felsen zurück. »Das kommt später an die Reihe.«
    Sie kam allmählich zu sich. Die Beine fühlten sich, soweit sie im Wasser lagen, kalt und taub an, aber wenigstens konnte sie die Arme leicht bewegen. Indem sie sich mit den Ellbogen in einem Geröll aus Steinbröckchen und zerbrochenen bunten Muscheln abstützte, zerrte sie sich aus dem kalten Salzwasser und wälzte sich auf den Rücken. Während sie noch immer schwer atmete, blickte sie zum kraftlos blauen Himmel hinauf, der mit Klecksen weißer Wolken verschmiert war. Sie fühlte sich bleischwer, und als das Gefühl in die Gliedmaßen zurückkehrte, kam sie sich aufgedunsen vor. Das Blei in ihr schrumpfte jedoch mit jedem Atemzug. Schließlich konnte sie sich auf die Knie aufrappeln und die Umgebung in Augenschein nehmen.
    Der Gesteinstümpel, in dem ihre Beine eingeweicht worden waren, leuchtete von Anemonen, merkwürdigen Schalentieren, roten Algen und grünem Gras, das an weggeworfenes Seidenpapier erinnerte. Ihr schauderte, als sie feststellte, dass dort alles in Bewegung war: Trilobiten ruderten herum wie große abgeflachte Bohrasseln. Dieser Tümpel war nur einer von vielen, den die Ebbe in einem Felsenband zurückgelassen hatte. Das Band lag zwischen dem schrägen Ufer, auf dem Polly gerade kniete, und der Sandfläche, die sich bis zum fernen Schaum das Meeres ausdehnte. Mehr sah sie bislang nicht.
    »Wie hast du das geschafft?«, brachte sie hervor, als sie endlich genug Spucke dafür hatte.
    Das könnte ich genauso gut dich fragen.
    »Nein, aber … du hast nie gesagt …«
    Muse ist tief mit dir verbunden, und diese Verknüpfung vertieft sich laufend weiter. Vor vielleicht zwei Zeitverschiebungen habe ich bemerkt, dass ihre Überwachungssysteme eine Verbindung mit deinem … Torus herstellten. Als du die letzte Verschiebung herbeigeführt hast, habe ich gesehen … gespürt, wie du das bewerkstelligt hast, und wusste, dass ich es auch tun könnte.
    Auf einmal empfand Polly die Gegenwart Nandrus wie einen Eingriff inihr Privates – etwas, was sie nie zuvor empfunden hatte, solange sie von ihm nicht mehr mitbekam als seine Stimme. Selbst wenn sie den Bedürfnissen ihres Körpers Folge leistete, empfand sie sich nicht als von ihm überwacht, denn er schien sich zu solchen Gelegenheiten in irgendeinen privaten Winkel zurückzuziehen, als machte er seine Anwesenheit nur dann spürbar, wenn sie ihn brauchte. Aber dann entschied sie, dass sie übertrieben dramatisch reagierte. Nandru hatte sie gerade davor bewahrt, dass man ihr den Torus abschnitt – zusammen mit einem Stück Fleisch, das für Thotes Zwecke ausreichte –, und ihr so wahrscheinlich das Leben gerettet.
    »Danke«, sagte sie, rappelte sich schließlich ganz auf und gewann so einen weiter reichenden Ausblick auf ihre Umgebung.
    Das, was Polly jetzt erblickte, hätte sie als Wüste oder Tundra bezeichnet, denn sie brachte nur diese Landschaften mit einem solchen Mangel an Leben in Verbindung. Allerdings herrschte hier die Temperatur eines milden Frühlingstages, und die Luft war weder gefriergetrocknet, noch war jede Feuchtigkeit aus ihr herausgebacken worden. Unter diesen Bedingungen hätte die Landschaft eigentlich vor Leben strotzen müssen – diese Szenerie, übersät von Felsbrocken, Verwehungen aus pulvrigem und körnigem Gestein, geschwärzt von herabgeregneter Vulkanasche und durchschnitten von einem funkelnden Fluss. Der einzige Hinweis auf Leben bestand jedoch in dem einen oder anderen grünen Flecken, der eine einfarbige Aussicht auflockerte. Steifbeinig ging Polly zum Fluss hinüber.
    Nichts lebte in dem funkelnden Strom. Polly bückte sich, schöpfte Wasser in den Behälter und trank. Das Wasser war kalt und schmeckte nach Soda. Sie hatte etwas so Süßes seit … langer Zeit nicht mehr gekostet. Dann füllte sie den Behälter erneut, steckte ihn in die Tasche und kehrte an den Strand zurück, und sie fragte sich dabei, wann sie wohl an Schalentiervergiftung starb.
    Da sein Verständnis von der Funktionsweise des Torus nun komplett war, versuchte Tack bei angehaltenem Atem, ihn mit Willenskraft zu bewegen, dass er das Pseudo-Mantisal materialisierte. Dieses Unterfangen scheiterte jedoch, als der Luftmangel Tack zwang, den Torus lieber ins Wirkliche zurückzuwünschen. Er tauchte mitten in

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